10. Gerüchte

Paddy saß immer noch in der Küche und versuchte die 3 Kinder ruhig zu halten, was sich als nicht ganz einfach entpuppte, da die Drei es genossen, dass ihre Eltern nicht da waren und daher versuchten ihre Grenzen bei Paddy auszutesten – und dies taten sie ausgiebig. 

Paddy war nur am hin- und herlaufen und versuchte den größten Schaden abzuwenden. Er hatte Emma schon in ihren Sitz gesetzt und ihr ein Plüschtier in die Hand gedrückt, aber darauf hatte sie keine Lust und vor Langeweile begann sie zu weinen. Helen hatte den Schrank mit den Töpfen ausgeräumt und begann nun mit einem Löffel auf diesen herumzuschlagen. Gabriel hüpfte auf dem Sofa, hatte die Stereo-Anlage eingeschaltet und hörte auf voller Lautstärke eine Benjamin Blümchen Hörspielkassette. Paddy war allerdings noch dabei Joghurt vom Boden aufzuwischen, welchen Helen sich versucht hatte aus dem Kühlschrank zu holen und der dabei aber leider heruntergefallen war. 

„Was ist denn hier passiert“ donnerte Angelo, als er freudestrahlend mit Kira die Küche betrat. Sofort war es mucksmäuschenstill. Helen ließ unauffällig den Löffel verschwinden, Emma hörte auf zu weinen und Gabriel schaltete schnell die Stereoanlage aus. Unschuldig sahen die Kinder ihre Eltern an, nur Paddy, der hockte noch auf dem Boden und wischte den Dreck weg. „Nichts ist passiert, Papa. Alles okay.“ Versicherte Gabriel ihm eifrig nickend. „Ja, ja, ja, das sehe ich. Ab mit euch in eure Zimmer.“  

Sofort verschwanden Helen und Gabriel. Kira nahm währenddessen Emma auf den Arm und verschwand mit ihr im Badezimmer und somit waren wieder Angelo und Paddy alleine. „Wie geht es deiner Nase?“ fragte Angelo ihn zähneknirschend. – „Gut, aber ich glaube ich sollte damit mal ins Krankenhaus fahren“ antwortete Paddy nicht minder frostig. Zwischen den Beiden entstand spürbar eine Spannung. „Hör mal, Angelo. Ich weiß zwar nicht mehr wie das passiert ist, warum wir uns überhaupt geprügelt haben, aber ich finde dass wir mal darüber reden sollten, so kann das doch nicht weitergehen.“ - „Ach, du...“ winkte Angelo unwirsch ab. „Ich hab jetzt keine Zeit zum Reden. Ich ziehe mir schnell etwas an und dann fahre ich dich ins Krankenhaus.“ Mit diesen Worten verschwand er aus der Küche und zog sich rasch etwas vernünftiges an. Dann fuhren er und Paddy schweigend ins Krankenhaus.  

 

Währenddessen war Barby mit Patricia unterwegs in der Innenstadt um ein bisschen zu shoppen. Die Kinder hatte Patricia bei Denis gelassen, damit sie sich ein bisschen mit Barby allein vergnügen konnte. Bepackt mit unzähligen Tüten setzten sie sich in ein kleines Café mitten in der Fußgängerzone und bestellten jeder einen Milchcafé. „Oh, guck mal, hast du den hübschen Kellner gesehen?“ Barby deutete unauffällig auf den jungen Mann, der ihnen gerade ihre Getränke gebracht hatte.  „Oh stimmt, der ist ja wirklich niedlich.“ Die beiden kicherten wie die Teenager und schlürften übermütig ihren Kaffee. Sie saßen noch eine halbe Stunde und alberten herum, als Barbys Gesicht sich plötzlich versteinerte. „Was ist los?“ Patricia folgte Barbys Blick und sah genauso geschockt aus wie ihre Schwester. „Oh nein. Komm, wir zahlen und gehen dann lieber schnell.“ Patricia winkte den Kellner heran. Barby nickte nur. Ihr Blick klebte immer noch an Tom, der auf der anderen Seite der Straße stand und in ein Gespräch mit einem Mann, den Barby nicht kannte, vertieft war. 

Patricia verkniff sich, dass sie eigentlich noch auf die Toilette wollte, sondern zog Barby hinter sich her aus dem Café. Unauffällig versuchten sie an Tom vorbeizukommen. „Hey, Patricia, hallo Barby.“ Ertönte es hinter den Beiden. Mist, dachte Patricia. Er hat uns doch gesehen. Sie drehten sich um und sahen ihn an.

Patricia riss sich zusammen und fragte ihn scheinheilig: „Wie geht es dir, Tom? Alles in Ordnung bei dir?“ – „Ja, mir geht es gut. Danke der Nachfrage.“ Er wandte sich an Barby „Und wie geht es dir? Ich hoffe du hast dich wieder gefangen?“ Barby reckte stolz ihren Kopf in die Höhe „Ja, es ist alles bestens. Ich kann nicht klagen.“ Presste sie heraus. Schweigend standen sie sich gegenüber, keiner wusste was er sagen sollte. „So, ich glaube wir müssen dann auch ganz dringend weiter. Wir haben gleich einen Termin.“ Patricia nahm Barbys Arm und zog sie hinter sich her. „Tschüss, Tom. Schön dich mal wiedergesehen zu haben.“ 

„Achso, ähm... Barby?“ rief Tom hinter den beiden her. Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Vielleicht können wir uns ja mal wieder treffen? Nur wenn du Lust hast!?“ Sie wusste darauf keine Antwort, also zuckte sie nur mit den Schultern, während Patricia sie weiter mit sich zog. 

„Ich hoffe, du wirst dich nicht mit ihm treffen!?“ – „Ich weiß es nicht, Patricia. Ich bin schon wieder so durcheinander...“ – „Ach, meine Kleine. Auf den bist du doch gar nicht angewiesen. Du hast doch jetzt Björn...“ – „Ja, ich weiß. Aber irgendwie bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher, ob ich Björn überhaupt noch will.“ Patricia schüttelte nur mit dem Kopf. Sie waren inzwischen am Auto angekommen, so verstauten sie die Tüten im Kofferraum und setzten sich dann ins Fahrzeug. 

Patricia saß auf dem Fahrersitz, steckte den Zündschlüssel hinein, aber startete den Wagen noch nicht. Eine Frage, die ihr schon länger im Kopf herumschwirrte, wollte sie nun unbedingt stellen. Sie zögerte ein bisschen, doch nahm dann ihren ganzen Mut zusammen: „Du Barby,“ sie sah sie erwartungsvoll an „wie sieht es aus, möchtest du uns morgen nicht zu dem Konzert begleiten? Du musst ja nicht auftreten, aber die Kirche ist wirklich wunderschön und immer einen Besuch wert.“ 

Barby ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen. Eigentlich hätte sie schon Lust einmal wieder mitzukommen, aber andererseits hatte sie Angst, dass sie erkannt werden könnte und dass die Fans sie ansprachen. Erinnerungen wurden in ihr wach, Erinnerungen an die alten Zeiten, damals als sie sich auf der Bühne so unwohl gefühlt hatte, als sie fürchtete gleich umzufallen, weil der Druck so groß war. „Ich weiß nicht...“ - „Naja, kannst du ja mal drüber nachdenken. Kannst du ja morgen auch spontan entscheiden. Die Kirche ist hier ja ganz in der Nähe.“ Immerhin hatte sie nicht sofort nein gesagt. 

 

Am nächsten Morgen saßen Patricia und Barby mit den Kindern in der Küche und tranken noch ganz verschlafen einen Kaffee, als Denis mit einer Tageszeitung und frischen Brötchen hereinkam. „Guten Morgen die Damen“ rief er gutgelaunt in die Runde. Er deckte den Tisch für das Frühstück und schmierte sich ein Brötchen. Die zwei Schwestern taten es ihm gleich. Schweigend frühstückten sie, während Denis lustlos die Tageszeitung durchblätterte, dann blieb sein Blick an einer Schlagzeile hängen. „Oh nein“, entfuhr es ihm „so etwas dämliches“. Patricia und Barby blickten auf „Was ist denn? Etwas schlimmes?“ 

Denis antwortete nicht, sondern las sich den Artikel sorgfältig durch, es war ein sehr kurzer Artikel mit einem Bild daneben, das Bild zeigte Paddy nach dem Krankenhaus, mit einer seltsamen Konstruktion auf der Nase, Angelo ging neben ihm. 

„Trisha, Barby, hört euch das mal an, hier ist ein Artikel über Paddy. Aber ich muss euch warnen: Ihr werdet euch aufregen. Hat also doch sein Gutes, wenn man mal so eine Schund-Zeitung geschenkt bekommt. So, nun hört zu: 

Paddy Kelly aus dem Kloster geschmissen.

 

Paddy Kelly (30), bekannt als Bandleader der Pop-Gruppe „The Kelly Family“, die in den 90er-Jahren einen Hit mit An Angel feierten, wurde aus dem französischen Kloster geschmissen. Ein guter Freund der langhaarigen Familie bestätigte uns, dass Paddy Kelly sich maßlos betrank und eine Prügelei anzettelte, dabei brach Paddy sich die Nase und musste unverzüglich das Kloster verlassen. Er fand Unterschlupf bei seinem jüngsten Bruder Angelo Kelly (26) und befindet sich, Gerüchten zufolge, auf der Flucht vor der französischen Polizei.

 Hat man da noch Worte?“ Denis schaute die zwei Schwestern an, die ihn fassungslos anstarrten. „Ich glaub das nicht,“ wetterte Patricia „wie können die so einen Mist schreiben? Die sollten wir verklagen.“ – „Ich finde auch, Paddy sollte unverzüglich eine Gegendarstellung schreiben. Das ist wirklich eine Frechheit.“ Barbys Stimme zitterte vor Wut. „Und das Ganze auch noch vor dem Konzert heute Abend. Was meint ihr, was da los sein wird.“ 

Patricia stand auf und griff zum Telefon. Sie wählte Angelos Nummer, die sie auswendig kannte. Am Telefon erzählte sie Paddy in allen Einzelheiten was in dem Artikel stand. Und auch Paddy war erbost über die falschen Aussagen in dem Artikel, wollte aber – trotz Patricias Überredungskünste - keine Gegendarstellung schreiben „ Es ist mir doch egal, was so ein Faltblatt schreibt“ regte er sich auf, erhob aber nicht seine Stimme, „die haben doch keine Ahnung. In dem Artikel stimmt ja fast gar nichts. Aber Hauptsache ihr und das Kloster wisst was richtig ist.“ 

Also blieb es dabei und sie vereinbarten, dass sie diesen Artikel nicht erwähnen würden. Sollte jemand auf dem Konzert diesbezüglich angesprochen werden, würden sie die Aussage verweigern, beziehungsweise sie würden versuchen geschickt vom Thema abzulenken. 

Patricia setzte sich anschließend wieder an den Esstisch, brachte aber keinen Bissen mehr hinunter. Stattdessen merkte sie, wie ihr Magen rebellierte. Sie sprang auf und lief ins Badezimmer, wo sie ihr gesamtes Frühstück wieder erbrach. 

„Trisha?“ Denis stand hinter seiner Frau, die kniend vor der Toilette hockte, und streichelte ihr mit der einen Hand über den Rücken, mit der anderen Hand hielt er ihre Haare fest „Ist alles okay bei dir?“ Sie wischte sich den Mund ab, spülte und setzte sich dann auf den Boden, den Rücken an die kühle Badewanne gelehnt „Ich weiß auch nicht, was das plötzlich ist. Diese Aufregung um den Artikel gerade ist mir irgendwie nicht bekommen.“  - „Geht es dir denn jetzt wieder besser?“ - „Ja“ nickte sie „ich denke schon. Lass mich nur noch schnell Zähne putzen, dann komme ich wieder in die Küche.“ Denis verschwand aus dem Bad und frühstückte in der Küche weiter.

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Kommentare: 3
  • #1

    Die Micha (Samstag, 09 Oktober 2010 20:25)

    Ja, ja die Presse wieder mal.

    Ob Patricia schwanger ist??? :-) Machen wir doch einfach mal weiter mit den Pressemitteilungen! :-P

  • #2

    strangersworld (Dienstag, 12 Oktober 2010 22:23)

    Wer weiß, wer weiß ;-)
    Ja, die altbekannte Presse. Die wird man eben nie los :(

  • #3

    mandy (Montag, 23 Januar 2012 13:19)

    schwanger? oder magersucht, essstörungen ??? wer weiss wer weiss... es kann so vieles sein!