18. Kennen lernen

Barby genoss ihr Treffen mit Ricardo Blas in vollen Zügen. Er war höflich, zuvorkommend und sehr intelligent. Außerdem besaß er eine gute Menschenkenntnis, denn sowohl der Wein, als auch das Menu, das er gewählt hatte, waren vorzüglich. Sie saßen nun schon seit 3 Stunden in diesem edlen Restaurant, aber ihr wurde es kein bisschen langweilig, auch kamen ihre sorgfältig vorbereiteten Karteikarten mit möglichen Gesprächsthemen nicht zum Einsatz, da er die Kunst der Konversation perfekt beherrschte. Aber das war auch nicht schwer, denn schnell stellten sie fest, dass sie ähnliche Ansichten und Vorlieben hatten und so ergab ein Thema das Nächste und jeder konnte überall etwas dazu beizutragen. Sie bewunderte ihn, sein Aussehen, sein Selbstbewusstsein, seinen Charme und seine guten Manieren. Ab und zu ertappte sie sich, wie sie ihn beim Lächeln beobachtete und sich wünschte einmal sein Grübchen anzufassen, welches immer dann entstand, wenn er lächelte. 

Als sie bei einem besonders lustigen Thema wieder beide aus vollem Herzen lachten, legte er den Kopf leicht in den Nacken und eröffnete ihr somit den Blick auf seinen Hals, welcher in einem blütenweißen Hemd endete, dessen oberster Knopf offen gelassen worden war. Wie gerne würde ich ihm dieses Hemd vom Leib reißen und sehen wie er darunter aussieht, träumte Barby. Dann schimpfte sie aber mit sich selbst. Oh Gott, Barby. An so etwas darfst du gar nicht denken. Dies ist ein unverbindliches Abendessen, er fand dich nett, will aber nichts von dir. Und schon gar nicht so ein Traum von einem Mann. Der ist bestimmt verheiratet. Er bemerkte ihren inneren Kampf nicht, sondern rief den Ober heran, damit der ihnen noch ein weiteres Glas Wein brachte. 

„Mehr darf ich dann allerdings nicht trinken, sonst kann ich heute kein Auto mehr fahren.“ – „Oh, das kann ich verstehen. Dann werde ich diesen Wein jetzt besonders genießen.“ Dann brachte der Ober auch schon die beiden Gläser Wein und sie prosteten sich zwinkernd zu. „Vielen Dank für diesen wundervollen Abend“ bedankte sich Ricardo, während er das Glas wieder absetzte. „Ich hab mich zu bedanken. Vielen Dank für die Einladung und....“ sie vollführte mit der Hand einen Halbkreis und deutete auf das Restaurant.  Lächelnd nahm er ihre Hand in seine und streichelte zart mit der Fingerkuppe über ihren Handrücken „Ich würde das gerne wiederholen.“ - „Ja, das würde ich auch gerne.“ – „Gleich morgen?“ er lächelte schelmisch. „Oh, wie blöd. Da kann ich nicht. Da hab ich einen Arzttermin“ sie hatte einen Termin bei ihrem Therapeuten, aber das wollte sie ihm nicht unbedingt auf die Nase binden. „Schade. Dann werde ich Sie morgen anrufen und mit Ihnen einen Termin vereinbaren.“ – „Gerne.“

Als auch der letzte Tropfen Wein getrunken war, zahlte Ricardo die Rechnung und half dann Barby in die Jacke. Galant hielt er ihr den angewinkelten Arm hin. „So, da sind wir auch schon wieder an meinem Auto angekommen. Vorsicht, passen Sie auf. Dort ist eine Pfütze.“ Dann hielt er ihr die Tür auf, stieg selbst ein und fuhr los.

Barby fand, dass die Fahrt viel zu schnell vorbei war. Sie hätte gerne einfach noch ein bisschen neben ihm gesessen. Er öffnete ihr wieder die Tür, sie stieg aus und stand dann unmittelbar vor ihm, sie roch sein männliches Parfüm und spürte seinen Atem auf ihrer Stirn, vorsichtig legte sie den Kopf in den Nacken und sah ihm in die Augen. In Barbys Magen flogen Tausende von Schmetterlingen ihre Runden und zusätzlich trampelten Hunderte von Tausendfüßlern auf ihrer Magenwand herum. Bitte, küss mich, dachte sie. Und als hätte er ihre Gedanken gelesen beugte er sich in Zeitlupe zu ihr herunter und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die geschlossenen Lippen. Dann warf er die Autotür zu und nahm Barby noch einmal fest in den Arm. 

„Das hier hab ich mir schon gewünscht, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe“ murmelte er in ihre Haare hinein. In Barby tobte nun ein Wirbelsturm vor Aufregung, er begann nun an ihrem Ohrläppchen zu knabbern und küsste sie dann wieder auf den Mund, dieses Mal jedoch öffnete er seine Lippen und schob mit seiner Zunge sanft ihre Lippen auseinander. Sie verloren sich in einem innigen Kuss, der mehrere Minuten andauerte. „Willst du noch mit rein?“ hörte Barby sich atemlos fragen und merkte selbst, wie belegt ihre Stimme klang. „Wenn du das gerne möchtest?“ – „Ja.“  So schloss er das Auto ab und gemeinsam verschwanden sie in Barbys Zimmer.

 
 

Paddy wachte am nächsten Morgen durch das Kreischen von Angelos Kindern auf. Ich muss mir unbedingt eine eigene Wohnung suchen, dachte er verzweifelt, während er sich das Kopfkissen auf die Ohren presste. Wie gerne würde er noch eine Stunde schlafen, doch Angelo konnte seinen Kinder ja schlecht die Münder zu kleben, da Paddy bei dem Krach aber auch nicht wieder einschlafen konnte musste er wohl oder übel aufstehen. Früher hatte ihn Lärm nie gestört, aber seit seiner Zeit im Kloster war er irgendwie lärmempfindlicher geworden. Verschlafen schwankte er ins Bad, schloss die Tür zu, zog sich nackt aus und stieg unter die Dusche. Ausgiebig genoss er das Prasseln des warmen Wassers auf seinem Körper, er schäumte sich von Kopf bis Fuß mit Duschgel ein und wusch das ganze dann sorgfältig wieder ab. Schließlich stellte er das Wasser wieder ab und nahm sich ein kuschelig warmes Handtuch von der Heizung, damit rubbelte er zuerst seine Beine trocken und arbeitete sich über seine Körpermitte zum Oberkörper vor. Die Haare wurden auch noch schnell trocken gerieben. Dann schlang er das Handtuch um seine Hüften und verließ so das Badezimmer.  

In seinem Zimmer zog er sich nur Boxershorts und ein T-Shirt an und taperte so barfuß in die Küche. „Guten Morgen“ warf er gutgelaunt in die Runde. „Guten Morgen“ grummelte Angelo zurück, der lustlos in seinem Müsli herumstocherte. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ – „Ach, gar keine. Bin nur immer noch müde. Aber mit 3 Kindern darf man nicht mal an Ausschlafen denken. Dabei geht heute meine Tour los.“ Paddy betrachtete seinen jüngsten Bruder, an dessen neuen Haarschnitt er sich nach wie vor nicht gewöhnt hatte, Angelo sah aus wie ein neuer Mensch. Ein neuer Mensch, der nichts mehr mit dem Angelo von früher zu tun hatte. Aber er sagte nichts, sondern nahm sich ebenfalls eine Schüssel und bereitete sich ein Müsli zu. 

Schweigend aßen die beiden ihr Frühstück, als Kira die Küche betrat. „Guten Morgen, na ihr Beiden. Auch schon wach?“ sie spielte auf das Geschrei ihrer Kinder an. Hinter ihr kam ihr Nachwuchs durch die Tür. Paddy stöhnte „jetzt ist es mit der Ruhe wohl endgültig vorbei.“ - „Du Paddy, ich benötige heute mal deine Hilfe, hast du Zeit?“ Kira sah ihn dabei nicht an, sondern schmierte Gabriel ein Vollkornbrötchen. „Ja klar hab ich Zeit. Was gibt’s denn?“ eigentlich hatte er sich vorgenommen eine Wohnung zu suchen, aber da die Beiden ihm kostenlos das Zimmer überließen und ihn auch noch verpflegten, hätte er ein schlechtes Gewissen, wenn er Kira diese Bitte abschlagen würde. „Ich muss mit Emma ins Krankenhaus zu einer Vorsorgeuntersuchung. Dort ist eine sehr gute Kinderarztpraxis angegliedert, und ich bräuchte jemanden, der in der Zwischenzeit ein Auge auf Helen und Gabe hat.“ - „Kein Problem. Wann soll es denn losgehen?“ – „In einer Stunde etwa.“ – „Okay, bin dann fertig.“ Sie sah ihn dankbar an und bereitete dann Emmas Frühstück zu. 

 

Etwa eine Stunde später stand Paddy abfahrbereit vor der Haustür. Er hatte Emma auf dem Arm und Gabriel umklammerte sein rechtes Bein, neben seinem linken Bein stand eine Tasche mit Utensilien für die Kinder und ein paar Spielzeugen. „Kiiiiiraaaaa, wo bleibt ihr?“ rief er ins Haus. „Maaaaaamaaaaaaaaaa....“ machte Gabriel es ihm nach, nur viel lauter. „Ja ja ja“ mit hochrotem Kopf erreichten auch Helen und Kira die Wartenden „Helen wollte partout nicht ihre Schuhe anziehen.“ Helen hatte verweinte Augen und ihre blonden Haare standen verstrubbelt vom Kopf ab. Die rosa Spangen drohten herabzufallen und das Zopfgummi war auch verrutscht. Paddy hatte sofort Mitleid mit ihr, als er in ihre strahlend blauen Augen sah. „Och, du Arme“ er beugte sich zu Helen herunter und streichelte ihr mit seiner freien Hand über den Kopf „was für Schuhe wolltest du denn anziehen? Warum darfst du das nicht?“ - „Weiß nich’“ Tränen füllten erneut ihre großen Augen „Mama hat gesagt ich darf die pinken Sandalen nicht anziehen.“ - „Für Sandalen ist es doch noch viel zu kalt. Die hier sind doch viel besser.“ - „Findest du?“ schniefte sie mitleiderregend. „Ja, das finde ich. Außerdem sind die doch auch pink.“ - „Das ist rosa.“ - „Oh, Entschuldigung. Natürlich.... Das ist rosa. Aber ich finde rosa ohnehin schöner als pink.“ Er wusste zwar nicht worin der Unterschied zwischen rosa und pink bestand, aber damit sie Ruhe gab stimmte er ihr zu. Sie sah ihn zufrieden an und drehte sich dann ihrer Mutter zu „Mama, kann es dann endlich losgehen?“ Kira grinste Paddy nur kopfschüttelnd an und begann dann ihre Kinder ins Auto zu setzen und anzuschnallen. 

Die Untersuchung in der Praxis dauerte länger als geplant und Paddy wusste kaum noch, wie er Gabriel und Helen beschäftigen sollte. Er hatte ihnen bereits Bücher vorgelesen, Spiele mit ihnen gespielt und ihnen sogar etwas vorgesungen, aber die Beiden langweilten sich trotzdem zu Tode. „Onkel Paddy?“ – „Ja, was ist denn?“ – „Ich hab Hunger.“ Er dachte nach. Etwas zu Essen könnte er auch gut vertragen. „Wartet mal hier. Gabe, pass bitte auf Helen auf. Ich bin sofort wieder zurück.“ Er verschwand kurz aus dem Wartezimmer und meldete der Arzthelferin, dass er mit den Kindern etwas essen würde. Er hinterließ auch seine Handynummer, falls irgendetwas sein sollte. Dann schnappte er sich die Zwerge und ging in die Cafeteria.  

Zum Glück waren dort noch viele Plätze frei, so dass er Gabriel und Helen an einen Tisch setzen konnte, um in Ruhe etwas zu Essen für sich und die Kinder zu kaufen, er ging zum Tresen und sah sich die Auslagen an. Da dies leider kein Restaurant war, war die Auswahl natürlich begrenzt, so entschied er sich lediglich für 3 belegte Brötchen, die noch einigermaßen frisch aussahen. Neben ihm stand eine junge Frau, die ihm sehr bekannt vorkam. Fragend sah er sie an, sie hatte ihn natürlich längst entdeckt und grinste ihn nun schüchtern an. „Bist du nicht die Lernschwester, die mich so nett gesund gepflegt hat?“  Sie räusperte sich und wischte sich ihre schweißnassen Hände an ihrer Hose ab „Ähm, ja. Naja, nicht direkt gesund gepflegt, aber ich habe geholfen. Ich bin jetzt aber nicht mehr dort. Bin jetzt auf einer anderen Station.“ 

Sie senkte den Blick, weil sie es nicht ertragen konnte ihm in die Augen zu sehen. Sie fürchtete, dass er sonst merken könnte, dass sie bis über beide Ohren in ihn verliebt war, außerdem ärgerte sie sich, dass ihr keine bessere Antwort eingefallen war. Paddy lachte nur und bemerkte ihre Verlegenheit nicht.  „Bist du alleine hier?“ – „Ja, die anderen haben ihre Pause schon hinter sich, aber ich muss unbedingt noch was essen.“ - „Willst du dich nicht zu uns setzen?“ – „Zu euch?“ Sie sah ihn fragend an. Mit der rechten Hand deutete er auf Helen und Gabriel. „Das sind bestimmt Angelos Kinder“ platzte sie heraus. Er fiel in ihr Lachen ein „Wie kommst du bloß darauf?“ Sie lachten so laut, dass ein Patient aufstand, eine Krücke schwenkte und „Ruhe“ brüllte. Dies holte sie unwillkürlich in die Realität zurück und sie hörten auf zu lachen. 

„Oh, ich glaube ich bin dran.“ Die Lernschwester drehte sich zur Kellnerin um und bestellte sich eine Folienkartoffel. Dann bestellte Paddy seine 3 Brötchen und ging schon mal an den Tisch. Er gab Gabriel und Helen ihre Brötchen, legte sein Brötchen auf den Tisch und ging wieder zur Lernschwester. „Setz dich ruhig schon hin. Ich trag dir dein Essen zum Tisch.“ – „Oh Danke.“ Sie setzte sich neben Helen und beobachtete heimlich Paddy. Dieser nahm den Teller mit der Kartoffel entgegen, dann nahm er noch Besteck aus dem Kasten und legte dann lässig den Teller auf seinen Unterarm. Cool sah er sich in der Gegend um und zwinkerte einer anderen jungen Patientin zu, die ihn angrinste. Leider übersah er vor lauter Flirten die Krücke des Mannes, der vorhin um Ruhe „gebeten“ hatte und es kam wie es kommen musste: Er stolperte und konnte dem Teller nur noch hinterher winken. Dieser zerschellte auf dem gefliesten Boden in kleine Teile und die Kartoffel landete bei einem anderen Patienten in der Kapuze des Bademantels. Er lief rot an, stotterte eine Entschuldigung und entfernte die Kartoffel aus der Kapuze. Er versuchte noch ein bisschen seiner Würde zu retten und rief der Kellnerin zu: „Ich glaub ich brauche eine neue Kartoffel.“ - „Das kost‘ aber extra“ schnauzte diese zurück „und den Boden reinigen Sie bitte auch selbst.“

Sie hielt ihm einen Wischlappen und einen Besen hin. Er ergriff Beides und begann mit hochrotem Kopf den Boden zu säubern. Er wurde von allen Seiten begafft und manche machten sich ganz offensichtlich über ihn lustig, aber ihm blieb ja nichts anderes übrig. „Onkel Paddy“ stand Helen plötzlich neben ihm „warum musst du das putzen? Kannst du nicht einfach sagen, dass du von der Kelly Family kommst und dass du das deswegen nicht machen musst?“

Totenstille. 

„Helen, Schätzchen. Setz dich bitte zu Gabe an den Tisch und iss dein Brötchen.“ Na toll, nun musste er nicht nur vor den Augen der Lernschwester den Boden putzen, was ihm an sich schon peinlich genug war – schließlich wollte er sie doch beeindrucken. Nein, nun wussten auch noch alle dass er Paddy Kelly war. Er verfluchte seine Nichte und war ihr einen bösen Blick zu aber er konnte ihr einfach nicht böse sein, als er in ihre leuchtend blauen Augen sah. 

„Hier bitte“ reichte er der Kellnerin die Putzutensilien schließlich zurück und nahm schweigend die neue Kartoffel entgegen. Er bezahlte diese und begab sich dann – dieses Mal vorsichtiger - zum Tisch. „Tut mir leid, dass war nicht meine Absicht“ er kratzte sich am Kopf und verzog entschuldigend das Gesicht. „Kein Problem“ die Lernschwester sah ihn verständnisvoll an „das kann doch jedem Mal passieren.“ - „Hast ja Recht. Schwamm drüber. Mir fällt da aber gerade etwas ein“ versuchte er das Thema zu wechseln „ich weiß deinen Namen gar nicht.“ 

Der Lernschwester lief ein heißer Schauer über den Rücken. Wie oft hatte sie von ihm geträumt, wie oft hatte sie sich gewünscht sich einmal näher mit ihm zu unterhalten. Und nun saß er ihr hier im Krankenhaus gegenüber und fragte nach ihrem Namen. Sie öffnete gerade den Mund und wollte zu einer Antwort ansetzen, als sich 4 künstliche, rot-lackierte Fingernägel in seine Schultern bohrten. „Herr Kelly, schön, Sie mal wieder zu sehen“ schnurrte die Empfangsdame. „Ähm.. ja. Danke“ antwortete er lächelnd.

 „Wollen Sie sich nicht mit an unseren Tisch setzen? Wir sitzen dort drüben. Dann haben Sie wenigstens nette Gesellschaft.“ Abwertend sah sie die Lernschwester an, die schüchtern auf ihren Teller starrte, aber keinen Bissen runter brachte. „Nein danke. Ich sitze hier sehr gut und ich habe durchaus nette Gesellschaft.“ - „Na, wenn Sie meinen“ antwortete sie schnippisch „aber Sie können mich gerne einmal anrufen.“ Sie schrieb ihre Telefonnummer auf eine Serviette, faltete sie und steckte sie Paddy in die Brusttasche seines Hemdes. Dann stolzierte sie hüftwackelnd davon. Paddy entnahm die Serviette aus seiner Hemdtasche und legte sie auf den kleinen Müllhaufen, der sich bereits auf dem Tisch gebildet hatte. „So, wo waren wir stehen geblieben?“ Er wandte sich lächelnd der Lernschwester zu. „Ich muss mal“ unterbrach Gabriel Paddys Gedanken „du musst mitkommen.“ Er zerrte an Paddys Hand.
 
„Ich muss aber auch mal“ quengelte Helen „Du musst zuerst mit mir mitkommen.“ - „Ich kann mich nicht aufteilen. Ich gehe zuerst mit Gabriel und dann mit dir, Helen, okay?“ Er spürte, dass er langsam gereizt wurde. Er hätte nie gedacht, dass Kinder so anstrengend sein können.
 
„Ich kann sonst auch mit Helen zur Toilette gehen“ bot die Lernschwester an. Paddy stimmte dem erleichtert zu. Wenige Minuten später trafen sie sich dann in der Cafeteria wieder. "So, nun möchte ich aber mal ein paar Minuten sitzen und mich mit dieser netten jungen Dame unterhalten, habt ihr verstanden.“ Er sah die beiden Lütten ernst an, diese nickten nur und knabberten weiter an ihren Brötchen herum.

„Therese“ sie grinste ihn an „bevor wieder etwas dazwischen kommt. Aber die meisten nennen mich Tessa. Für meinen Namen kann ich leider nichts. Da musst du mit meinen Eltern schimpfen.“ Sie lachte wieder und ihm fiel auf, dass es ihm gefiel, wenn sie lachte.  „Tessa“ wiederholte er „ich find den Namen ganz schön. Aber Therese gefällt mir auch.“ - „Wie alt bist du denn eigentlich?“ – „Oh, so etwas fragt man eine Frau nicht“ grinste sie schelmisch. „Oh, Verzeihung. Ich wollte nicht indiskret sein.“ – „Kein Problem, war auch mehr als Witz gemeint. Ich bin 27.“ – „Und dann bist du noch in der Ausbildung?“ – „Ja, ist merkwürdig. Ich weiß. Aber ich hatte eine schwere Krankheit und musste meine erste Ausbildung damals abbrechen.“  

Er sah betroffen drein „Oh, das tut mir leid. Ich hoffe dir geht es jetzt wieder gut?“ – „Muss dir doch nicht leid tun, es steht mir ja schließlich nicht auf der Stirn geschrieben. Aber danke der Nachfrage. Ich bin wieder gesund.“ - „Das ist doch die Hauptsache. Oh, ich glaube mein Handy klingelt. Entschuldige mich kurz.“ Er entfernte sich aus der Cafeteria und telefonierte. Tessa, die Lernschwester, unterhielt sich in der Zwischenzeit mit Helen und Gabriel.

„Sorry, Tessa. Aber ich fürchte wir Drei müssen los. Kira, meine Schwägerin, wartet schon.“ - „Okay. Kein Problem, meine Pause ist auch schon rum.“ Dass sie ihre Pause sogar schon um eine Viertelstunde überzogen hatte erwähnte sie lieber gar nicht erst. Aber dieses Treffen mit Paddy war ihr einfach wichtiger. Sie würde auf Station einfach erzählen, dass sie ihren absoluten Traummann getroffen hatte. Und schon kam sie wieder ins Träumen, sie sah Paddy vor sich, wie sein Gesicht dem ihren langsam näher kam und wie seine weichen Lippen zärtlich ihren Mund verwöhnten. „Hallo...? Erde an Tessa. Noch da?“ Paddy wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum. Sie schüttelte die Gedanken fix beiseite und entschuldigte sich bei ihm. „Entschuldigung, ich war in Gedanken. Was hattest du gesagt?“ 

Er grinste vielsagend „Ich hab dich nach deiner Handynummer gefragt und ob du vielleicht heute Abend Zeit für mich hättest.“ – „Ja“ jubelte sie lauthals und grinste von einem Ohr zum anderen, dann fiel ihr allerdings ein, dass Paddy vor ihr stand und sie mit dem Jubeln vielleicht warten sollte bis er weg war. „Ähm, ich meine: ja, gerne“ sie schrieb ihre Nummer ebenfalls auf eine Serviette und reichte sie ihm „ich hätte ab ungefähr 19.00 Uhr Zeit.“ – „Das klingt doch gut. Also bis heute Abend, Tessa. Ich freu mich.“ 

Zum Abschied gab er ihr noch einen Kuss auf die Wange und ging dann grinsend zum Parkplatz, wo Kira und Emma bereits im Auto saßen.

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Kommentare: 3
  • #1

    Die Micha (Sonntag, 10 Oktober 2010 19:42)

    Ich will mit!!! :-)

  • #2

    Die Micha (Montag, 11 Oktober 2010 09:34)

    Bzw. ich will dahin, mit Paddy alleine!!! :-)

  • #3

    strangersworld (Dienstag, 12 Oktober 2010 22:34)

    Hast du sonst noch einen Wunsch? ;-)