31. Barbys Glück

Es waren nur noch zwei Tage bis zum Konzert und Barby war nervös, obwohl sie selbst gar nicht auftreten sollte. Aber sie freute sich, dass es bei ihren Geschwistern so gut lief und dass sie anscheinend wieder Spaß daran hatten gemeinsam zu musizieren.
Sie saßen mal wieder alle gemeinsam im Studio und probten die endgültige Reihenfolge der Songs, aber Angelo war irgendwie nicht bei der Sache.
„Kannst du dich nicht mal irgendwie zusammen reißen?“ keifte Jimmy seinen jüngsten Bruder an, als dieser sich mal wieder völlig verspielte und einen komplett falschen Takt vorgab. „Hey, mach ihn nicht so an. Er hat es schon schwer genug“ nahm Paddy, der wieder auf dem Sofa saß, Angelo in Schutz. „Er sollte langsam gelernt haben, berufliches von privatem zu trennen. Sonst ist er hier falsch.“ – „Jetzt mach mal halblang. Seine Frau hat ihn gerade verlassen und die Kinder mitgenommen. Gerade du, der auch Kinder hat, sollte das verstehen können.“
„Schon gut, Paddy. Danke. Aber Jimmy hat ja Recht. Ich muss mich zusammen reißen.“ Angelo saß wie ein Häufchen Elend hinter seinen Drums und versuchte optimistisch auszusehen „Ich schaff das schon.“ Seit Kira ihn endgültig verlassen hatte, hatte er wieder nichts von ihr gehört. Er war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Aber er hatte seinen Vorsatz durchgezogen und war jeden Tag joggen gegangen, nun bildete er sich sogar ein, man sähe schon etwas.
„Können wir dann weitermachen?“ Patricia ließ sich von der gereizten Stimmung ihrer Brüder nicht anstecken, sie war zur Zeit die Ruhe selbst und strahlte vor Glück.
„Ja, können wir.“ Angelo begann anzuzählen und riss sich zusammen und konzentrierte sich nur auf sein Spiel. Jetzt funktionierte es auch wunderbar und alle waren zufrieden.
„Siehste,“ Jimmy nahm Angelo hinterher in den Arm „ging doch. Hat doch gut geklappt. Du bist eben unser bester Drummer.“ Angelo boxte seinem Bruder in die Rippen „Willst du dich jetzt einschleimen, oder was?“ – „Ja klar. Eigentlich kann ich euch alle überhaupt nicht leiden, aber zwangsläufig bin ich nett zu euch.“ Die zwei rangelten ein bisschen miteinander, bis sie schließlich umfielen und auf dem Boden weiter machten.
„Ähm.“ Maite stand neben ihren Brüdern „Kann man euch helfen?“ – „Nein, denen ist nicht mehr zu helfen“ brüllte Paddy und lachte sich schlapp. „Stimmt“ fiel Maite in sein Lachen ein „die sind längst verloren.“ Alle brüllten vor Lachen und auch Jimmy und Angelo konnten kaum noch ernst bleiben.
Durch die laute Geräuschkulisse bemerkten sie nicht den Mann, der auf leisen Sohlen das Studio betrat. Sein Blick glitt durch den Raum und fiel schlussendlich auf Barby.
Er ließ die Szenerie auf sich wirken und wartete darauf, dass ihn endlich jemand bemerken würde, was auch kurze Zeit später geschah.
„Ricardo,“ Patricia blickte verblüfft drein „was machst du denn hier?“
Er bekam rote Wangen, bemerkte Patricia verzückt und wollte ihn am liebsten in den Arm nehmen. „Ähm... Ich würde gerne mit Barby reden...“ Sein Blick fiel schüchtern auf Barby, die mit großen Augen auf dem Sofa saß „...natürlich nur, wenn du möchtest“ hing er die Einschränkung schnell noch hinten dran.
Die Augenpaare aller ihrer Geschwister waren auf sie geheftet und sie fühlte sich leicht bedrängt „Ja, klar möchte ich.“ Sie erhob sich langsam und gemeinsam verließen sie das Studio und setzten sich draußen unter einen Baum auf den Rasen. Patricia schloss wohlweißlich die Tür, sie kannte ihre Geschwister und wusste, dass sie äußerst neugierig waren.
„Los,“ scheuchte sie ihre Geschwister „ab mit euch in den Proberaum. Husch Husch.“
Maite und Paddy sahen beinahe ein wenig enttäuscht aus, doch Patricia ignorierte dies und verdonnerte all ihre Geschwister, inklusive Paddy, zum musizieren.
Derweil saßen Barby und Ricardo sich gegenüber und keiner wusste wie er anfangen sollte. Verlegen rupften beide ein paar Grashalme heraus und spielten damit herum.
„Barby“ begann Ricardo schließlich das Gespräch „ich weiß gar nicht warum ich überhaupt hier bin, aber ich hab das Gefühl, ich muss mit dir reden. Du hast mich so wahnsinnig verletzt. Erst unterstellst du mir, dass ich private Dinge an die Presse weitergebe,“ Barby wollte die Sache klarstellen, doch er winkte ab und erzählte weiter „und dann betrügst du mich auch noch. Du wusstest es zwar zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber du hast mich mit der Person betrogen, die die undichte Stelle in deiner Umgebung darstellte. Ich hab dich dafür gehasst“ er brach ab, weil ihm die Tränen kamen und der Schmerz sein Herz durchbohrte.
Barby wusste nicht was sie darauf antworten sollte „Es tut mir leid, mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Es war der größte Fehler meines Lebens und ich würde alles tun um ihn rückgängig zu machen.“
„Das glaube ich dir, Barby. Du bist so ein gutherziger Mensch, eigentlich kann man dir auch gar nicht böse sein.“ Er weinte und schämte sich seiner Tränen nicht, er wischte sie lediglich mit dem Handrücken beiseite und sprach dann weiter „Aber genau das ist das Problem: Mein Kopf sagt mir, dass das unverzeihlich ist, was du da getan hast. Mein Herz allerdings sagt mir, dass ich dir verzeihen soll, weil du das Beste bist, was mir je passieren konnte.“
Barby konnte nun ihre Tränen auch nicht mehr zurück halten und ergriff seine Hände. Beide ließen ihren Tränen freien Lauf und konnten vorerst kein Wort sprechen.
„Aber ich war mir irgendwie so unsicher, wegen meiner Gefühle und wusste nicht wie ich reagieren oder was ich tun sollte. Da hab ich mir einen Rat geholt.“ Sein Blick fiel auf das Studiogebäude.
„Bei wem?“ wollte Barby wissen, weil sie das Gefühl hatte, dass es von Bedeutung war.
„Bitte sei ihm nicht böse, dass er dir nichts gesagt hat, aber ich habe mit Paddy gesprochen. Er war lange im Kloster und ich brauchte seine Erfahrungen und seine Meinung. Ich hatte ihn inständig gebeten, dir nichts zu verraten.“
Barby nickte langsam. Natürlich verstand sie das, dennoch fühlte sie einen kleinen Stich, weil Paddy nicht einmal Andeutungen gemacht hatte.
„Kein Problem“ würgte sie hervor „das kann ich verstehen.“ – „Danke, Barby.“ Er drückte ihre Hand und rückte dann neben sie.
Sie spürte seinen warmen Körper an ihrem und als sie den Kopf in seine Richtung drehte spürte sie seinen Atem auf ihrer Haut. Er legte seinen Arm um ihren Körper und kam ihrem Gesicht immer näher, ihre Lippen waren nur wenige Millimeter voneinander entfernt „Willst du gar nicht wissen was er mir geraten hat?“
Barby bekam eine Gänsehaut und wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn zu küssen „Kloster hin oder her. Er ist mein Bruder. Der weiß was mir gut tut. Außerdem ist der gerade selbst bis über beide Ohren verliebt...“ sie grinste ihn an und sah ihm tief in die Augen, es dauerte dann auch nicht mehr lange, da versanken sie in einem zärtlichen Kuss.
Als sie sich wieder voneinander lösten sahen sie sich verliebt, aber auch ernst in die Augen.
„Bitte, Liebes, bitte mach so etwas nie wieder mit mir.“ Er sah sie eindringlich an. „Ich verspreche es dir, Ric. Ich liebe dich so sehr und bin der glücklichste Mensch auf Erden, dass du mir noch eine Chance gegeben hast, das setze ich nicht mehr aufs Spiel.“ – „Das habe ich getan, weil ich dich ebenfalls über alles liebe und dich nicht verlieren möchte.“ Barby sah ihn grinsend an „Was hältst du davon, wenn wir Beide in deine Wohnung fahren und es uns gemütlich machen?“ Ricardo war damit einverstanden und so informierte Barby schnell ihre Geschwister und fuhr dann gemeinsam mit Ricardo in seine Wohnung.
Heute hatte Barby endlich einmal das Gefühl, dass ihr Leben besser werden würde. Sie spürte, dass sie auf dem Weg in eine bessere Zukunft war. Eine Zukunft mit Ricardo und wer weiß, vielleicht käme sie nun auch endlich zu ihrer Hochzeit in Weiß.

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Kommentare: 1
  • #1

    Die Micha (Mittwoch, 13 Oktober 2010 21:22)

    Ich freue mich sooo für Barby! *hach so schön!*