21. Paddys Entscheidung

Die nächste Woche verging wie im Flug. Angelos Tour hatte begonnen und war ein voller Erfolg, viele seiner Konzerte waren sogar ausverkauft. Barby genoss ihr Zusammensein mit Ricardo, sie sahen sich fast täglich und wenn es mal nur fünf Minuten waren. Die Presse war ruhig und berichtete nur knapp über Angelos Tourstart und über den Auftritt der 7 Kellys im kommenden Monat. Patricia hatte das Ergebnis ihres Schwangerschaftstests bekommen: Sie war tatsächlich schwanger und schwebte wie auf Wolken, sie hoffte ja so, dass es dieses Mal ein Mädchen werden würde. Paddy und Tessa hatten sich seit dem Tag ihres Beischlafs nur ein einziges Mal gesehen und dieses Treffen war für Beide der totale Reinfall. Keiner wusste wie er sich dem anderen gegenüber verhalten soll. Paddy konnte damit nicht umgehen, dass Tessa ihm ihre Liebe gestanden hat und Tessa wusste nicht was in seinem Kopf vorging und warum er sich ihr gegenüber so komisch verhielt. Daher zog sie sich immer weiter in ihr Schneckenhaus zurück und distanzierte sich von ihrer Umwelt.

Es war ein Samstag Anfang Juni, draußen wurde es langsam etwas wärmer und die Tage wurden länger, da saßen Patricia mit Paddy auf ihrer Terrasse, eingewickelt in Decken und schlürften heiße Schokoladen. „Schön hast du es hier, Schwesterchen.“ Patricia lächelte glücklich, weil sie im Augenblick auch überhaupt nicht anders lächeln konnte. Ihr war zwar dauernd schlecht, aber da sie die frohe Botschaft noch niemandem erzählt hatte versuchte sie das so gut wie möglich vor ihren Geschwistern zu verbergen. „Ja, das finde ich auch. Bin jedes Mal wieder froh darüber, dieses Plätzchen zum Wohnen gefunden zu haben.“ Sie drehte ihre Tasse zwischen den Fingern hin und her und beobachtete den Kakao wie er sich in der Tasse bewegte. „Aber du, Paddy. Ich möchte dich einmal etwas fragen und ich möchte, dass du mir ehrlich antwortest.“ Eindringlich sah sie ihn an. 

Paddy wusste was kommen würde, Patricia konnte man nichts vormachen. Sie hatte gute Antennen was zwischenmenschliche Dinge anbelangte und sie spürte sofort wenn es einem schlecht ging. Aber dies war in diesem Fall auch nicht allzu schwer, da Paddy wirklich übel aussah. Er hatte sich seit 3 Tagen nicht mehr rasiert und seine Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht, unter seinen Augen zeichneten sich deutlich dunkle Ringe ab. „Paddy, was ist los mit dir? Seit einer Woche bist du wie ausgewechselt. Sieh dich doch mal an, wann hast du bitte zum letzten Mal geduscht? Wann hast du dich zum letzen Mal rasiert?“ - „Trisha, bitte. Mach mir keine Vorwürfe. Das erledige ich schon ganz allein.“ - „Du sprichst in Rätseln. Was ist passiert, Paddy?“ 

Paddy konnte Patricia schon immer alles erzählen. Und so war es auch dieses Mal, er erzählte ihr die komplette Geschichte. Als er geendet hatte sah er sie betreten an „… und jetzt weiß ich nicht was ich tun soll. Sie hat mir gesagt, dass sie mich liebt, aber ich kann ihr nicht sagen, dass ich auch in sie verliebt bin. Ja, ich finde sie toll. Sie ist wunderschön, du solltest mal ihre tolle Figur sehen. Sie ist intelligent und gebildet. Außerdem besitzt sie eine ganz tolle Menschenkenntnis. Sie ist leider ein bisschen schüchtern, aber dahinter verbirgt sich ein ganz tiefer See. Sagt man doch so, ne? Stille Wasser sind tief. Und sie ist verdammt tief.“ Er verlor sich – wie so oft in den letzten Tagen - in Erinnerungen an ihr letztes Treffen.  

„Das klingt aber als wäre sie ganz nett.“ – „Ganz nett?“ Er sah sie vorwurfsvoll an „Sie ist wunderbar, das hab ich dir doch gerade schon erzählt.“ - „Aber wenn sie so wunderbar ist, warum behandelst du sie dann als wäre sie der letzte Mensch auf dieser Welt?“ – „Tu ich doch gar nicht“ sein Protest kam leider nicht so überzeugend rüber wie er es sich gewünscht hätte. „Du rufst sie nicht an, du triffst dich nicht mit ihr, behandelst sie im Allgemeinen wie Luft. Was soll sie denn da denken?“ Patricias Gesicht wurde ernst. „Paddy, sorry. Aber das kann ich so nicht gut heißen.“ - „Ich bin mir so unsicher. Was soll ich tun?“ Er sah erbärmlich aus, wie er da wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl saß. „Ruf sie an. Oder besser noch geh zu ihr hin und erkläre ihr warum du so reagierst. Sag ihr, dass du nicht in sie verliebt bist. Aber sei ihr dann auch nicht böse, wenn sie dann nichts mehr mit dir zu tun haben möchte.“ Wenn das überhaupt noch möglich war verdunkelten sich seine Augen noch weiter „Meinst du, dass das passieren könnte?“ – „Ja, ich bin mir sogar sehr sicher. Patrick, du hast mit ihr geschlafen. Es war ihr erstes Mal und du meldest dich einfach nicht mehr. Was meinst du, wie sie sich gerade fühlt? Sie ärgert sich bestimmt zu Tode, dass sie jemanden wie dich rangelassen hat. Du benimmst dich wie ein Idiot.“ - „Aber ich bin noch nicht bereit mich zu binden.“ – „Dann sag ihr das verdammt noch mal so.“ 

Paddy sah seine Schwester erstaunt an, sie fluchte sehr selten, aber wenn, dann war ihr die Sache ernst. Sehr ernst. „Du hast wahrscheinlich Recht. Ich gehe am besten gleich zu ihr.“ – „So?“ Er sah an sich hinab „Wie? So?“ – „Du siehst ganz schön fertig aus.“ – „Dann gehe ich eben erst zu Angelo und dusche und gehe dann zu ihr.“ Er stand auf und stellte seine fast unberührte heiße Schokolade geräuschlos auf den Tisch. „Danke für deinen Rat, Schwesterchen. Ich bin wirklich manchmal ein ganz schöner Idiot.“ Mit diesen Worten verschwand er von Patricias Terrasse. 

„Was ist denn mit dem los?“ Eine strahlende Barby tauchte hinter Patricia auf. An ihrer Hand hielt sie Ricardo Blas, „Er hatte was mit einem Mädel und es war ihr erstes Mal?“  - „Ja, aber sag ihm bloß nicht, dass du das mitbekommen hast. Es ist ihm so schon unangenehm genug.“ Patricia starrte vor sich hin ohne irgendetwas wirklich anzusehen. „Der Arme. Kann ich irgendetwas für ihn tun?“ – „Ich denke da muss er jetzt alleine durch. Er war schließlich auch erwachsen genug um mit ihr ins Bett zu hüpfen, da kann er den Rest auch alleine.“ Patricias Blick wandte sich nun Barby zu „Aber egal. Wie geht es euch? Das würde mich mal interessieren? Alles okay?“ Barby und Ricardo nickten im Duett und entlockten Patricia damit ein Lächeln „Das freut mich so für euch, ich... urgh... „’tschuldigung, ich... muss... kurz...“ Sie hielt sich die Hand vor den Mund und rannte ins Bad. 

Als sie wenige Minuten später zurück auf die Terrasse kam, saß dort aber niemand mehr. Barby und Ricardo hatten sich bestimmt – wie so oft in den letzten Tagen – in Barbys Zimmer zurück gezogen. Sie nutzte die Gelegenheit, holte ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer älteren Schwester. „Hi Kathy, hier ist Trisha.“ – „Hey Trisha. Schön von dir zu hören. Ist alles in Ordnung?“ - „Ja, ist alles okay. Ich rufe eigentlich wegen des Auftritts nächsten Monat an. Wir sollten langsam anfangen zu proben, bzw. vielleicht sollten wir uns vorher erst einmal überlegen wie der Auftritt ablaufen soll und welche Lieder wir singen wollen.“ - „Du hast Recht. Und ich hab mir auch schon ein paar Gedanken gemacht.“ Dieses Telefonat dauerte eine volle Stunde, aber sie haben einiges absprechen und planen können. Vor allem aber hatten sie die Termine zum Proben festgelegt und der erste sollte schon in knapp einer Stunde stattfinden. Aber dann ohne Angelo, da dieser sich ja auf Tour befand. Patricia rief jeden einzelnen ihrer Geschwister an und teilte ihnen den kurzfristigen Termin mit. John würde es ebenfalls nicht schaffen zu kommen, aber Jimmy, Joey und sogar Maite hatten Zeit. „Sehr gut“ sprach Patricia mit sich selbst. Sie steckte ihr Mobiltelefon wieder in die Tasche und begann dann die Decken und Tassen wieder herein zu tragen.  

Sie wusch noch schnell die Tassen ab und stellte sie zurück in den Schrank als sie hörte, dass Barby sich von Ricardo verabschiedete, diese kam auch unverzüglich danach in die Küche und strahlte von einem Ohr zum anderen. Schwungvoll setzte sie sich auf die Arbeitsplatte. „Oh Mann, Trisha... Er ist sooo toll“ schwärmte sie erneut und sah beinahe zärtlich auf ihre Hände, die wahrscheinlich bis vor kurzem noch den Körper Ricardos liebkost hatten. „Ich glaub ich will ein Kind von ihm.“ - „Autsch“ vor lauter Schreck stieß sie sich den Kopf an der Schranktür, als sie sich ruckartig umdrehte. Mit großen Augen sah sie ihre jüngere Schwester an „das ist doch nicht dein Ernst?!?! Ihr seid gerade erst zusammen gekommen. Da kannst du doch nicht schon an Kinder denken?“ Patricia konnte dieses Gefühl nicht benennen, aber irgendwie war Ricardo ihr unsympathisch und dass Barby so schnell an Kinder dachte gefiel ihr noch weniger. „Doch. Ich denke ernsthaft darüber nach, ob ich das Thema nicht mal ansprechen sollte. Ich werde ja nun auch nicht jünger. Meine biologische Uhr tickt.“ Sie grinste nach wie vor wie ein Honigkuchenpferd und ihre Augen leuchteten. „Ich halte das für keine gute Idee, Liebes. Aber letztendlich musst du das selbst wissen und ich möchte dir da nicht reinreden.“ – „Danke Trisha.“ – „Aber um mal das Thema zu wechseln: möchtest du nicht vielleicht mit mir kommen? Wir haben heute Probe und du könntest zugucken und uns Verbesserungstipps geben.“ - „Au ja... Gute Idee. Ich ziehe mir nur schnell etwas über und dann bin ich bereit.“ Sie hüpfte von der Platte herunter, verschwand flink aus der Küche und machte sich abfahrbereit.

 
 

Paddy war nervös wie ein Schuljunge. Er war frisch geduscht und rasiert hatte er sich auch schon, dann zog er sich ein schlichtes T-Shirt und eine Jeans über und krönte das ganze mit einem Hauch Parfüm. Seine Haare wurden wieder mit etwas Gel bearbeitet. So, fertig. Aber wie bringe ich ihr das bloß bei? Sie wird mich bestimmt hassen und will nie wieder etwas mit mir zu tun haben. Eine Angstwelle überschwemmte seinen Körper und er begann zu zittern, er konnte es nicht kontrollieren, es geschah einfach. Er war so verzweifelt wie lange nicht mehr in seinem Leben, er hatte sich im Kloster geschworen ein besserer Mensch zu werden, doch das war hier in der „freien Welt“ nur schwer möglich. Er war nun gerade erst wenige Wochen aus dem Kloster zurück und schon hatte er dem ersten Menschen sehr weh getan. Und dann auch noch so einem lieben Menschen. Und er wusste nicht einmal warum. Es wäre ihr gegenüber so viel fairer gewesen, hätte er ihr gleich am nächsten Tag gesagt, dass er sich nicht binden möchte und vor allem, dass er ihr nicht die gleichen Gefühle entgegen bringen kann wie sie ihm. Besser noch wäre es gewesen er hätte seine Hormone im Griff gehabt und hätte gar nicht erst mit ihr geschlafen. Aber andererseits... Es fühlte sich in diesem Moment so richtig an.  

Er dachte wieder zurück an ihre langen Haare, die sich so seidig zwischen seinen Fingern anfühlten und ihre warme, weiche Haut, die sich an seinen Körper schmiegte, an ihre leuchtenden Augen und ihren Geruch, den er so liebte. Langsam ließ das Zittern nach, nur an den Händen wollte es partout nicht weichen. Aber ihm blieb nun keine Wahl mehr. Er musste los und diese unangenehme Sache aus der Welt schaffen. 

Eine halbe Stunde später parkte er das Auto vor ihrer Haustür. Sein Hals fühlte sich an als hätte jemand einen Strick drum herum gelegt und würde es zuziehen und auch das flaue Gefühl in seinem Magen wurde immer schlimmer. Da musst du jetzt durch, beschwor er sich selbst. Du hast dir die Suppe eingebrockt, also kannst du sie auch auslöffeln. Wie in Zeitlupe stieg er aus dem Auto und schleppte sich zur Haustür. Er klingelte und hoffte beinah sie wäre gar nicht zu Hause und würde die Tür nicht öffnen. Jedoch hörte er kurze Zeit später ein Krächzen in der Gegensprechanlage „Hallo? Wer ist da?“ – „Hey Therese, hier ist Paddy. Lass mich doch bitte mal rein.“ Sie sagte nichts mehr, sondern betätigte nur den Summer und er trat in den Hausflur. Er fühlte sich wie eine Woche zuvor, nur dass die Voraussetzungen dieses Mal andere waren. Leider weniger erfreulich. 

Paddy mühte sich ein Lächeln ab und trat durch ihre Haustür, die nur angelehnt war. Er zog seine Schuhe aus und stellte sie ordentlich ins Schuhregal. „Tessa? Wo bist du?“ Als von ihr aber keine Reaktion kam ging er auf gut Glück in die Küche und traf sie dort tatsächlich an. Sie saß an ihrem Esstisch, hatte den Kopf auf die Hände gestützt und gab keinen Ton von sich. „Was willst du hier“ Sie sah ihn dabei nicht an, zu groß waren ihre Schmerzen die er ihr zugefügt hatte.  „Ich möchte mit dir reden.“ – „Ach? Willst du das, ja?“ Sie sah ihn nun sarkastisch an und er bemerkte, dass sie geweint hatte. Nun war aber keine Traurigkeit in ihrem Gesicht zu erkennen, nur die Verbitterung und die Enttäuschung, dass sie sich so von ihm benutzen lassen hat. „Ja, ich glaube, besser gesagt ich weiß, dass ich dir das schuldig bin.“ Seine Stimme wollte ihm nicht so recht gehorchen, daher klang dieser Satz ein wenig holprig. „Dann ratter deine Geschichte runter und zieh dann die Haustür hinter dir zu.“ Tessa war zutiefst verletzt und das wollte sie ihn nun auch spüren lassen. „Darf ich?“ Paddy deutete auf den Stuhl, der ihr gegenüberstand. „Tu was du nicht lassen kannst“ kam die plumpe Antwort. 

Er ließ sich auf den Stuhl plumpsen und nahm dann ihre Hände in seine. „Tessa. Was ich dir sagen will. Also, ich weiß nicht wie ich anfangen soll. Wie geht’s dir?“ Er spürte ihre kalten Finger in seinen verschwitzten Fingern und spürte ein leichtes Zittern, aber das könnten auch seine eigenen Finger sein. Aber sie gab nur einen höhnischen Laut von sich. „Tessa, die Nacht mit dir war wunderschön. Du bist ein intelligentes, schönes Mädchen. Es hat mir alles sehr viel Spaß gemacht.“ Er machte eine Pause, da sie begonnen hatte zu weinen und laut aufschluchzte. „Liebes, ich war ein Idiot. Ich habe dir das Gefühl gegeben dich nur ausgenutzt zu haben, das wollte ich nicht. Du bist so ein wundervoller Mensch und ich, ich... ich mache so vieles in dir kaputt. Du hast mir vertraut und ich bin auf deinem Vertrauen und deinen Gefühlen herum getrampelt.“ Nun kamen auch ihm die Tränen, aber er wischte sie mit einer einzigen Bewegung weg. „Das tut mir so leid.“ 

Sie sah ihn mit verweinten Augen an und entzog ihm ihre Hand „Aber warum? Ich verstehe das nicht. Warum hast du dich dann so verhalten?“  In ihm arbeitete es. Wie brachte man einer Frau am besten bei, dass man sie mochte, sich aber nicht näher an sie binden wollte oder konnte? „Tessa, es tut mir so leid. Aber ich kann dir nicht die gleichen Gefühle entgegen bringen, wie du sie mir entgegen bringst.“ Sollte er sich jetzt nicht eigentlich erleichtert fühlen? Sollte er nicht glücklich sein, dass es endlich raus war und nicht mehr zwischen ihnen stand? Aber nein, im Gegenteil: Es fühlte sich total falsch an, als hätte Blasphemie begangen. Tessa stand auf und tat das einzig Richtige: Sie scheuerte ihm eine. „Hau ab. Verschwinde aus meinem Leben. Ich will dich nie wieder sehen.“ Mit gestrecktem Rücken ging sie in den Flur und warf seine Schuhe aus der Haustür. „Auf Nimmer-Wiedersehen, Paddy Kelly oder wie du auch immer gerade heißen magst.“ 

Paddy wollte nicht so leicht aufgeben „Tessa, können wir nicht darüber reden?“ – „Worüber? Dass du nur einmal mit mir gepoppt hast um eine Kerbe in dein Bettgestell machen zu können? Oder bring ich vielleicht sogar zwei Kerben ein? War schließlich nicht ganz einfach mit mir. Verpiss dich einfach.“ Sie hatte sich mit diesen Aussagen selbst zu sehr verletzt und hielt die Situation nicht mehr aus. Wütend über ihn und sich selbst drehte sie sich um und verschwand im Bad. Paddy wusste, dass er nun nichts mehr tun konnte und ging aus der Haustür.

Paddy fuhr tränenblind zurück zu Angelos Haus und warf sich im Wohnzimmer auf das große Sofa. Er weinte bitterliche Tränen und wusste weder vor noch zurück. Warum bloß hatte er das Gefühl gerade den größten Fehler seines Lebens begangen zu haben? Er wollte doch keine Beziehung. Und er liebte Tessa doch nicht. In seinem Kopf fuhren seine Gedanken Karussell.

Paddy konnte das nicht ertragen und versuchte sich abzulenken, daher schaltete er das Radio ein. Dort lief gerade „Smells like Teen spirit“ von Nirvana. Sehr gut. Das brauchte er jetzt. Er versuchte sich auf diesen Rocksong zu konzentrieren, spürte aber, dass ihm das nicht gelang. Das Gegenteil war der Fall: Es nervte ihn. Er brauchte ruhigere Musik, also verstellte er den Sender und hörte einen wunderschönen Song, der aber auch sehr traurig war. Es waren männliche Stimme und sprachen ihm direkt aus dem Herzen. Die Tränen flossen aus seinen Augen und wollten nicht versiegen, er nahm sich vor dieses Lied sich schnellst möglich auf CD zu kaufen. Am Ende des Songs erfuhr er vom Radiomoderator, dass das die Backstreet Boys waren. Incomplete heißt der Song. Und so fühlte er sich auch „incomplete“ – unvollständig. Danach kam ein Song der ihn nicht mehr interessierte, also drehte er das Radio leiser und zückte sein Handy. Er wählte die Nummer seines jüngsten Bruders. 

„Hey Paddy. What’s up?“ – „Ich trete mit dir auf.“ Am anderen Ende der Leitung hörte er einen Jubelschrei „Hey, wie krass. Geil. Toll, Paddy. Am besten kommst du direkt hier nach Hannover, dann können wir morgen ein bisschen üben und du fährst die Tour mit mir weiter bis nach Hamburg, okay?“ Er schniefte kurz, so dass Angelo stutzig wurde „Alles okay bei dir?“ – „Nee, irgendwie ist nichts okay. Aber ich erzähle dir alles wenn ich bei dir bin. Ich packe meine Sachen und sehe zu, dass ich irgendwie zu dir komme.“ - „Super. Dann besorg ich dir mal ein Zimmer für heute Nacht. Bis später, Brüderchen.“ Sie legten auf und Paddy begann unmittelbar danach seine Sachen zu packen.  Nur wenige Stunden später befand er sich schon im Zug Richtung Hannover.

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Kommentare: 5
  • #1

    melli (Freitag, 08 Oktober 2010 22:23)

    So, nun hast du es geschafft das ich gerade 21 Kapitel am Stück gelesen habe! ;)
    Wunderbar geschrieben,deine Geschichte ist klasse!
    Weiß nicht wie ich es beschreiben soll!
    Eine neue Sucht hat mich erreicht :D
    DANKE!!!

  • #2

    Die Micha (Montag, 11 Oktober 2010 11:54)

    Oh man wie traurig! :-(

  • #3

    strangersworld (Dienstag, 12 Oktober 2010 22:36)

    @Melli: :-o Wow. Wie hast du das denn geschafft, ohne eine Nackenstarre zu bekommen? ;-)

  • #4

    Juicer Reviews (Donnerstag, 18 April 2013 23:01)

    This is a great write-up! Thanks for sharing!

  • #5

    girlykueken (Sonntag, 19 November 2017 09:37)

    So eine tolle Geschichte! War seit langem nicht mehr bis nachts um halb vier wach!
    Und habe jetzt Schädelbrummen vom Schlafentzug!
    Das war's wert!