17. Konzertbesprechungen

Der Abend kam schneller als gedacht und Patricia hatte den Test immer noch nicht gemacht. Sie traute sich einfach nicht und es war auch keiner da, dem sie sich hätte anvertrauen können. Barby und Kira waren nicht da und sonst wollte sie mit niemandem darüber sprechen, nicht einmal mit ihrem Mann. So hatte sie sich in die Arbeit gestürzt und den Party-Keller für die Besprechung vorbereitet; jetzt konnten ihre Geschwister kommen. Sie sah auf die Uhr und bemerkte jedoch, dass sie noch eine halbe Stunde Zeit hatte, also nahm sie all ihren Mut zusammen und verschwand doch mit dem Schwangerschaftstest im Badezimmer. Unschlüssig drehte sie den Test zwischen ihren Fingern hin und her - niemals zuvor war ihr ein Test so derartig schwer gefallen. Vorsichtig rupfte sie die Verpackung auseinander und las sich noch einmal die Packungsbeilage durch, sie wollte schließlich keinen Fehler machen durch den das Ergebnis irgendwie verfälscht werden könnte. Den zweiten Test würde sie morgen früh machen, morgens sind die Schwangerschaftstests am verlässlichsten. Aber nun wollte sie endlich den ersten Test durchführen. Sie zog die Kappe ab.  

„Augen zu und durch, Patricia, du schaffst das schon“ redete sie beschwörend auf sich ein. Sie gab sich einen Ruck und führte den Test durch, jetzt musste sie nur noch warten. Die nächsten Minuten zogen sich quälend lange hin und sie hatte das Gefühl wie in einem Wattebausch zu leben, sie konnte an nichts anderes als das Ergebnis des Tests denken. Patricia klammerte sich an die Hoffnung, dass der Test positiv sein möge, dann könnte sie sicher sein, dass es kein bösartiger Tumor war. Sie sah ungeduldig auf das Display des Tests als es zeitgleich klopfte „Hallo Liebes, wir sind wieder da. Alles okay bei dir? Du bist schon so lange da drin.“ - „Ist alles okay, Denis. Mach dir keine Sorgen, ich hab wohl nur etwas Falsches gegessen. Bin gleich bei euch.“ Das konnte sie ja nun gar nicht gebrauchen, dass Denis ihr auch noch Druck machte. Dann war es endlich soweit: Die Zeit war abgelaufen. Sie stieß ein kurzes Gebet aus und warf dann einen Blick auf das Testergebnis. Dort stand eindeutig: schwanger.

Eigentlich sollte sie sich nun freuen, aber was ist, wenn dieser Test nicht richtig funktionierte? Was wäre, wenn das ein falsches Ergebnis wäre? Schließlich sollte man diese Tests eigentlich nach dem Aufstehen durchführen... Ich warte den Test morgen früh ab, nahm sie sich vor, also warf sie diesen Test in den Mülleimer und ging dann zu ihrem Mann und den Kindern.

  

„Ruhe bitte“ Kathy hatte sich von ihrem Stuhl erhoben und sah ihre Geschwister an, die sie gespannt anstarrten. Seelenruhig, als hätte sie alle Zeit der Welt, betrachtete sie nacheinander ihre Geschwister, sogar ihre Schwester Maite und John waren anwesend. Zufälligerweise waren sie beide in der Nähe. Ihr wurde in solchen Momenten immer besonders bewusst, dass sie nun nicht mehr das Oberhaupt der Familie war, sondern „nur noch“ die große Schwester. Dieser Gedanke stimmte sie immer wieder ein bisschen traurig, aber andererseits freute sie sich auch für ihre Geschwister, dass sie alle glücklich waren und ihr eigenes Leben aufgebaut hatten. Sie waren erwachsen geworden. „Ich habe ein Anliegen an euch alle“ – „Ach was“ grunzte Joey lachend. „Auf die Idee wären wir nie gekommen“ grunzte Angelo mit.  

„Könnt ihr jetzt bitte alle mal ernst bleiben. Ich habe einen Brief bekommen, der mir sehr am Herzen liegt.“ - „Hört ihr“ warf Joey unqualifiziert ein „sie hat einen Liebesbrief bekommen.“ Angelo und Jimmy brüllten mit ihm vor Lachen. „Ist wahrscheinlich ihr erster, deswegen freut sie sich so“ gab auch Jimmy seinen Senf dazu. „Vielleicht ist das aber auch ein Liebesbrief von Peter Maffay“ spielte Angelo auf Kathys heimliche Leidenschaft für Peter Maffays Lieder an, und schmiss sich weg vor Lachen. Kathy zog eine Schnute und strich ihren Gedanken von gerade eben, dass sie alle erwachsen geworden waren. Jimmy, Joey und Angelo würden offensichtlich niemals erwachsen werden.  

Sie war ja schon froh, dass Paddy sich geändert hatte, früher hätte er ohne Skrupel mit seinen Brüdern mitgehalten, aber nun saß er nur stumm daneben und lächelte zaghaft. Eine Welle der Zuneigung überrannte Kathy, sie war Paddy in diesem Moment unheimlich dankbar für sein Verhalten. „So, ist hier auch jemanden, den es interessiert, was ich zu sagen habe?“ startete Kathy einen neuen Versuch. Patricia hob die Hand. „Los, bitte erzähl uns von diesem Brief. Jungs, jetzt haltet mal eure Klappen.“ Und – schwupps – waren die 3 jungen Männer wieder still. „So, Kathy. Leg los“ grinste sie. 

„Also, wir haben das Angebot bekommen, einen Auftritt zu absolvieren. Allerdings hätten sie uns gerne zu neunt.“ Sie erzählte ausführlich von dem Brief und erklärte auch, warum sie diese Einladung nicht, wie alle anderen auch, sofort vernichtet hatte. Als sie ihre Erklärung schloss, war für kurze Zeit eine gespenstische Ruhe in dem Raum, dann aber plötzlich begannen alle gleichzeitig zu reden.

„Das ist eine gute Idee“ 

„Kathy, du spinnst, das ist Unsinn.“ 

„Man könnte mal darüber nachdenken.“ 

„Mit euch will ich nicht auf der Bühne stehen.“ 

„Wozu soll das gut sein?“ 

Dann stand Paddy auf und bat höflich um Ruhe „Wir sollten Gott um Rat fragen.“ 

„Grundsätzlich stimme ich da mit dir überein,“ Kathy sah ihn ernst an „aber ich glaube hier ist lediglich unser gesunder Menschenverstand gefragt. Paddy zuckte mit den Schultern und setzte sich wieder hin, verlegen kratzte er sich am Kopf „Aber ich fürchte ihr werdet auf mich verzichten müssen. Ich möchte nicht mehr auf die große Bühne.“ - „Wer sagt denn, dass es eine große Bühne wird? Vielleicht ist es ja eine kleine?“ quakte Joey wieder dazwischen und fing erneut an zu lachen. Paddy grinste ihn nur an „Selbst dann möchte ich nicht mehr auf so einer Bühne stehen.“ 

Patricia sah ihn verständnisvoll an „Das dachten wir uns schon. Barby haben wir ebenso daraus gehalten. Wir haben also angemeldet, dass wir zu siebt auftreten werden, das heißt, wenn die anderen alle mitziehen?“ Zustimmendes Gemurmel von Jimmy, John und Angelo war zu hören. „Aber was ist mit Paul“ wollte Maite wissen, die bisher nur schweigend neben Paddy gesessen hatte. „Paul möchte sich gerne wieder etwas zurückziehen. Das wird ihm zur Zeit einfach etwas zu viel.“ 

Angelo brachte den Vorschlag, dass man abstimmen könnte, also hoben alle die Hände, die dafür waren, dass sie den Auftritt machten. Sieben Arme schossen in die Höhe und Kathy freute sich „dann werde ich mal für uns zusagen. Wir müssen jetzt nur noch 3 geeignete Lieder herausfiltern, aber das kann ich auch ohne euch machen. Gibt es sonst noch Fragen?“ Sie erntete allgemeines Kopfschütteln. „Gut, dann würde ich sagen, dass die Versammlung für heute vorbei ist. Wir sieben werden uns dann demnächst im Studio treffen müssen. Dann euch noch einen schönen Abend und bis...“ 

„Ähm, ich hab noch ein Anliegen.“ Unterbrach Angelo Kathys Verabschiedungsrede. „Oh, ja natürlich. Was ist denn?“ Aber er stand nur auf, fasste sich an den Kopf und zog an seinen Haaren. Langsam, Stück für Stück zog er sich die Perücke vom Kopf und legte sie bedächtig vor sich auf den Tisch. Dann herrschte allgemeines Schweigen. Damit hatte niemand gerechnet. „Oh nein.“ Heulte Patricia „warum hast du das gemacht? Oh nein.“ Paddy saß neben Angelo und lachte sich tot, sein Gesicht lief tomatenrot an und Lachtränen schossen aus seinen Augen. Maite lief schockiert zu Angelo und fasste seine kurzen Haare an. „I can’t believe it....“ sagte sie ungläubig “du hast sie nicht nur so kurz wie Paddy schneiden lassen, sondern auch noch PINK gefärbt?” Jetzt fing Angelo auch an zu Lachen “Ja, ich finde, die Farbe steht mir ausgezeichnet.”  

„Die Farbe und der Schnitt. Angelo, das ist fürchterlich.“ Patricia konnte es immer noch nicht fassen, sie saß auf ihrem Stuhl, unfähig sich zu bewegen. „Aber ich schneid meine Haare nicht ab. Das könnt ihr vergessen“ warf Joey ein, der nun als letzter Mann seine langen Haare behalten wollte. „Ja ja ja, Joey. Das hab ich auch immer gesagt“ lachte Angelo immer noch über seinen gelungenen Streich.“ 

„Iiiiih, quietschte Maite als sie Angelos Haare berührte und einen pinken Fleck auf ihrem Finger vorfand. „Die sind ja gar nicht richtig gefärbt. Das kann man wieder rauswaschen.“ Nun war Angelo gar nicht mehr zu halten und bekam vor Lachen beinahe keine Luft mehr und auch Paddy neben ihm, auf dessen Mist die Idee gewachsen war, konnte sich kaum noch auf dem Stuhl halten. „Aber ich finde, damit sieht er irgendwie erwachsener und vernünftiger aus“ fand Jimmy.

Kathy runzelte die Stirn „Wenn er sich doch dann bloß mal so verhalten würde.“ - „Also, ich kann mich damit irgendwie gar nicht anfreunden“ murmelte Patricia. Als sich alle ein wenig beruhigt hatten sammelte sich die Versammlung langsam auf, Patricia hielt aber Jimmy kurz zurück „Hast du noch kurz eine Minute Zeit für mich?“ Jimmy sah prüfend auf die Uhr „Aber wirklich nur kurz. Werde in fünf Minuten abgeholt.“ - „Ich wollte eigentlich auch nur wissen wie es dazu kam, dass du dich plötzlich mit dem Taxifahrer verstehst?“ Sie grinste ihn an. „Ach Schwesterchen. So was kannst du nicht verstehen, von Männerfreundschaften verstehst du nicht. Wir liegen eben auf einer Wellenlänge.“ nun war es an ihm zu grinsen. „Du willst es mir also nicht erzählen?!“ – „Genau“ er nickte zur Bestätigung. Dann verschwand auch Jimmy und Patricia begann den Raum aufzuräumen.

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Kommentare: 3
  • #1

    Die Micha (Sonntag, 10 Oktober 2010 19:24)

    Cool Angelo mit pinken kurzen Haaren, das Bild will ich sehen!!! :-D

  • #2

    strangersworld (Dienstag, 12 Oktober 2010 22:33)

    Ich auch :-D Wenn du's siehst, sag mir Bescheid ;-)

  • #3

    Rebecca (Sonntag, 17 Juli 2011 22:56)

    Tja und jetzt hat er wirklich die Haare ab, zwar nicht Pink aber ab :D Coole geschichte ich lese sie nun zum zweiten mal