32. Eine leckere Versöhnung

„Oh mein Gott, morgen ist es soweit“ Paddy und Tessa lagen noch im Bett und kuschelten sich unbekleidet aneinander. „Aber du bist doch gar nicht dabei, oder?“ Tessa verstand seine Aufregung nicht. „Naja, doch. Ich bin hinter der Bühne dabei. Das hab ich Angelo versprochen, er hatte mich darum gebeten.“
Tessa lachte laut „Das passt wieder zu dir, alle wollen deinen Rat, alle brauchen deine Anwesenheit. Nicht, dass du noch einen Höhenflug bekommst.“ – „Das kommt weil ich so weise bin“ grinste er und küsste sie auf die Nasenspitze. „Eingebildet bist du wohl gar nicht.“
Er sah sie gespielt entsetzt an „Was iiiiich?“ Er grinste sie dabei so spitzbübisch an, so dass sie ihm das einfach nicht übel nehmen konnte. „Aber warum bitte bist du denn jetzt nervös? Deine Geschwister haben das doch schon oft genug gemacht, das müsste doch Routine für die sein.“ – „Ja, du hast ja Recht. Aber das letzte Mal ist schon so lange her und irgendwie freue ich mich auch darauf. Hoffentlich klappt alles so wie wir uns das vorstellen.“ Tessa lachte „Du bist echt komisch. Du freust dich, dass deine Familie wieder gemeinsam auf der Bühne steht und hoffst, dass alles so klappt wie IHR euch das vorstellt. Also einerseits willst du nicht dazugehören und stehst nicht mit auf der Bühne, andererseits siehst du dich immer noch als Teil der Band. Du bist lustig.“ Sie lächelte ihn an, doch er antwortete nichts darauf, sondern begann seine Hände über ihren Körper wandern zu lassen.
„Oh Paddy, doch nicht schon wieder“ lachte sie, doch er ging gar nicht auf ihre Aussage ein und befummelte munter weiter ihre Rundungen. Inzwischen kannte er sie gut genug, dass er wusste wie sie es am liebsten hatte und so war es für ihn nun auch nicht schwer, sie zu noch einer Runde zu überreden.
Sie waren schon wieder mittendrin, als plötzlich Paddys Handy vibrierte. „Ich geh da nicht ran“ stöhnte er atemlos. „Aber wenn es wichtig ist?“ – „Och Tessa, es hätte so schön sein können. Dieses blöde Handy.“ Er streckte den Arm aus und griff sein Handy. „Das ist Angelo. Hallo“ sprach er nach der Annahme des Anrufs. „Hey Brüderchen, hier ist Angelo. Willst du nicht auch ins Studio kommen? Jimmy ist heute nicht da und wir könnten jemanden gebrauchen, der seine Instrumente spielt.“
Genervt stöhnte Paddy auf „Muss das sein? Ich bin bei Tessa“ – „Ja, es wäre gut. Heute ist die letzte Möglichkeit zu proben und wir brauchen Hilfe. Bitte.“ – „Oh Mann. Na gut. Aber du bist mir jetzt echt was schuldig.“ – „Kein Problem. Was auch immer du willst.“ – „Das merk ich mir. Dann also bis gleich. Ich nehme mir ein Taxi.“ – „Wunderbar. Bis gleich. Achja, und Paddy...“ – „Ja?“ – „Zieh dir bitte etwas an.“ Angelo lachte schäbig auf und beendete das Gespräch, bevor Paddy etwas antworten konnte.
„Sehr lustig, sehr lustig“ murmelte Paddy vor sich hin und sah dann Tessa vorwurfsvoll an „Das ist alles deine Schuld. Nun muss ich los.“ – „Was? Und warum bitte ist das meine Schuld?“ – „Du hast mich genötigt ran zu gehen.“ Sie lachte nur auf, sagte aber nichts weiter dazu. „Kann ich mitkommen?“ – „Ja klar.“ Er küsste sie noch einmal innig, streichelte ihr zärtlich über den ganzen Körper und löste sich dann. „Ich fürchte wir werden uns dann mal anziehen müssen.“
„Ja, das fürchte ich auch. Ich gehe zuerst unter die Dusche.“ Tessa sprang auf und rannte ins Bad, bevor Paddy überhaupt realisiert hatte was sie da gesagt hatte, aber er wollte sich nicht so leicht geschlagen geben und sprintete ihr hinterher, riss die Badezimmertür auf und hörte wie sie sich hinter dem Duschvorhang gerade das Wasser anstellte.
Er ließ sich davon aber nicht abhalten und stellte sich einfach zu ihr „Will mitduschen“ grinste er sie frech an, doch sie dachte gar nicht daran und richtete den Duschkopf so aus, dass er größtenteils trocken blieb. „Hey, mach mich doch bitte auch nass“ schmollte er scherzhaft und kitzelte sie durch, als sie mit dem Kopf schütteln wollte. Tessa war äußerst kitzelig und so hatte er nun ein leichtes Spiel und konnte den Duschkopf auf sich selbst richten.
„So haben wir aber nicht gewettet“ meckerte sie grinsend „Ich war zuerst da, ich will duschen.“ – „Ich hab eine Idee, wie das funktionieren könnte.“ Paddy zog sie fest an sich und nun standen sie gemeinsam unter dem warmen Wasserstrahl. „Siehst du, so geht das.“ Sein Gesicht kam ihrem immer näher und schließlich berührten sich ihre Lippen. Sie küssten sich wieder innig und nun führten sie doch das zu Ende, wobei sie vorhin unterbrochen worden waren. Das Wasser über ihnen sprudelte ununterbrochen weiter, während sie sich ihren Gefühlen hingaben und den Körper des Anderen genossen.
Hinterher kuschelte Tessa sich zufrieden an seinen Körper „Oh Paddy, ich liebe dich so sehr.“ - „Ich liebe dich auch“ er streichelte ihren nassen Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Nun sollten wir uns aber tatsächlich mal fertig machen,“ zerstörte Tessa die Stimmung zwischen ihnen „du hast bestimmt schon zehn weitere böse Anrufe wo du denn bleibst.“ Sie grinste ihn an, während sie sich von ihm löste und gleichzeitig nach dem Shampoo griff.
Kurze Zeit später waren sie abfahrbereit und fuhren mit dem Taxi zum Studio wo sie bereits sehnsüchtig erwartet wurden.
„Na endlich“ Angelo stand von den Drums auf und begrüßte seinen Bruder, dessen Blick auf Tessas Hintern klebte, die sich heute lediglich einen kurzen Rock übergezogen hatte. „Hör auf zu sabbern und nimm dir die Gitarre“ war Angelos knapper Kommentar, bevor er sich wieder hinsetzte. Die anderen Geschwister begrüßten Paddy ebenfalls kurz und begannen dann mit ihrem Spiel.
Aber die Stimmung war geladen, alle waren schlecht drauf und kaum einer konnte sich vernünftig konzentrieren. Irgendwann wurde es Paddy zu bunt und er hörte auf zu spielen „Leute, ich glaube es reicht. Das hier ist totaler Mist. Ihr könnt es eigentlich, aber heute wird das nichts mehr. Wir machen einen Cut und morgen wird das schon klappen. Okay?“
„Du hast gar nicht das Recht uns vorzuschreiben wie wir zu proben haben“ reagierte Kathy empfindlich. „Genau,“ Joeys Laune war auch auf dem Tiefpunkt „halt du dich da mal raus. Du willst ja auch nicht mit uns auftreten.“
„Ihr wisst, dass ich mich auskenne und dass meine Entscheidungen immer fundiert sind. Also hört euch einfach meinen Rat an und macht euch heute einen schönen Nachmittag. Entspannt euch ein bisschen und kocht euch was Leckeres. Dann seid ihr morgen auch fit für den Auftritt.“
Maite wollte gerade aus der Haut fahren, als Angelo als Erster das Wort ergriff „Paddy hat Recht. Wir sollten hier aufhören und uns erholen. Dann kriegen wir den Auftritt morgen schon hin. Und wenn ihr mal in euch geht, dann wisst ihr auch, dass Paddy Recht hat.“
„Aber…“ wollte Maite protestieren, doch Kathy schnitt ihr das Wort ab „Stimmt. Ist ja gut. Ihr habt ja Recht. Wir beenden unsere Proben für heute und morgen treffen wir uns in alter Frische.“ Paddy sah sie dankbar an, während Kathy weiter sprach „Dann treffen wir uns also morgen um elf Uhr hier und fahren dann gemeinsam zum Stadion. Die Musiker und die Helfer kommen dann um halb zwölf. Einverstanden?“
Alle nickten und langsam löste sich die Menge auf.
„Paddy?“ Er drehte sich um und sah Angelo auf ihn zugerannt kommen „Habt ihr nicht Lust mit mir noch etwas essen zu gehen? Ich möchte noch nicht nach Hause, da bin ich so alleine.“ Paddy warf einen bedauernden Blick auf Tessas nackte Beine, doch Angelo sah so unglücklich aus, dass er ihm diesen Wunsch nicht abschlagen konnte „Gerne. Lass uns doch zu unserem Lieblings-Italiener gehen.“ Angelo war einverstanden und so machten sich die Drei auf den Weg.
 
Sie bogen gerade in die kleine Straße ein und bewegten sich auf das Restaurant zu, als sie plötzlich eine bekannte Person in der Ferne sahen. Angelo blieb stehen, sein Blick war schreckensgeweitet. „Seht ihr, was ich sehe?“ Kira stand an der Straßenecke, ein Mann, der mit dem Rücken zu ihnen stand, hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt.
„Angelo, reg dich nicht auf. Das ist bestimmt ganz harmlos.“ Paddy legte besänftigend seine Hand auf Angelos Arm. „Harmlos!?“ spuckte dieser aus „Jetzt küssen sie sich sogar.“ – „Er hat ihr lediglich einen Kuss auf die Wange gegeben.“ – „Dem polier ich jetzt die Fresse. Das ist meine Frau.“ Angelo stampfte los und schubste den arglosen Mann von hinten. „Nimm deine dreckigen Finger von meiner Frau“ brüllte er ihn an. Doch als der Mann sich umdrehte wich plötzlich alle Farbe aus seinem Gesicht. „Gregor? Wie siehst du denn aus?“ Angelo war die ganze Situation offensichtlich peinlich. Kiras Bruder hatte sich offensichtlich die langen Haare abschneiden lassen, daher hatte Angelo ihn von hinten auch nicht erkannt. „Das gleiche könnte ich dich fragen. Deine Haare sind ja auch ab.“ – „Oh Mann, es tut mir leid, Gregor. Ich weiß auch nicht was mit mir los war.“
In der Zwischenzeit erreichten auch Paddy und Tessa die kleine Gruppe. „Ist alles okay?“ Wollte Tessa besorgt wissen. „Ja,“ Angelo kratzte sich am Kopf „darf ich euch Gregor, Kiras Bruder, vorstellen?“ Er machte dabei ein Gesicht wie ein Schaf auf dem Weg zur Schlachtbank, und Gregor legte seinen Arm um Angelos Schulter „Schon okay. Bist doch mein Lieblings-Schwager. Dir verzeih ich das.“ Er lachte und so entspannte Angelo sich auch wieder etwas. „Kann ich euch“ er sah Kira nun direkt an „auf eine leckere Pasta einladen? So quasi als Entschädigung.“
„Gerne“ Gregor fand die Idee gut und auch Kira nickte, also war es beschlossene Sache und zu fünft fielen sie beim Italiener ein.
 
Gewohnheitsmäßig setzten sich Tessa und Paddy nebeneinander und da Gregor sich ans Kopfende des Tisches setzte, blieb Angelo und Kira nichts anderes übrig und sich ebenfalls nebeneinander zu setzen. Kira begann eine Unterhaltung mit Tessa, während die Männer ein Gespräch über Autos begonnen. „Ich freu mich für euch, dass ihr nun zusammen seid. War ja ein ganz schönes Hin- und Her mit euch.“ Tessa nickte „Allerdings. Das war eine furchtbare Zeit. Aber das hat sich ja nun glücklicherweise geändert. Und wie geht es dir so?“ fragte sie vorsichtig, schließlich kannten sie sich kaum. „Ganz gut“ lächelte Kira gekünstelt und ihr Blick fiel auf Angelo, dann drehte sie sich wieder zu Tessa „Ich muss mal auf die Toilette, kommst du mit?“ – „Ja, ich wollte ohnehin auch gehen.“ Die beiden Frauen erhoben sich und verabschiedeten sich von den Männern. „Typisch Frauen“ grinste Paddy „immer zu zweit aufs Klo.“ Doch sie reagierten überhaupt nicht darauf, sondern verschwanden in der Tür mit dem „D“.
Kira lehnte sich mit dem Rücken gegen das Waschbecken und Tessa stellte sich ihr gegenüber.
„Tessa, ich weiß nicht ob meine Entscheidung richtig war.“ – „Das kann ich dir leider auch nicht beantworten. Aber warum hast du dich denn überhaupt von ihm getrennt?“ – „Ich hab mich irgendwie von der Gesamtsituation eingeengt gefühlt, ich brauchte meine Freiheiten.“ – „Du brauchtest? Ist das jetzt nicht mehr so?“ Kira zuckte mit den Schultern „Wenn ich das wüsste. Weißt du, ich hab mein ganzes Leben mit ihm verbracht und ich dachte ich müsste mich nun mal abnabeln und mal etwas für mich tun. Aber nun fehlt er mir manchmal so. Ich hab ihn vor ein paar Tagen geküsst und danach bin ich in seinen Armen eingeschlafen. In diesen Momenten war ich so glücklich. Verstehst du, einerseits will ich auch mal eigenständig sein und andererseits ist es, als fehlte mir eine Hälfte.“ – „Liebst du ihn denn noch?“ Kira massierte sich die gerunzelte Stirn „Hättest du mich das vor einer Woche gefragt hätte ich gesagt, dass meine Gefühle weg sind.“ Sie machte eine Pause „Aber seit dem Kuss spielen meine Emotionen verrückt. Und vorhin, als er dachte, Gregor wäre mein neuer Freund,“ ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel „da hab ich mich irgendwie total gefreut. Ich wusste ja, dass er mich immer noch liebt, aber es dann so zu sehen, das war schon toll.“ Tessa lächelte nur, weil sie spürte, dass Kira gedanklich abwesend war und ihr gar nicht zuhören würde.
„Tessa, was mach ich denn nun?“ – „Soll ich ehrlich sein?“ – „Ich bitte darum.“ Tessa überlegte ob sie tatsächlich ihre Meinung so direkt sagen konnte, aber da Kira sie darum gebeten hatte, entschied sie sich für die direkte Wahrheit „Geh zurück zu ihm.“
Kira seufzte „Hach, ich weiß es auch nicht.“ Sie versuchte zu lächeln, was ihr aber nicht so recht gelang, sie starrte auf den Boden und dachte wieder angestrengt nach.
„Vielleicht solltest du noch mal mit ihm reden?“ – „Das haben wir. An dem Tag, an dem ich ihn geküsst habe.“ – „Dabei ist ja anscheinend nichts bei herausgekommen?“ – „Doch,“ Kira sah Tessa direkt in die Augen „durch das Gespräch ist mir klar geworden wie sehr mir seine Nähe fehlt.“
Tessa nahm ein Papiertuch aus der Halterung, feuchtete es an und hielt es Kira hin „Hier, mach dich ein bisschen frisch und dann rede mit ihm. Setzt euch doch an einen anderen Tisch, oder macht einen Spaziergang. Gregor nehmen wir einfach mit unter unsere Fittiche. Einverstanden?“
Kira nickte „Ist wahrscheinlich das Beste. Danke.“ Dann begann sie ihr Gesicht zu reinigen und Tessa verließ die Toilette.
Am Tisch angekommen erntete sie fragende Blicke „Wo ist Kira?“ Angelo sah besorgt aus „Geht es ihr nicht gut?“ – „Keine Panik. Sie will sich nur kurz frisch machen und dann kommt sie zurück zum Tisch. Habt ihr eigentlich schon bestellt?“ wechselte sie geschickt das Thema. Die Jungs hatten schon bestellt und hatten natürlich nicht daran gedacht für die Mädels mit zu bestellen. So musste Tessa nun warten, bis die Kellnerin die ersten Getränke brachte.
Es dauerte nicht lange, da kam die Kellnerin an den Tisch und Tessa bestellte für sich und Kira ein Wasser. Sie wählte sich auch eine Speise, aber da sie nicht wusste was Kira mag ließ sie das lieber bleiben.
„Sollen wir vielleicht nicht lieber mal nach Kira sehen? Das dauert irgendwie so lange.“ Angelo spielte mit seinem Bierglas und sah Tessa dabei ernst an. Tessa konnte sich gut vorstellen, warum Kira auf der Toilette so lange brauchte, das wollte sie Angelo jetzt allerdings nicht auf die Nase binden.
Dann war es aber endlich so weit und Kira traute sich aus der Tür. Unsicher ging sie auf den Tisch zu, setzte sich auf ihren Platz und sah Tessa unsicher in die Augen. Diese bedeutete ihr mit einem Nicken, dass sie all ihren Mut zusammen nehmen soll und Angelo ansprechen soll.
Kira atmete einmal tief durch und drehte sich dann unsicher zu Angelo um „Ich würde gerne mit dir reden, wollen wir vielleicht ein bisschen spazieren gehen?“
Sein Blick wanderte von Kira zu Tessa und wieder zurück „Ähm, ja, gerne.“ Er stand auf und man sah ihm seine Verwirrung deutlich an, aber er freute sich offensichtlich auch mal wieder mit Kira alleine zu sein.
So verließen die Beiden gemeinsam das Restaurant. Kiras Wasser und Angelos Bier und Pasta wurden gerecht unter den übrigen aufgeteilt. Niemand rechnete damit, die Beiden heute noch einmal wieder zu sehen.
 
Angelo und Kira liefen ziellos durch die Gegend und Kira ergriff als Erste das Wort „Du siehst gut aus. Du hast abgenommen.“ Er nickte nur und war sich seiner Gefühle nicht sicher. Einerseits war er nach wie vor sauer auf sie, aber andererseits liebte er sie so abgöttisch, dass er ihr nahezu fast alles verzeihen würde. „Es tut mir leid, Angelo.“ – „Was tut dir leid?“ fragte er tonlos. „Naja, dass ich letztens so gemein zu dir war. Das war nicht fair.“ Er lachte einmal kurz auf, blieb stehen und sah sie dann an „Nein. Da hast du Recht. Das war alles andere als fair. Du hast mich sehr verletzt.“ – „Das kann ich mir vorstellen und ich würde es gerne rückgängig machen, wenn ich könnte. Aber das geht ja nicht. Und…“ Sie machte eine kleine Pause und atmete einmal tief ein „Und weiß ich jetzt, dass das kein Fehler war.“ – „Nicht? Was war es dann? Ein Unglück?“ Kira spürte seinen inneren Schmerz „Nein, ich war einfach dämlich. Ich habe dir so weh getan, obwohl das eigentlich das war was ich immer vermeiden wollte. Du bist schließlich einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.“
Sie gingen ein Stückchen weiter und landeten schließlich auf einem kleinen Spielplatz, der trotz der nachmittäglichen Hitze wie ausgestorben war. Sie setzten sich nebeneinander auf eine Schaukel und Kira begann ein wenig hin und her zu schaukeln.
Angelo sah ihr kurz dabei zu „Du Kira?“ – „Ja?“ Sie hielt wieder an und wandte sich zu ihm.
„Warum haben wir diesen Spaziergang gemacht? Warum wolltest du mit mir reden? Nur um mir zu sagen, dass es dir Leid tut?“
Kiras Eingeweide krampften sich zusammen, vor dieser Situation hatte sie sich am meisten gefürchtet.
„Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht so genau.“ – „Was weißt du nicht so genau?“ – „Was ich für dich empfinde.“
Diese fünf Worte lösten eine Ganzkörpergänsehaut bei ihm aus, dann war ihre Ehe vielleicht doch noch nicht verloren!?
„Du sagst da gar nichts zu?“ Angelo sah sie an „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“ – „Das kann ich mir vorstellen. Ich weiß ja nicht einmal was ich denken oder fühlen soll.“
Sie schwiegen sich wieder an und schaukelten ein wenig hin und zurück. Keiner traute sich das Schweigen zu brechen und so stieg Angelo von der Schaukel ab und begann Kira anzustoßen. Sie schaukelte immer höher und ihre Haare flogen im Wind.
Kira lachte befreit und genoss das auf und ab der Schaukel und die leichte Brise, die ihre Haut streifte. Doch dann wurde ihr langsam übel „Es reicht jetzt. Aufhören“ quietschte sie, immer noch lachend. Doch Angelo wollte sich noch ein bisschen necken, also stieß er sie noch ein paar Mal an „Aaaah. Aufhören… Sofort.“ Scherzhaft fing sie an ihm zu drohen „Ich mach dich noch einen Kopf kürzer, dann kannst du gar nicht mehr über den Tisch hinaus gucken. Oder ich kleb dir deine Finger zusammen, dann kannst du nicht mehr Gitarre spielen. Oder ich verprügel dich einfach. Oder…“
Angelo stoppte endlich die Schaukel und drehte sie einmal um, so dass die Seile sich über ihrem Kopf kreuzten. „Hast du jetzt immer noch so eine große Klappe?“ er grinste sie an „Willst du mich immer noch einen Kopf kürzer machen? Oder mich verprügeln?“
Kira nickte „Ja, das würde ich jetzt immer noch machen. Pass mal lieber auf.“ Sie zwinkerte ihm zu und boxte ihm leicht in den Bauch.
„Vor dir hab ich doch keine Angst.“ – „Ach nein? Du solltest mich besser kennen.“ – „Deswegen hab ich ja keine Angst.“ Er lachte gelöst und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Urplötzlich verschwand ihr Lachen aus ihrem Gesicht und wich einem versonnenen Lächeln. Sie verspürte wieder dieses Gefühl, dass sie genau das Richtige tat und sah ihm tief in die Augen.
Seine Hand, die gerade ihre Haarsträhne hinter ihr Ohr geklemmt hatte umfasste nun ihre rechte Wange, sein Daumen streichelte zärtlich ihr Gesicht. Vorsichtig löste er die andere Hand vom Seil der Schaukel und legte sie auf ihre andere Wange. Er spürte die feine Gänsehaut, die ihr Gesicht überzog und konnte sich nun nicht mehr zurückhalten. Nun wollte er sie küssen, endlich wieder ihren süßen Geschmack auf den Lippen schmecken. Also beugte er sich zu ihr hinab, sein Gesicht näherte sich ihrem und er spürte wie ihr Gesicht unter seinen Händen zu glühen begann. Doch dann verloren sie beide das Gleichgewicht, da die Schaukel wieder in ihre Ursprungsposition zurück wollte.
Beide lagen sie nun im Sand. „Na immerhin bin ich weich gefallen“ kicherte Kira, die auf Angelos Bauch gelandet war. „Das ist die Hauptsache.“ Angelo lächelte sie an und drehte sich herum, so dass er nun halb auf Kira lag. „Nun kannst du mir nicht mehr weglaufen“ Er sah ihr tief in die Augen.
„Ich glaube auch nicht, dass ich überhaupt noch weglaufen möchte.“ – „Du ahnst gar nicht wie glücklich mich das macht“ seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern und sein Kopf senkte sich langsam, er sah wie sie ihre Augenlider halb schloss und auf das wartete, was nun unweigerlich folgen würde. Fest lag seine Hand auf ihrem Schlüsselbein und drückte sie noch ein Stückchen fester in den Sand als er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gab. Kleine Sandkörner hatten sich auf ihren Mund verirrt und störten ihn. Also stoppte er und wischte ihr mit dem Daumen die Sandkörner von den Lippen, dann konnte es weitergehen und er küsste sie wieder innig.
Ihr entschlüpfte ein kleines Stöhnen, als seine Hand den Träger ihres Tops verschob und seine Finger ihre nackte Haut liebkosten.
„Ich liebe dich, Kira.“ Seine Lippen wanderten hin zu ihrer nackten Schulter, die nun schutzlos vor ihm lag. Ganz sanft küsste er jeden einzelnen Zentimeter ihrer Haut, die wie ihr Gesicht auch, mit einer leichten Gänsehaut überzogen war.
In Kira spielten wieder die Gefühle verrückt. Wollte sie ihn jetzt tatsächlich zurück? Und was machten sie hier eigentlich? Es war helllichter Tag und jederzeit konnte jemand auf diesen Spielplatz kommen und sie lagen hier im Sand und zogen sich halb aus. Aber sie entschloss sich ihre Gedanken auszuschalten und nur ihren Gefühlen zu gehorchen.
„Lass uns nach Hause gehen,“ schlug Kira vor „das Bett ist bequemer“ fügte sie dann noch mit einem schelmischen Grinsen hinzu.
Angelos Gesicht war ganz rot und kleine Schweißperlen klebten in seinem Gesicht „Du hast Recht, das ist eine gute Idee.“ Er gab ihr noch einen letzten Kuss, stützte dann die Arme auf den Boden um sich zu erheben, dann hielt er Kira die Hand hin und half ihr anschließend, den Sand von der Kleidung zu schütteln.
Sie nahmen sich ein Taxi, keiner von Beiden konnte es erwarten, endlich mit dem anderen alleine zu sein.
Bereits im Taxi führten sie sich auf wie ein frisch verliebtes Pärchen und konnten die Finger kaum vom Körper des anderen lassen. Der Taxifahrerin war das ganze offensichtlich ziemlich peinlich, aber sie versuchte so zu tun als bemerkte sie nichts. Zum Glück war der Weg nicht weit und schon wenige Minuten später standen sie vor ihrem gemeinsamen Haus. Angelo bezahlte die Taxirechnung und ging dann mit Kira den Weg zur Haustür hinauf.
Wie bei einem Déjà vu kamen ihm die Bilder vom letzten Mal in den Kopf, wie sie hier vor dieser Tür standen und Kira ihn ganz unvermittelt geküsst hatte. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln und unwillkürlich sah er Kira an, sein Blick haftete auf ihren Lippen.
„Ich weiß woran du gerade denkst“ sie kam einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn fest auf die Lippen.
Er war ganz außer Atem, als sie den Kuss beendete und auf das Türschloss deutete „Wir sollten jetzt rein gehen.“ Er nickte nur und öffnete mit zittrigen Fingern das Türschloss. Er hielt ihr die Tür auf, damit sie vor ihm eintreten konnte.
Mit Schwung warf er die Haustür hinter sich zu und hob Kira hoch „Jetzt hab ich dich endlich für mich.“ Für Angelo war es ein Kinderspiel seine Frau auf Händen zu tragen, und so trug er sie direkt ins Schlafzimmer, wo er sie direkt auf das Bett fallen ließ.
Lüstern blickte sie ihn an und deutete auf den freien Platz im Bett neben ihr. Das ließ Angelo sich natürlich nicht zwei Mal sagen und so hüpfte er freudig neben sie auf das Bett und begann wieder sie zu küssen.
Sie kannten den Körper und die Vorlieben des Anderen in- und auswendig und trotzdem gingen Angelos Finger auf Wanderschaft, zogen ihr zuerst das störende Top aus und ertastete dann ihren Oberkörper. Seine Lippen wanderten wieder an ihre Schulter und liebkosten ihr Schlüsselbein, wanderten dann langsam hinab zu ihren Brüsten, die er ausgiebig bearbeitete. Seine Lippen arbeiteten sich langsam weiter hinab zu ihrem Bauchnabel und verharrte dort einen Moment. Kira kam schier um vor Lust und wandte sich stöhnend unter ihm.
Sie packte Angelo an seinen Schultern und zog ihn hoch, so dass er ihr wieder ins Gesicht sehen konnte. Dann begann sie ihm stürmisch seine Klamotten vom Leib zu reißen und entledigte sich auch ihrer letzten Kleidungsstücke.
„Nimm mich, jetzt sofort“ Kira war erregt bis in die Haarspitzen und konnte es nicht mehr abwarten ihren Mann endlich wieder in sich zu spüren, viel zu lange war das letzte Mal her.
Nur zu gerne kam Angelo ihrer Aufforderung nach und legte sich zwischen ihre gespreizten Beine. Kira hob ihr Becken ein Stückchen und war mehr als bereit um ihn in sich aufzunehmen.
Sie erlebten ein Feuerwerk der Gefühle und glühten vor Leidenschaft. Angelo und Kira genossen ihre wieder entdeckte Liebe und vergaßen alles um sich herum. Sie verschwendeten keinen Gedanken an ihre Kinder, an ihre Familien oder an ihr Leben außerhalb des Schlafzimmers. In diesem Moment zählten nur sie Beide.
 
Als Angelo wach wurde schien die Sonne hell ins Zimmer und tauchte den gesamten Raum in einen kräftigen goldenen Farbton. Er hörte draußen Vögel zwitschern und Autos vorbeifahren, was er aber nicht hörte war Kiras Atem. Irritiert drehte er sich um und sah, dass ihre Betthälfte leer war. Die Decke lag zerknüllt am Fußende und das Kissen lag plattgedrückt neben seinem, aber ansonsten gab es keine Anzeichen, dass in der letzten Nacht seine Frau unmittelbar neben ihm geschlafen hatte. Überhaupt die letzte Nacht, als ihm die Erinnerungen daran zurück kamen musste er unwillkürlich lächeln. Sie war so schön – und so bereit für ihn. Er sah immer noch ihren Blick als sie ihm sagte, dass sie nicht länger warten konnte und dass sie ihn wollte. Er spürte dieses Kribbeln in der Magengegend, als er an das Gefühl dachte, dass er empfand als er in sie eindrang. Er schien nie in seinem Leben glücklicher gewesen zu sein.
Er schüttelte den Kopf um die Gedanken loszuwerden. Nun musste er erst mal gucken wo Kira war. Sie wird es sich doch wohl nicht wieder anders überlegt haben, grübelte er, schalt sich aber dafür gleich wieder. Nein, ihre Gefühle waren echt. Sie würde zu ihm zurückkommen, vielleicht war sie nur gerade unter der Dusche.
Er stand auf und zog sich ein paar Boxershorts über, dann bewegte er sich zur Schlafzimmertür und schon als er sie öffnete wusste er, dass Kira nicht unter der Dusche stand, denn er roch den Duft von Kaffee und frischen Brötchen. Kira hatte also Frühstück gemacht. Sie wusste eben doch am Besten, womit man Angelo eine Freude machen konnte.
„Guten Morgen“ Angelo betrat schlaftrunken die Küche und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Er musste träumen, das hier konnte nur das Paradies sein. Der Tisch war voll gestellt mit allerlei Köstlichkeiten, die er gerne zum Frühstück aß. Dann eine große Auswahl an Brötchen und Getränken. Das allerbeste allerdings thronte in der Mitte des Tisches. Kira saß auf der Tischkante, die Beine hatte sie überschlagen und auf einem Stuhl abgestellt – und sie war nackt. „Guten Morgen“ säuselte sie „Ich dachte du hättest vielleicht Hunger?“
Angelo war leicht überfordert mit der Situation und wusste gar nicht wo er hinsehen sollte. So ging er ein paar Schritte auf seine Frau zu und gab ihr einen Kuss auf den Mund „Du kennst mich gut. Natürlich hab ich Hunger.“
Er schob ihre Beine auseinander und stellte sich dazwischen „Du machst mich wahnsinnig“ flüsterte er an ihrem Mund und küsste sie wieder zärtlich. Währenddessen verrenkte Kira sich und versuchte – vergebens – ihm die Shorts herunter zu ziehen. Er war ihr nur zu gerne behilflich und entledigte sich dieses störenden Stücks Stoff.
Er zögerte nun auch nicht mehr lange, sondern drang sofort in sie ein, was sie mit einem tiefen Stöhnen quittierte. Angelo rückte Kiras Becken so hin, dass es für sie beide am besten war und begann dann sein eigenes Becken hin und zurück zu schieben. Rhythmisch bewegten sich beide Körper und schon kurze Zeit später erreichten sie gleichzeitig ihren Höhepunkt.
Kira sah ihren Mann an, als sie wieder zu Atem gekommen war, und gab ihm einen Kuss „Ich liebe dich, Angelo. Ich werde wieder zu dir zurück kommen. Heute noch werde ich unsere Kinder und unsere Sachen holen. Das heißt, wenn du das auch möchtest.“
Er umschlang sie fest mit seinen kräftigen Armen und drückte sie an sich „Was für eine Frage.“ Er schüttelte leicht den Kopf „Kira, ich liebe dich und du fehlst mir so sehr. Ich werde der glücklichste Mensch auf dieser Erde sein, wenn du wieder mit mir zusammen sein möchtest.“ – „Das will ich. Bis an das Ende meines Lebens.“
Angelo drückte sie noch fester an sich, doch Kira musste ihn ein wenig von sich weg drücken, da er ihr die Luft zum atmen nahm. „Und eins verspreche ich dir“ Angelo ließ sie los und nahm ihren Kopf zwischen seine Hände „du musst nie wieder mit mir auf der Bühne stehen.“
Kira nickte „Danke.“ Sie lächelte ihn an „Aber was hältst du davon, wenn wir erst mal was frühstücken?“ – „Gute Idee“ grinste er während er sie von der Tischplatte herunter hob, dort musste Kira erst mal ihren Rücken gerade biegen.
„Ich verschwinde nur kurz im Bad.“ Kira lief los und Angelo zog sich die Shorts über. Er wusch sich die Hände in der Küche und setzte sich dann abwartend auf seinen Stuhl.
Als sie zurück kam hatte sie sich lediglich einen leichten Morgenmantel übergeworfen und setzte sich ihm gegenüber. Es kribbelte in seinen Fingern und am liebten hätte er ihr den Mantel vom Körper gezerrt, aber er beherrschte sich und griff stattdessen lieber nach einem Brötchen um es für Kira aufzuschneiden.
„Hast du eine Ahnung wo die anderen geblieben sein könnten?“ – „Wen meinst du?“ Angelo war abgelenkt, da er sich nun ein Brötchen für sich selbst aufschnitt. „Wen mein ich wohl? Gregor, Paddy und Tessa.“ Er zuckte mit den Schultern „Bestimmt bei Tessa. Die wollten bestimmt nicht hier her kommen. Und wo sind eigentlich unsere Kinder?“ – „Die sind bei meinen Eltern, schon seit zwei Tagen. Meine Eltern bringen sie aber heute Abend wieder vorbei.“
Angelo begann sich seinen Teller vollzuschaufeln und aß dann genüsslich „Kommst du eigentlich heute mit zu dem Konzert?“ Kira nickte „Gerne.“
Dann aßen sie schweigend ihr Frühstück weiter und genossen die Zweisamkeit.

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