29. Des Rätsels Lösung

Barby hatte die Party zusammen mit Patricia, kurz nach Paddy und Tessa verlassen. Sie freute sich ungemein für ihren Bruder, dass er so eine liebenswerte Frau kennen gelernt hatte. Tessa war ihr auf Anhieb sympathisch und sie wusste sofort, dass diese Frau die Fähigkeit hatte ihren Bruder glücklich zu machen. Und dass Paddy sich nun auch endlich dazu bekannt hatte, dass er in sie verliebt war freute sie ebenfalls ungemein, sie hatte Tessas Enttäuschung während ihres Gesprächs deutlich gespürt. Wenn es doch nur bei ihr auch so gut klappen würde. Ricardo fehlte ihr so, wenn sie nur nicht diesen dämlichen Fehler begangen hätte. Wie konnte sie das bloß jemals wieder gut machen? Hätte sie ihm einen ähnlichen Fehltritt verziehen? Vermutlich nicht.
Aber so konnte es doch auch nicht weitergehen, am besten bespräche sie diesen Fall mit Herrn Klingler, ihrem neuen Therapeuten. Morgen früh hatte sie dort einen ersten Termin und war schon ganz gespannt wie es denn werden würde. Hoffentlich würde sie sich von ihm auch so gut verstanden fühlen wie von Martin.
Martin – alleine der Gedanke an diesen Mann verursachte ihr Übelkeit. Wie hatte sie sich zu so etwas hinreißen lassen können?
Barby lag im Bett und wälzte sich von einer Seite auf die andere, in dieser Nacht quälten sie so viele Gedanken, dass an Schlafen gar nicht zu denken war. Also knipste sie ihre Nachttischlampe wieder an, setzte sich auf und zog den Laptop unter dem Bett hervor, den sie sich vor wenigen Tagen gekauft hatte. Sie verstand nicht viel von Technik, aber zum Glück hatte Denis ihr erklärt, wie man den Laptop mit dem Internet verband.
Sie fuhr den Rechner hoch und wartete gespannt was nun passieren würde, sie hatte natürlich schon öfter an einem PC gesessen, aber sicher fühlte sie sich mit dem Umgang nicht.
Als das Desktop erschien suchte sie das Zeichen für die Internetverbindung und klickte es an. Es funktionierte. So einfach war das, und - schwupps - schon war man verbunden mit der weiten Welt des World Wide Web.
Doch was nun? Sie saß nun vor dem Laptop und wusste nicht was man überhaupt im Internet machen konnte. Hmm... Ich google einfach mal meinen Namen, überlegte Barby. Mal sehen, was dabei heraus kommt.
Sie gab ihren Namen in das vorgesehene Feld und drückte auf Enter. Sie bekam große Augen, gleich mehrere hunderttausend Einträge gab es zu ihrem Namen. Ein paar Videos waren dabei, aber auch einige inoffizielle Homepages, die Fans in liebevoller Kleinarbeit erstellt hatten.
Doch dann blieb ihr Blick an einem Link hängen: „Barby Kelly – geistesgestört?“ Mit zittrigen Fingern klickte sie die Seite an und landete auf der Seite der größten deutschen Tageszeitung. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und befürchtete sich gleich übergeben zu müssen.
Geistesgestört? Gefahr für die Menschheit? „Das kann doch nicht deren Ernst sein“ stammelte sie fassungslos. Barby scrollte die Seite ein Stückchen herunter und sah, dass es noch einen neueren Artikel diesbezüglich gab. Von gestern. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, während sie den Artikel las.
 
 
Dreht sie jetzt völlig durch?
 
Vor kurzem berichteten wir über Barby Kelly und dass sie sich in psychiatrischer Behandlung befindet. Nun kam heraus, dass sie eine Affäre mit ihrem Therapeuten hat, obwohl sie sich in einer Beziehung zum Krankenhausarzt Dr. Ricardo Blas befindet.
Von einem Freund des Therapeuten, Martin Heins, war zu vernehmen, dass Heins regelrecht zum Sex gezwungen wurde. Sollte die unschuldig und bäuerlich aussehende Barby Kelly ein sexhungriges Biest sein, das ohne Rücksicht auf Verluste Männer vernascht? War vielleicht auch die neue Vergewaltigungsdroge Liquid Ecstasy im Spiel? Wie sonst konnte diese kleine Frau den stämmigen Heins zum Geschlechtsverkehr zwingen?
„Es passierte bereits am 10.06., Martin wollte aus Mitleid mit Barby einen Videoabend mit ihr machen, weil sie in ihrer Beziehung mit Dr. Blas nicht glücklich ist und sie sich ständig stritten, da sie hat die Situation ausgenutzt und sich genommen was sie wollte.“ So, der Freund des Opfers.
Erst vor kurzem wurde bekannt, dass ein junges Mädchen von Paddy Kelly bösartig hintergangen wurde und nun auch noch Barby.
Wie lange sollen wir bei dieser Familie noch zusehen? Muss erst etwas Schlimmeres passieren? Wir werden an all diesen Themen dran bleiben.
 
 
 
Barby war verzweifelt, warum schrieb dieses Faltblatt so etwas? Das durfte doch nicht wahr sein. Ihre Tränen flossen in Sturzbächen aus ihren Augenwinkeln und die selbe kalte Angst wie vor einem halben Jahr packte sie. Warum passiert so etwas immer mir? fragte sie sich hoffnungslos. Es dauerte einige Zeit, bis sie sich wieder beruhigte und beschloss, dass sie jetzt sofort mit jemandem reden musste, sonst würde sie platzen und vielleicht wieder eine Dummheit begehen. So stand sie auf und klopfte an die Schlafzimmertür ihrer Schwester.
Und es dauerte auch nicht lange, da öffnete eine verschlafene Patricia die Tür und sah ihre Schwester fragend an „Ist etwas passiert? Was ist los?“ Patricia nahm Barby in den Arm und wiegte sie wie ein kleines Kind hin und her. „Komm, Süße. Wir gehen in dein Zimmer.“ Sanft, aber bestimmt dirigierte sie ihre jüngere Schwester auf ihr Bett, dann fiel ihr Blick auf den Artikel, der immer noch geöffnet war. Entsetzt las sie die Zeilen mehrmals und konnte dennoch nicht begreifen was da stand.
Das war Rufmord. Nun war es aber genug, sie würde sich gleich morgen früh mit den anderen beraten, ob man irgendwelche rechtlichen Schritte gegen die „Zeitung“ einleiten könnte.
„Meinst du, das ist Ricardos kleine Rache?“ Sie streichelte unentwegt durch Barbys strubbelige Haare. „Ich weiß es nicht. Ich hätte ihn nie im Leben so eingeschätzt. Ich dachte immer er wäre vernünftig.“ Sie weinte immer noch.
„Ja, ich auch. Aber dass er auch gleich alles an die Zeitung weitergeben muss. Das kann ja nun eigentlich nur er gewesen sein, oder?“ – „Ich weiß es nicht. Das ist ja das Problem. Denn er weiß zwar, dass ich ihn mit Martin betrogen habe, aber er wusste nicht, dass wir vorhatten einen Videoabend zu machen. Und vor allem“ blitzartig kam ihr dieser Gedanke „... vor allem wusste Ric nicht, wann das ganze passiert war. – „Vielleicht ist es Zufall, die haben vielleicht nur gründlich recherchiert?“ – „Ja, mag sein“ überlegte Barby laut „aber anderseits....“
„Wer wusste denn sonst noch davon?“ wollte Patricia wissen „Sonst hast du doch, außer mir, niemandem davon erzählt, oder?“ Barby schüttelte den Kopf „Nein, hab ich nicht.“
„Sag mal Barby, könnte es eventuell auch sein, dass Martin für die ganzen Artikel verantwortlich ist?“ – „Was?“ Barby konnte es nicht glauben. Was hatte ihre Schwester da gesagt? Konnte es wirklich Martin gewesen sein, der die ganzen Informationen an die Presse weitergegeben hat?
„Wusste Martin von den ganzen Vorfällen?“ Barby nickte langsam „Ja, er wusste alles. Ich hab sehr oft mit ihm telefoniert und ihm sozusagen die ganzen Infos auf dem Silbertablett serviert. Und außerdem...“ sie stockte wieder „... hat Ric mir erzählt, dass er nicht sonderlich vertrauenswürdig ist, er hat wohl in seiner Vergangenheit viele Frauen verarscht.“ Plötzlich wurde ihr einiges klar. Er war nicht an ihr interessiert, er hatte sie nur ständig angerufen um mit neuen Informationen gefüttert zu werden. Er wollte die Familie durch die Presse in den Dreck ziehen, in der Hoffnung, dass sie seine Hilfe dann noch öfter in Anspruch nehmen würde. „Trisha, ich bin so blöd. Ich dachte Ric wäre der Übeltäter, dabei war es Martin. Der dem ich am längsten vertraut habe. Und das hab ich nun davon“ sie deutete mit einer Hand auf den Laptop.
„So ein Arschloch. Dem müsste man irgendwie sein Handwerk legen.“ – „Nein, Trisha. Ich will ihn einfach nur nie wieder sehen und ich will Ricardo zurück gewinnen. Und außerdem....“ Barby machte eine Pause „...außerdem finde ich, sollten wir diese Artikel vor unseren Fans richtig stellen.“
Patricia nickte „Ja, du hast Recht. Aber wie?“
Barby zuckte mit den Schultern „Das weiß ich nicht, vielleicht solltet ihr beim Auftritt etwas dazu sagen? „Ich weiß nicht. Ich finde wir müssen sofort handeln. Der Auftritt ist erst nächste Woche. Aber mir wird schon etwas einfallen. Aber ich finde, jetzt ist es Zeit schlafen zu gehen, oder?“ – „Ja,“ stöhnte Barby „du hast Recht. Ich werde mal schauen ob ich einschlafen kann.“
Patricia drückte Barby noch einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn und verschwand wieder in ihrem eigenen Schlafzimmer.“
 

Kommentar schreiben

Kommentare: 6
  • #1

    melli (Samstag, 09 Oktober 2010 15:06)

    UUUUUUPS!! Hab ich mal voll falsch gelegen mit meiner Vermutung :D
    Komisch,an den hab ich gar nicht gedacht!??

  • #2

    strangersworld (Samstag, 09 Oktober 2010 16:45)

    :-D Wäre doch auch langweilig, wenn alles von Anfang an so durchsichtig wäre :-)

  • #3

    Die Micha (Dienstag, 12 Oktober 2010 20:44)

    Oh, hmmm... ok! Stimmt, sonst wäre es doof!!! :-)

    Aber wahrscheinlich rechnet man damit auch nicht, weil man im normalfall Therapeuten und Ärzten vertrauen schenkt! :-)

  • #4

    strangersworld (Dienstag, 12 Oktober 2010 22:46)

    Eben. Denn dafür sind sie ja auch eigentlich da

  • #5

    Mimi (Dienstag, 09 April 2013 19:03)

    Echt gut geschrieben, meinen größten Respeckt!!!!!!!!!!!

  • #6

    Juicers Reviews (Samstag, 27 April 2013 23:24)

    This informative article was in fact exactly what I had been searching for!