15. Krankheiten

Barby verlebte die nächsten Tage wie in einem Nebel. Diese Medien-Hetze setzte ihr sehr zu und sie ging noch öfter zur Therapie als gewöhnlich. Sie zog sogar in Erwägung die Medikamentendosis wieder zu erhöhen. Sie zog sich wieder mehr und mehr in ihr Schneckenhaus zurück und grübelte viel. Meistens über die Tatsache, dass sie einerseits so froh war, dass Paddy aus dem Kloster zurück war, aber andererseits, dass dadurch wieder der Medienterror begann.  Sie war zwar nicht selbst betroffen, alle Artikel bezogen sich ausnahmslos auf Paddy und Angelo, aber dennoch nahm sie diese Sache sehr mit und sie nahm sich das sehr zu Herzen, es waren immerhin ihre kleinen Brüder. Leider hatten sie nicht herausfinden können, wo die undichte Stelle war und warum die Presse Bescheid wusste. Das Interview mit der Schwester war anscheinend ein Fake, zwar hatten sie die Schwester nur von hinten abgedruckt, aber in dem Text stand quasi exakt das gleiche wie in dem Artikel vom Vortag, nur anders abgedruckt. Solche Lügen hätte keine Schwester erzählt, da waren sie sich sicher. 

Es war ein sonniger Tag Ende Mai, als Barby sich auf dem Weg zur Therapie befand. Sie war wieder am Grübeln und hörte Musik über ihren MP3-Player, so dass sie nicht mit bekam, dass hinter ihr ein Auto hielt und Fotos von ihr schoss, wie sie die Stufen zu ihrem Therapeuten erklomm. 

Circa eine Stunde später verließ sie zusammen mit Martin Heins das Gebäude, er hatte an diesem Tag keine weiteren Termine und hatte sie daher zum Essen eingeladen, dies hatte sich im Laufe der Jahre längst zur Normalität entwickelt, da die Beiden ein beinah freundschaftliches Verhältnis zueinander aufgebaut hatten. Es zog sie zu einem kleinen, gemütlichen Italiener, da beide gerne Pasta aßen.

„Hmm.... Diese Pizza ist einfach köstlich“ schwärmte Barby. „Aber meine Pasta ist auch nicht zu verachten.“ – „Echt? Das muss ich testen.“ Und schon hatte Barby ihre Gabel in seine Pasta getaucht und stibitzte ihm ein paar Nudeln. „Hmm... Also, Herr Heins, Ihre Pasta ist wirklich himmlisch, jetzt bin ich beinah neidisch.“ Wieder versenkte sie ihre Gabel auf seinem Teller, aber er hinderte sie nicht daran, sondern beobachtete sie, wie Gabel für Gabel seine Pasta in ihrem Mund verschwanden. In diesem Moment sah er sie nicht als Patientin, sondern als Frau. Er betrachtete ihre leuchtenden Augen, während sie sich die Soße auf der Zunge zergehen ließ, sein Blick wanderte hinüber zu ihren blonden Locken, die sich zerwuschelt in ihrem Nacken sammelten. „Was ist?“ Sie hatte seinen Blick bemerkt. – „Nichts“ schwindelte er. Dann nahm er ihr die Gabel aus der Hand und umfasste ihre Fingerspitzen „Frau Kelly, wir kennen uns nun schon so lange, wollen wir nicht langsam zum du übergehen?“ Sie wurde ein bisschen rot im Gesicht „Ja, gerne. Ich bin Barby“ – „Ich bin Martin.“ 

Er entließ ihre Finger und hob sein Weinglas „Darauf sollten wir anstoßen, Barby.“ Auch sie hob ihr Glas und stieß mit ihm an, dabei sahen sie sich tief in die Augen. Dann aßen und tranken sie weiter und unterhielten sich, aber irgendetwas hatte sich verändert. Die Barriere der Höflichkeitsform hatte sich durch das „Du“ verflüchtigt, beide konnten viel offener miteinander reden, aber nicht von Therapeut zu Patientin, sondern von Freund zu Freund. Eine halbe Stunde später erhob Martin sich „Entschuldige mich bitte einen Moment.“ Schnell verschwand er in der Tür mit dem lustigen Männchen.

„Schönen Guten Abend, Mrs. Kelly“ wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und sah den Arzt aus dem Krankenhaus neben sich stehen. „Guten Abend Herr Dr. Blas. Wie geht es Ihnen?“ – „Bestens, aber die Frage würde ich gerne zurückgeben. Wie haben Sie die letzten Wochen überstanden? Der Unfall Ihrer Brüder wurde ja in der Presse ziemlich breit getreten.“ Er sagte dies ohne jegliche Gefühlsregung, sondern ganz sachlich, sah sie dabei jedoch mitfühlend an. „Danke der Nachfrage. Mich nimmt das schon sehr mit, aber ich werde darüber schon hinweg kommen.“ Sie war nicht bereit, ihr Seelenleben vor diesem Arzt offen zu legen, weil sie ihn gar nicht weiter kannte und auch weil es in diesem Rahmen nicht angebracht war. Er zögerte einen kurzen Moment, holte dann tief Luft und rang sich dann dazu durch, sein Anliegen vorzubringen. „Frau Kelly, ähm... Ich weiß nicht, ist es dreist von mir wenn ich Sie um ein Treffen bitte? Ganz unverbindlich.“ Barby wusste nicht wie ihr geschah. Erst bot ihr Psychotherapeut ihr das Du an und dann kam so ein gut aussehender junger Arzt auf sie zu und bat sie um ein Date. 

„Ich bin verwirrt.“ Hups, dachte sie, hab ich das jetzt etwa laut gesagt?  „Warum?“ Mist, sie schlug sich innerlich mit der flachen Hand gegen die Stirn, ich hab’s laut gesagt, jetzt muss ich die Situation wohl irgendwie retten. Warum bin ich so nervös?!?! „Ähm... Ich hatte.... äh... damit... also... ich hatte das nicht.... erwartet. Aber ich freue mich, würde mich gerne einmal mit Ihnen treffen.“ Er freute sich offensichtlich, sie schrieb ihre Telefonnummer auf einen Zettel und drückte ihm diesen in die Hand. „Danke, Frau Kelly. Ich werde Sie anrufen.“ Dann nahm er ihre Hand und verabschiedete sich mit einem Handkuss. 

Sie war immer noch ganz in Gedanken, als Martin zurück an den Tisch kam. „Was ist denn mit dir los?“ wollte er wissen „du siehst aus, als hättest du ein Alien gesehen.“ Er lachte über seinen Witz und sie fiel in sein Lachen mit ein. Der Rest des Abends verlief ohne weitere Ereignisse und Martin brachte Barby noch bis vor die Haustür. Er gab ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange, drehte sich dann um und setzte sich wieder in sein Auto. 

 

Patricia saß am nächsten Morgen im Wartezimmer beim Hausarzt und blätterte die Tageszeitung durch. Sie fühlte sich in letzter Zeit immer so schlapp und ausgelaugt, außerdem hatte sie häufig Magenkrämpfe und Unterleibsschmerzen. Aus diesem Grund wollte sie sich einmal gründlich durchchecken lassen.  Sie kannte diese Symptome zwar, Stress äußerte sich bei ihr immer in dieser Form, aber so schlimm wie zur Zeit war es lange nicht mehr. Sie wollte die Zeitung gerade wieder weg legen, als ihr Blick auf ein Foto fiel, welches Barby zeigte, wo sie gerade die Stufen zum Therapeuten hinaufschritt. Ihr Gesicht wirkte unnatürlich rot und verquollen. Daneben war ein kleineres Bild, welches Barby vor ihrer, Patricias, Haustür zeigte, und Martin sie gerade auf die Wange küsste, Barby hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck. Patricia sah sofort, dass die Fotos am Computer verändert wurden, so sah Barby einfach nicht aus. Schon die Überschrift über den Bildern verkündete nichts Gutes:

 
 Barby Kelly - Geistesgestört? 

Die Skandale bei der Kelly Family nehmen kein Ende. Gestern wurde uns bekannt, dass Barby Kelly sich aufgrund psychischer Störungen behandeln lässt. Angeblich soll sie auch starke Medikamente nehmen. Barby Kelly, ist sie eine Gefahr für die Menschheit? Müssen wir mit der Angst leben, dass sie irgendwann im Wahn auf unschuldige Mitbürger losgeht? Recherchen haben ergeben, dass sie sich bereits in einer geschlossenen Psychiatrie befand und aufgrund ihrer Geisteskrankheit behandelt wurde. Da stellt sich die Frage, ob hier ein Ärztefehler vorliegt. Sollte man Barby Kelly nicht lieber wieder einsperren, bevor etwas schlimmeres passiert? Unwillkürlich stellt man Vergleiche zum Massenmörder Jack deVille an, der vor einem Jahr die Stadt in Angst und Schrecken versetzt hat, weil er an Verfolgungswahn litt und plötzlich austickte und 15 Menschen brutal ermordete. 

Da fragen wir uns unwillkürlich: Was für Schreckensmeldungen der zotteligen Familie erreichen uns als nächstes? 

 

Patricia riss sich den Artikel heimlich aus der Zeitung und versteckte ihn in ihrem Terminplaner, Barby durfte diesen Artikel unter keinen Umständen zu Gesicht bekommen. Dann wurde Patricia aufgerufen und sie konnte sich keine weiteren Gedanken über den Artikel machen. 

„Guten Tag, Frau Kelly“ begrüßte der Hausarzt Patricia. Sie hatte sich oft vorgenommen sich einen anderen zu suchen, da dieser das Rentenalter erreicht hatte und manchmal auch ein bisschen tüddelig war, aber bisher hatte sie es einfach nicht geschafft, daher hatte sie sich erneut einem Termin bei ihm geben lassen müssen. Sie schüttelte seine faltige Hand, setzte sich ihm gegenüber auf den Besucherstuhl und berichtete dann von ihren Beschwerden. Sie informierte auch darüber, dass sie die Symptome bereits kannte und sie meist psychischer Natur sind. Trotzdem konnte es ja nie schaden, sich einmal richtig durchchecken zu lassen.  

So führte er einige Untersuchungen durch und nahm ihr auch Blut ab. Zum Schluss musste sie ihren Bauch freimachen, damit er sich ihren Bauch über das Ultraschallgerät ansehen konnte. Er schmierte ihren Bauch ein und rollte dann mit dem Gerät darüber. Er sah angestrengt auf das Bild, sagte aber nichts, seine gerunzelte Stirn bereitete Patricia jedoch Unbehagen. „Was ist los? Was sehen Sie da?“ – „Also“ sagte er mit seine leicht zittrigen Greisen-Stimme „Frau Kelly, das gefällt mir hier gar nicht. Ich sehe einen Schatten in Ihrem Unterleib, es könnte sich um einen Tumor handeln.“ - „Waaaas?“ Sie setzte ihren Oberkörper auf. „Sind Sie da sicher? Gucken Sie bitte noch einmal genau hin. Was bedeutet das für mich? Was muss ich jetzt machen?“ Verzweiflung machte sich in ihr breit

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Kommentare: 3
  • #1

    Die Micha (Sonntag, 10 Oktober 2010 18:52)

    Oh man, echt fürcherlich diese Presse!!!

  • #2

    simone (Sonntag, 20 November 2011 14:22)

    Die Presse tickt ja nicht richtig. Nur weil man psychische <probleme hat muss man noch lange nicht wie eine wahnsinnige IRRE BEHANDELT WERDEN!!!! Die spinnen ja wohl!!!!..... Barby, egal wo du bist, ich als Fan vermisse dich und habe auch ein schweres Los hinter mir, deshalb verstehe ich dich. Bitte versprich mir, dass du gut auf dich aufpasst und dir nichts antust. Vor Allem gib nicht so schnell deine privaten Daten, wie deine Telefonnummer preis, denn in jedem Schafspelz kann sich ein Wolf verbergen. Machs gut und komm bitte bald wieder.

  • #3

    mandy (Dienstag, 24 Januar 2012 17:33)

    Womöglich ist barby noch wegen dess alten erfolgs depressiv, aber die zeitungsartikel sind ja nicht realistisch, sondern nur rein erfunden die hier in den geschichten stehen. Also liebe fans macht euch keine sorgen...ICH denk mal nicht dass irgendjemand aus der medienwelt die barby als gefahr für die menscheit einschätzt!