28. Eifersucht

Zwei Wochen später saßen ausnahmsweise mal alle Geschwister vereint im Studio. Sogar Paddy und Barby hatten sich hinzu gesellt und saßen nun auf dem Sofa um ihren Geschwistern bei den Proben zuzusehen. Paddy hatte Tessa hinzu gebeten und so saß diese zwischen Paddy und Barby und freute sich wie ein Schneekönig, dass sie zugucken durfte.

Als Paddy sie angerufen und gefragt hatte ob sie nicht Lust dazu hätte, da sagte sie natürlich nicht nein, sie war schließlich immer noch ein riesiger Fan, außerdem war das eine gute Gelegenheit um Paddy endlich mal wieder zu sehen und ihm nah zu sein. Schließlich hatten sie sich nun auch seit dem Konzert nicht mehr gesehen und Tessa sehnte sich so sehr nach ihm, jede Faser ihres Körpers verzehrte sich nach ihm und auch nun musste sie sich beherrschen, nicht über ihn herzufallen.
Die Familie hatte sie auch sehr herzlich empfangen und sie hatten sich wirklich alle Mühe gegeben Tessa nicht sofort zu überfallen, aber trotzdem wollten doch alle die Frau kennen lernen, die es geschafft hatte Paddy um den Finger zu wickeln. Maite hatte ihr sogar ins Ohr geflüstert, dass Paddy es liebte, wenn man ihn „Hasenzähnchen“ nannte, aber irgendwie konnte sie ihr das nicht so richtig glauben.
Als sie allerdings Angelo sah, erschreckte sie sich sehr. Sein sonst kurzes blondes Haar stand wirr in alle Richtungen ab und hatte eine gräuliche Farbe angenommen. Ähnlich gestaltete sich auch die Farbe seines Gesichts, dadurch kamen die Ringe unter seinen Augen aber leider noch besser zur Geltung. Von Paddy erfuhr sie später, dass Kira sich von ihm getrennt hatte und sich seitdem auch nicht mehr gemeldet hatte.
Seit der Begrüßung saß sie stocksteif neben Paddy, der sich nach links auf die Armlehne stützte und seinen rechten Arm auf die Rückenlehne hinter ihr gelegt hatte. Sie nahm seinen unverwechselbaren Körpergeruch wahr, der sie schier um den Verstand brachte und bei dem sie – ganz heimlich – sogar schmutzige Gedanken bekam. Aber sie zwang sich ihre ganze Konzentration auf die Kellys zu lenken, die in den letzten Wochen sehr viel geübt hatten und auf dem besten Wege war zu ihrer alten Stärke zurück zu finden. Sogar Jimmy war größtenteils zufrieden, er hatte zwar immer irgendetwas zu meckern, aber heute blieb er verhältnismäßig ruhig, was vermutlich größtenteils an Paddys netter Begleitung lag. Jimmy wollte sich und seine Geschwister nicht vor Paddys neuer „Flamme“ blamieren, sie mussten schließlich professionell sein.
 
Tessa ihrerseits war verzaubert von der Musik und der Stimmung. Natürlich war es nicht vergleichbar mit einem Konzert der gesamten Familie, aber sie so alle beieinander zu haben und sie so privat im Studio zu sehen war schon ein Erlebnis. Sie probten mehrere Lieder, manche immer und immer wieder, andere nur ein einziges Mal, aber sie genoss jeden Song und nie wurde ihr einer über, auch wenn sie ihn noch so oft hörte.
Nach einiger Zeit drehte Barby sich zu Tessa um „Hast du Lust mir zu helfen? Wir wollten heute ein kleines Büffet hier aufbauen und ein bisschen was essen und quatschen. Und wenn wir es zu zweit machen, geht es bestimmt viel schneller.“
Tessa nickte nervös „Ja klar, kein Problem. Aber ich muss dich vorwarnen. Ich lasse gerne mal Teller fallen“ sie lachte gezwungen und Barby zwinkerte ihr zu „Dann ist es ja gut, dass wir nur Pappteller haben. Na dann, komm.“ Barby stand auf und hielt Tessa die Hand hin um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein.
Sie bauten gemeinsam das riesige Büffet auf und Tessa staunte nicht schlecht „Meine Güte. Ist das eine Masse an Nahrungsmitteln. Wer hat das alles gemacht?“ – „Also größtenteils Maite und ich. Aber auch die anderen haben etwas gemacht. Von Meike zum Beispiel, Meike ist übrigens Jimmys Frau, ist diese äußerst köstliche vegetarische Lasagne. An deiner Stelle würde ich mir nachher schnell was davon nehmen, sonst ist das alles weg und du ärgerst dich dann.“
Tessa grinste „Danke für den Hinweis.“ - „Aber sag mal,“ wechselte Barby das Thema und nutzte die Chance Tessa alleine anzutreffen „seid ihr wirklich nicht zusammen?“ Es versetzte ihr einen Stich, das zu fragen, weil es bei ihr zur Zeit alles andere als gut lief, aber neugierig war sie trotzdem. Tessa blickte auf das Büffet ohne irgendetwas wirklich zu sehen „Nein, sind wir nicht. Er braucht noch Zeit.“ Dieses Thema lag ihr schwer im Magen, aber sie hatte damit gerechnet, dass solche Fragen kommen würden.
„Du bist schon verliebt in ihn, oder?“ Tessa riss erschrocken die Augen auf „Ist das so offensichtlich?“ – „Ja“ nickte Barby „nur mein lieber Herr Bruder hat das wahrscheinlich noch nicht mitbekommen. Vielleicht solltest du ihm einfach mal in den Hintern treten.“
 
Tessas Blick wurde glasig und Barby spürte die Verzweiflung in ihr „Aber falls es dich tröstet, ich habe auch Probleme mit der Männerwelt,“ sie lachte leise auf „nur dass in meinem Fall ich dran Schuld bin.“ – „Oh.“ Tessa wusste nicht was sie darauf antworten sollte. Barby war in Gedanken versunken und der Schmerz war ihr deutlich anzusehen „Ich bin bis über beide Ohren verliebt, war aber so blöd mit meinem Therapeuten ins Bett zu steigen.“ Tessa zog zischend Luft durch die Zähne „So ein Mist. Warum hast du das getan? Liebst du den anderen auch?“ – „Nein, so gar nicht. Ich will nur Ricardo. Und ich bin so verzweifelt, ich hoffe jeden Tag darauf, dass er sich meldet, aber ich bekomme keine Reaktion von ihm.“ Barby schüttete Tessa ihr Herz aus, als kannten sie sich schon seit Ewigkeiten. Beide spürten, dass sie in der anderen eine Leidensgenossin gefunden hatten und so erzählte Tessa ihrerseits Barby vieles über ihre Beziehung zu Paddy und dass sie sich nichts sehnlicher wünschte als ihn in den Armen zu halten und von ihm die magischen drei Worte zu hören.
„Hey“ Paddy kam um die Ecke und Tessa fühlte sich ertappt und lief prompt puterrot an. „Was macht ihr hier? Lästerst du etwa über mich?“ Er knuffte ihr liebevoll in die Seite und legte dann besitzergreifend den Arm um ihre Schultern. „Natürlich“ grinste Tessa „was sollen wir auch sonst tun?“ – „Genau“ pflichtete Barby ihr bei „schließlich muss ich ihr doch von all deinen Jugendsünden erzählen.“
Paddy lachte nur „Die kennt sie doch alle schon. Die war damals ein hysterischer Kreisch-Fan und hat garantiert auch in meinem Müll gewühlt um meine kaputten Socken zu klauen“ wie immer konnte Paddy am besten über sich selbst lachen und krümmte sich, während er sich den Bauch hielt.
Tessa grinste Barby nur vielsagend an und diese begriff sofort. Obwohl die Beiden sich gerade erst kennen gelernt hatten verstanden sie sich auf Anhieb ohne Worte.
„Was ist denn hier los?“ Jimmy betrat die Küche. „Da steht ihr hier rum und lacht, während wir da drüben verhungern. So geht das nicht.“ Mit einem breiten Grinsen stellte er sich zwischen Barby und Tessa und legte um Beide einen Arm „So, Ladies. Ich würde sagen. Den lassen wir hier stehen“ er deutete mit dem Kinn auf Paddy „und machen es uns drüben gemütlich, dann können wir nämlich endlich mal das Büffet eröffnen.“
Ein kleiner Eifersuchtspfeil durchbohrte Paddys Herz. Er wollte nicht, dass sein Bruder Tessa so anfasste. Aber Tessa schien das gar nicht zu stören, sie lachte ihn an mit einem – wie Paddy fand – verliebtem Blick und kuschelte sich in seine Achselhöhle beim Gehen.
 
In dem großen Raum wieder angekommen hatte dieser sich, im Vergleich zu noch vor einer halben Stunde, vollkommen verändert. Die Instrumente waren liebevoll am Rand gestapelt worden und irgendjemand hatte das Licht gedimmt, außerdem lief im Hintergrund leise ein Musik Mix. Inzwischen waren auch einige andere Personen angekommen, die Tessa nicht alle kannte, aber sie vermutete, dass das die Ehepartner sein mussten. Nur Angelo hockte ganz alleine auf einem Sessel und starrte vor sich hin. „Hey Angelo“ Tessa setzte sich direkt neben ihn auf die Armlehne des Sessels. „Hallo Tessa, amüsierst du dich gut?“ – „Ich schon. Du offensichtlich nicht.“ Sie zog ihre Ballerinas aus und versuchte sich in den Schneidersitz zu setzen.
„Nein“ er blickte ihr ins Gesicht und seine Augen wirkten seltsam leer „irgendwie kann ich mich nicht mehr amüsieren sein Kira weg ist. Paddy hat dir doch bestimmt die Gesichte erzählt, oder?“ Kurz erwog Tessa dies abzustreiten, entschied sich dann aber doch für die Wahrheit „Ja, hat er.“ – „Dann weißt du ja jetzt warum es mir so schlecht geht.“ Sein Blick schweifte durch den Raum und blieb an Patricia haften, die sich auf einen Stuhl gestellt hatte und mit einem Löffel an ihr Glas schlug. Ihr Mann hielt sie fest, er war offenkundig nicht sehr erfreut darüber, dass sie sich in ihrem Zustand auf den Stuhl wagte.
Als das Stimmengewirr erstarb erhob sie ihre Stimme „Liebe Geschwister, liebe Partner, liebe Freunde. Vielen Dank, dass ihr alle zu dieser kleinen Fast-Spontanparty gekommen seid. Ich eröffne hiermit das Büffet.“
Erleichtert darüber, dass die Rede so kurz war hob Denis seine Frau vom Stuhl und stellte sie wieder auf den sicheren Boden.
„Möchtest du etwas essen?“ Tessa sah Angelo an, der aber schüttelte mit dem Kopf „Nein, danke. Ich hab keinen Hunger. Ich glaube ich werde jetzt auch mal los fahren, das ist mir hier irgendwie alles zu viel.“ Er stand auf und Tessa erhob sich ebenfalls. „Dann mach’s mal gut, Angelo.“ Sie nahm in freundschaftlich in den Arm „Ich drück dir die Daumen, dass Kira wieder zu dir zurück kommt.“
Angelo drückte Tessa fest an sich „Danke. Ich hoffe das auch. Sie fehlt mir so.“ – „Wird schon irgendwie.“ Er entließ sie wieder aus der Umarmung und gab ihr zum Abschied einen flüchtigen Kuss auf die Wange „Danke fürs Zuhören.“
 
Paddy beobachtete die Beiden aus einiger Entfernung und wurde innerlich von erneuter Eifersucht zerfressen. Warum machten sich alle seine Brüder an Tessa ran? Jimmy war doch verheiratet und Angelo wollte seine Frau doch zurück. Was also sollte das? Und warum machte Tessa da mit? Soviel konnte er ihr dann ja wohl nicht bedeuten, wenn sie sich sofort seinen Brüdern an den Hals schmiss. Als sie sich dann auch noch liebevoll in den Armen lagen war es um Paddys Selbstbeherrschung geschehen. Geräuschvoll stellte er sein Glas auf einen Tisch und krempelte sich die Ärmel hoch. Wütend stellte er sich neben die Beiden. Angelo wollte offensichtlich gerade verschwinden.
„Ach, du gehst?“ knallte er Angelo an den Kopf. „Ähm ja. Mir geht es nicht so gut.“ – „Ja klar“ höhnte er „und Tessa nimmst du dann wahrscheinlich mit, sie ist ja Krankenschwester. Dann kann sie dich ja gesund pflegen.“ An Tessa gewandt zischte er „Dann brauch ich dich ja sicherlich nachher auch nicht nach Hause fahren. Kannst ja bei meinem Bruder übernachten.“
Aufgebracht stapfte er aus der Tür und knallte diese hinter sich zu. Die anderen Gäste, die von der Szene nichts mitbekommen hatten wunderten sich zwar, machten sich aber keine weiteren Gedanken darüber.
Tessa schenkte Angelo keinen weiteren Blick, sondern hetzte ebenfalls durch die Tür, die wieder mit einem Knall zufiel, was sie aber nicht weiter störte. Hektisch sah sie sich um und hoffte ihn noch irgendwo zu entdecken. Und tatsächlich leuchtete sein hellblaues Shirt etwas weiter entfernt in der Dunkelheit. Er schlug den Weg in den Park ein. Tessa zögerte nicht lange und nahm ihre Ballerinas in die Hand. So schnell ihre Beine sie tragen konnten lief sie ihm hinterher und kam ihm tatsächlich immer näher. „Paddy“ brüllte sie sobald sie in seiner Hörweite war „bitte warte doch.“
Dieser reagierte jedoch überhaupt nicht, sondern ging einfach stur seinen Weg weiter. Als sie auf endlich einer Höhe mit ihm war hielt sie ihn an der Schulter fest und zwang ihn zum Anhalten. Tessa gehörte nicht zu den sportlichsten Menschen auf dieser Welt und so benötigte sie einige Zeit um wieder zu Atem zu kommen. Sie setzte sich auf eine Parkbank, hielt ihn aber fest, damit er ja nicht auf die Idee käme weiter zu gehen. Da er nun ohnehin keine andere Wahl mehr hatte setzte er sich neben sie und wartete geduldig ab, dass sie endlich sprechen konnte.
 
Einige Minuten später hatte sie sich dann soweit gefangen, dass sie einen vollständigen Satz hervorbringen konnte „Was sollte das eben? Was ist los mit dir?“ – Paddy setzte eine verkniffene Miene auf „Was mit mir los ist? Du sagst du begleitest mich und dann machst du dich an meine Brüder ran. Das ist los.“ Tessa schmunzelte „Du bist ja eifersüchtig.“ - „Bin ich gar nicht“ Paddy zog die Augenbrauen zusammen. „Doch bist du.“ Sie drehte sich ihm zu, so dass ihre Knie seine Beine berührten und sah ihn verschmitzt an.
„Nein, Tessa. Wirklich nicht. Ich hätte einfach gerne heute Abend auch was von dir gehabt.“ – „Herzchen, die Party beginnt gerade erst und wir haben noch ganz viel Zeit, die wir miteinander verbringen können. Aber Angelo tat mir so leid, es geht ihm gerade wirklich dreckig und er hat mir lediglich gesagt wie sehr er Kira vermisst.“ – „Und deswegen musstest du ihn gleich in den Arm nehmen?“ – „Ja. Das ist so üblich, Paddy. Aber du hast ja noch nie auch nur irgendwelche Anzeichen mitbekommen.“ – „Wie meinst du das nun wieder?“ – „Egal. Vergiss es. Ich möchte nur nicht, dass du denkst, dass da zwischen mir und Angelo irgendetwas war. Ich hab ihn lediglich versucht aufzumuntern.“
Paddy spürte, dass er vollkommen überreagiert hatte und hatte nun ein schlechtes Gewissen „Es tut mir leid, Tessa. Ich weiß auch nicht, was vorhin mit mir los war. Irgendwie war ich wütend, weil ich dachte, Angelo würde sich an dich ran machen.“ Er hob seine Hand und glättete ihre vom Laufen zerwuschelten Haare, sie schloss die Augen und genoss die Berührung seiner Hand.
„Kein Problem“ kam es tonlos zwischen ihren Lippen hervor. Als sie die Augen wieder öffnete, versank sie in seinen blauen Augen, die unablässig auf sie gerichtet waren. Die Hand, die ihren Kopf gestreichelt hatte, wanderte nun langsam ihr Gesicht hinab bis zu ihrem Kinn, welches er umfasste. Sanft zog er ihr Gesicht in seine Richtung und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die geschlossenen Lippen.
In Paddy explodierte ein Feuerwerk der Gefühle, seine Hände zitterten und seine Haut begann zu kribbeln, auf seinem gesamten Körper bildete sich eine Gänsehaut und in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er sich längst in Tessa verliebt hatte, es sich einfach nur nicht eingestehen wollte. Bis heute.
Seine Zunge stupste ihre Lippen auseinander und spielte mit der ihren. Mit seinen Händen zog er sie auf seinen Schoß, ohne auch nur einmal diesen Kuss zu unterbrechen.
Als er den Kuss beendete, war er zuerst noch wie benebelt und schmeckte sie noch auf seinen Lippen. Ergriffen sah er sie an „Ich glaub ich muss dir etwas beichten.“ Skeptisch legte sie den Kopf schief und wartete auf das was kommen würde. „Tessa, du hattest Recht. Ich war eifersüchtig. Ich war wie wahnsinnig vor Eifersucht, die mich von innen her zerfraß. Tessa, ich weiß nicht wie ich anfangen soll, aber ich glaube es fing bereits an dem Tag an, als wir miteinander geschlafen haben. Ich fand dich von Beginn an einfach nur wundervoll. Deine Stimme hat mich verzaubert, dein Blick hat mich eingefangen und deine Berührungen haben mich süchtig gemacht. Als ich dir dann sagte, dass ich keine feste Beziehung mit dir möchte, hab ich mich gefühlt wie der letzte Dummkopf, ich hab mir solche Vorwürfe gemacht, konnte das alles aber irgendwie nicht zuordnen und schon gar nicht eingestehen. Als du dann in Hamburg mit Linda aufgetaucht bist war meine Kehle wie zugeschnürt. Ich sehe dich jetzt noch vor mir, wie du am See stehst und deine Haare sanft im Wind wehen. Du bist so wunderschön, dass es mir den Atem raubt.“ Tessa konnte gar nicht glauben was Paddy da gerade sagte und zwickte sich unauffällig in den Arm um zu prüfen, dass sie das ganze hier nicht träumte. „Tessa, ich könnte dich überhaupt niemals mit Worten beschreiben, weil so ein Wort erst erfunden werden müsste. Und heute Abend ist mir klar geworden, dass ich dich liebe. Jede Faser meines Körpers und meines Geistes verzehrt sich nach dir. Nur wenn du in meiner Nähe bist fühle ich mich vollständig und ausgefüllt.“
Tessa konnte das immer noch nicht glauben, sicherheitshalber zwickte sie sich noch ein paar Mal, aber es schien sich wirklich nicht um einen Traum zu handeln. Paddy Kelly saß ihr gegenüber und sagte ihr, dass er sie liebte, und was tat sie? Sie saß da und wusste nicht was sie sagen sollte.
„Pfff“ sie pustete Luft durch die gespitzten Lippen „Das ist ja...“ Paddy ließ sie aber gar nicht ausreden, sondern zog sie wieder fest an sich und küsste sie innig. „Ich lass dich nie wieder los. Das versprech ich dir“ wisperte er in einer winzigen Pause „Klingt eher nach einer Drohung“ kicherte sie, was ihr einen liebevollen Klaps auf die Wange einbrachte.
Dieses Mal stoppte sie und sah ihn schelmisch an „Sag’s noch mal, bitte.“ – „Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.“ Ausgelassen alberten die Beiden miteinander herum und vergaßen die komplette Welt um sich herum, in diesem Moment existierten nur sie beide. Sie saßen mitten in Köln in einem dunklen Park, auf einer Bank, aber es war der glücklichste Moment in ihrem Leben.
 
Zwei Stunden später traten Paddy und Tessa als überglückliches Pärchen durch die Tür, die sie Beide vor kurzem noch, wutentbrannt in Paddys Fall und sorgenvoll in Tessas Fall, hinter sich zugeknallt hatten. Die Kleidung war zerknittert und Tessas Frisur hatte sich endgültig verabschiedet, ihre Haare hingen nur noch wirr auf die Schultern hinunter. Aber ihre Gesichter strahlten als hätte jemand die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet.
Zunächst blieb ihr Eintreten größtenteils unbemerkt, doch als sie sich auf das Sofa setzten und sich küssten begannen die Tuscheleien. Barby zwinkerte Tessa zu und hielt den Daumen hoch. Maite war da nicht ganz so diskret, sie lief schreiend auf die Zwei zu und umarmte beide gleichzeitig. „Hat mein Bruder es endlich geschafft, was? Na endlich. Wurde ja auch Zeit.“ – „Hey, was willst du mir damit sagen?“ Paddy grinste wie ein Honigkuchenpferd von einem Ohr zum anderen. „Du verstehst mich schon“ Maite zwinkerte ihm verschwörerisch zu, verschwand dann aber wieder, so dass Paddy sich wieder Tessa widmen konnte.
„Was hältst du davon, wenn wir zu mir fahren? Da sind wir ungestörter.“ – „Gerne“ ihre Stimme klang belegt „Aber wollen wir nicht vielleicht lieber zu mir? Angelo ist doch ohnehin schon so fertig, der kann bestimmt nichts mit einem frischverliebten Pärchen anfangen.“ – „Du hast Recht. Wir fahren zu dir.“ Paddy knabberte an ihrem Ohrläppchen, aber sie schob ihn von sich weg. „Das kannst du gleich machen, wenn wir bei mir angekommen sind, aber hier ist es leicht unpassend.“
Dieses Argument sah Paddy ein und stand auf. Er rief schnell ein Taxi und die beiden verabschiedeten sich flüchtig von den anderen Gästen. Wie nicht anders zu erwarten wurde er von den anderen aufgezogen „Dann mal viel Spaß heute noch“ konnte sich sogar Patricia ihren Kommentar nicht verkneifen. Paddy und Tessa grinsten aber nur und verschwanden Händchen haltend aus der Tür um draußen auf das Taxi zu warten.
 
Überglücklich kuschelte sich Tessa an Paddy, er legte sein Kinn auf ihren Kopf und drückte sie fest an sich. Während der ganzen Wartezeit fiel kein einziges Wort, sie genossen es einfach die Gegenwart des anderen, es reichte ihnen die Wärme des anderen Körpers zu spüren und zu wissen, dass sie nun zusammen gehörten.
Als das Taxi dann neben ihnen hielt, konnten die Beiden sich erst gar nicht voneinander lösen, doch die Stimme des Taxifahrers holte sie in die Wirklichkeit zurück „Guden Dach. Se ham a Taxi bestelld?“ Paddy glaubte seinen Augen und Ohren nicht zu trauen. Das war also der Taxifahrer von dem seine Geschwister immer alle erzählten. „Se sind also der Bäddy Kelly? Hab schon viiiel von Ihnen gehörd.“ Er nickte stolz „Aber sagen Se mol, is der Tschimmy noch drin? Würd nur gern kürz Hällo sag’n.“ Paddy deutete auf die Tür „Klar. Gehen Sie ruhig rein. Wir setzen uns schon mal ins Taxi, okay?“
Paddy und Tessa setzten sich ins Auto und kuschelten auf der Rückbank. Währenddessen schlüpfte der Taxifahrer durch die Tür und lief mit ausgebreiteten Armen auf Jimmy zu „Isch hab misch exdra durschgesetzd, damid isch dein’n Bruder abholen kann.“
Jimmy klopfte seinem neuen Freund auf den Rücken „Hey toll. Schön, dich noch mal zu sehen. Wie geht’s dir?“
Die Beiden quatschten noch ein bisschen, bis der Taxifahrer sich leider verabschieden musste, schließlich hatte er Fahrgäste in seinem Auto sitzen.
„Sou kann lous gääähn..“ sprach er im tiefsten Sächsisch. „Seid ihr bereid?“ Doch die Turteltauben reagierten überhaupt nicht, die waren damit beschäftigt Mundflüssigkeiten auszutauschen.
„Immer diese Frisch-Valiebt’n“ sprach er zu sich selbst. „Hääällloooohooo, isch bin och noch doooha...“ – „Ähm, ja“ Paddys Wangen waren gerötet und seine Haare standen in alle Richtungen ab.
„Wo soll’sn äigendlisch hingeh’n?“ Tessa nannte schnell ihre Adresse und der Taxifahrer fuhr los. Die Fahrt ging ohne weitere Zwischenfälle vonstatten, was die Fahrgäste sehr begrüßten, da sie es kaum noch schafften die Finger vom anderen zu lassen.
Vor Tessas Wohnhaus angekommen bezahlte Paddy schnell den Fahrer und verschwand dann mit Tessa im Hausflur. Sie standen schließlich vor ihrer Haustür, doch Tessa konnte beim besten Willen den Haustürschlüssel nicht finden, wie eine Verrückte wühlte sie in ihrer nicht sonderlich großen Tasche, doch er war nirgends zu entdecken. Paddy war ihr dabei leider auch keine große Hilfe, da er ihr bereits die dünne Strickjacke ausgezogen hatte und den Träger ihres Tops verschoben hatte. Er stand ganz nah hinter ihr und küsste ihre nackte Schulter, während seine Hand unter ihr Shirt wanderte und ihren BH nach oben rückte. Sanft umfassten seine Finger ihre Brust, während sie immer noch fieberhaft nach ihrem Schlüssel suchte. Und endlich, da war er. Mit zittrigen Fingern suchte sie den richtigen Schlüssel hervor und versuchte das entsprechende Loch zu finden. Paddy schob sie schließlich durch die offene Tür in ihre Wohnung, schloss die Tür mit dem Fuß und zog ihr noch im Flur das Top vom Leib und entfernte auch gleich den BH. Gierig saugten seine Lippen an ihrem Mund und seine Hände nestelten an dem Knopf ihrer Hose herum.
„Du bist ja heute stürmisch“ kicherte Tessa atemlos, genoss aber die offensichtliche Zuneigung, die er ihr entgegenbrachte.
Es dauerte nicht mehr lange, da stand sie splitterfasernackt im Flur. Er hob sie hoch und trug sie durch die dunkle Wohnung in ihr Schlafzimmer, sanft legte er sie auf das Bett und zog sich selbst mit flinken Fingern die Kleidung vom Leib. Tessa genoss es ungemein ihren Freund, wie sie ihn nun endlich bezeichnen durfte, beim Ausziehen zu beobachten „Ich liebe dich, Patrick.“
Wie Gott ihn schuf legte er sich neben sie und seine Hände wanderten zärtlich über ihren Körper „Ich liebe dich auch, Therese.“
Sie liebten sich die ganze Nacht hindurch, in allen erdenklichen Positionen, als gäbe es keinen Morgen, bis sie schließlich schweißgebadet nebeneinander lagen.
„Ich glaub jetzt muss ich unter die Dusche“ stöhnte Tessa. „Gute Idee“ stimmte Paddy ihr zu „und eigentlich könnten wir dann auch gleich frühstücken, schließlich ist es draußen schon wieder hell.“ Begeistert von dieser Idee sprang Tessa schnell unter die Dusche, doch als sie frisch geduscht zurück kam lag Paddy auf der Seite und schlief friedlich. Tessa zögerte nicht lange und nutzte die Gelegenheit. Sie zog die Bettdecke zurück und kuschelte sich an seinen warmen, immer noch leicht verschwitzten Körper und es dauerte nicht lange, da war auch sie eingeschlafen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Die Micha (Dienstag, 12 Oktober 2010 20:36)

    Wie niedlich die zwei!