26. Trennung

„Heute kommt Paddy zurück“ Patricia saß nachmittags mit Kathy und Jimmy in ihrem Arbeitszimmer und diskutierte mit ihren Geschwistern über den exakten Ablauf des Auftritts bei der Wohltätigkeitsveranstaltung, der in bereits 3 Wochen stattfinden sollte. „Und was willst du uns damit sagen?“ Jimmy verstand den Zusammenhang nicht, schließlich wollte Paddy doch gar nicht mit der Familie auftreten.
„Naja“ setzte Patricia an „ich dachte vielleicht könnte er mit Barby ins Studio kommen und dann könnten sie unsere Planungen bewerten. Jimmy verzog das Gesicht fragend „Hä? Wozu? Das haben wir sonst auch nie gemacht.“
Patricia wurde patzig „Muss ich denn immer alles kommentieren? Kann ich nicht einfach mal eine Meinung haben und ihr akzeptiert sie?“ Jimmy hob entwaffnet die Hände „Schon gut, schon gut, Trisha. Ruf ihn an und sag ihm Bescheid, mir soll das doch egal sein. Dann kann er wenigstens für die Proben Angelos Part übernehmen, dann können wir mit den Drums proben.“
Patricia nickte und sie spürte wieder diese Übelkeit in sich hochkommen. Hörte das denn nie auf? Sie spürte schon, dass ihr Bauch langsam wuchs und nun wurde es langsam Zeit, dass sie ihren Geschwistern die frohe Botschaft mitteilte.
„Ich ruf ihn dann mal an.“ Sie verließ den Raum zum Telefonieren und kam kurze Zeit später wieder herein. „Ich glaube, der war letzte Nacht ordentlich betrunken,“ kicherte sie „er hat einen fürchterlichen Kater, kommt aber trotzdem nachher vorbei. Er möchte nur kurz duschen, holt dann Barby ab und kommt mit ihr ins Studio.“ Sie sortierte den Zettelstapel, der vor ihr ausgebreitet lag „Dann können wir ja jetzt noch ein paar organisatorische Dinge klären. Worüber wir unbedingt noch sprechen müssen ist: Was ziehen wir an?“
Sie diskutierten noch eine Weile weiter und waren heute sehr produktiv. Die Planungen für diesen Auftritt gingen gut voran, dann mussten sie aber los in das Studio, welches sie extra für die Proben gemietet hatten. Dort warteten auch schon Joey, Maite und John. Joey stimmte schon einmal die Gitarren, während John etwas zu Essen zubereitete und Maite ihre Töchter fütterte, sie die leider mitnehmen musste, weil Florent heute keine Zeit zum Aufpassen hatte.
„Hey Leute, die Jury ist da“ brüllte Paddy laut, als er mit Barby kurz nach Patricia, Jimmy und Kathy das Studio betrat. Sie begrüßten sich alle und plötzlich herrschte eine Stimmung wie im Bienenstock, überall summte und brummte es.
Paddy setzte sich netterweise hinter das Schlagzeug und versuchte so gut es ging mitzuspielen, während seine Geschwister das Programm abspulten, welches sie vorhatten zu spielen. Doch mittendrin stoppte Jimmy sein Spiel und sah seine Geschwister an. „Hey Leute, das ist totaler Mist was ihr da zusammen spielt. So können wir nicht auftreten.“ Er war gereizt, weil es einfach nicht so lief wie er sich das gewünscht hatte.
„Jimmy, mach mal halblang. Das ist erst unsere zweite Probe, das wird schon noch besser“ versuchte Joey sich zu rechtfertigen, doch Jimmy war kurz vor der Explosion „Nein! Nein! Nein! Ihr ruht euch zu sehr aus. Ihr müsst mehr arbeiten.“ – „Hallo? Erde an Jimmy... Was meinst du, was wir hier die letzten Wochen tun? Meinst du ich hab mit Kathy einfach nur rumgesessen und in der Nase gebohrt?“ Patricia war auch aufgestanden und stand ihrem Bruder nun direkt gegenüber.
„Nein, Trisha, das glaube ich nicht. Schließlich war ich dabei und wenn ich dabei bin, dann wird auch tatsächlich gearbeitet. Aber die Harmonie stimmt einfach nicht.“ – „Kein Wunder“ warf Joey ein „du machst hier ja auch mächtig Stunk“. Dies sorgte für ein verschmitztes Lächeln auf Patricias Gesicht „Nun hör auf Stress zu machen, Jimmy. Spiel deine Gitarre und dann werden wir Stück für Stück die Lieder verfeinern, okay?“
Jimmy war zwar nicht besänftigt, aber er sah ein, dass dieser Meinungsaustausch kontraproduktiv war und stellte sich wieder an seinen Platz. Dann konnten sie die Proben fortführen, die zwar nicht ohne weitere Diskussionen abliefen, aber auch keinen größeren Streit mehr provozierten.
Einige Stunden später waren die Proben abgeschlossen und sie setzten sich alle noch zusammen hin und vertilgten die Schnittchen, die John bereits vor den Proben geschmiert hatte.
„Ich habe euch übrigens noch etwas zu sagen“ Patricia erhob die Stimme und wartete einen Moment, bis das Stimmengewirr erstarb und alle Augen auf ihr ruhten. „Oh nein“ Barby hielt sich die Hand vor den Mund „Irgendwie hab ich gerade so eine Ahnung was kommen wird.“ Alle sahen sie verwirrt an, doch sie hob nur die Hände und zeigte Patricia an, dass sie fortführen sollte.
„Also, ich mache es kurz. Ich bin wieder schwanger.“ Barby lief auf sie zu und umarmte sie stürmisch „Ich freu mich so für dich, Trisha. Herzlichen Glückwunsch.“
Als alle Patricia ihre Glückwünsche vorgebracht hatten, widmeten sie sich wieder ihrem Essen, konnten sich diesem Thema aber nicht abwenden und quetschten Patricia über alles aus. Vor allem die weiblichen Personen in der Runde wollten jede kleine Einzelheit wissen und da Maite selbst Mutter war konnte sie da natürlich gut mit reden.
 
Spätabends saßen Barby und Patricia gemütlich bei einem alkoholfreien Cocktail beisammen auf der Terrasse und genossen die Ruhe, während um sie herum bereits die Dunkelheit hereingebrochen war.
„Was bedrückt dich?“ fragte Patricia in die Stille hinein ohne Barby dabei anzusehen. „Nichts. Was soll denn sein?“ – „Du bist schon seit ein paar Tagen so merkwürdig, ich kann das nicht beschreiben.“ Nun sah sie Barby ins Gesicht und sah Tränen in ihren Augen glitzern.
„Ach Trisha, es ist nichts womit du dich in deinem Zustand befassen solltest.“ Barby saß wie ein Häufchen Elend auf ihrem Stuhl und umklammerte das Cocktailglas.
„Aber wenn es dir schlecht geht, dann geht es mir auch schlecht. Also raus mit der Sprache. Was ist passiert. Liegt es an Ricardo?“ Patricia nahm Barbys Hand und streichelte sie. Offensichtlich hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen, denn die Tränen flossen unaufhaltsam in immer stärkeren Strömen über ihr Gesicht. Barby nickte nur.
„Was ist passiert? Habt ihr euch getrennt?“ – „Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. In den letzten drei Tagen ist soviel passiert wie schon seit einem Jahr nicht mehr.“
„Fang am besten von vorne an. Womit fing alles an?“ – „Also,“ sie schluchzte wieder mehrmals „e.. e... es fing alles mit dem Zeitungsartikel an. Ich habe den Verdacht, dass, dass,“ sie atmete noch einmal tief ein „dass Ricardo das alles an die Presse weiter gegeben haben könnte. Und, und nicht nur das,“ unablässig weinte sie, während sie weiter sprach „ich glaube er ist der sogenannte Freund der Familie.“ Patricia sah erschrocken drein „Aber so lange seid ihr doch noch gar nicht zusammen und der erste Artikel ist doch schon etwas länger her. „Das stimmt, aber denk doch mal zurück, es fing alles an, nachdem ich damals im Krankenhaus gelandet bin, nach meinem, na ja, du weißt schon. Ich hab doch dort auch mit Psychologen gesprochen, Ricardo konnte doch jederzeit meine Akte einsehen.“
Patricia nickte, ja, das ergab einen Sinn. Ricardo hatte Zugang zu sämtlichen Daten, auch bezüglich des Unfalls von Paddy und Angelo und dass Paddy was mit Tessa hatte, das hatte er ja nun auch mitbekommen. Und auch der Artikel über Barby konnte gut von ihm selbst verfasst worden sein.
„Ich kann das kaum glauben. Hast du ihn mal darauf angesprochen?“ – „Jaaaa“ sie winkelte die Knie an und schlang ihre Arme drum herum. „Und was hat er geantwortet?“ In Patricias Bauch machte sich Wut breit, warum hatte ihre Schwester einfach nie Glück mit ihren Männern?
„Er war total verständnisvoll. Hat gesagt, dass wirklich alles gegen ihn spräche, aber das er mir reinen Gewissens versichern kann nichts mit der Sache zu tun zu haben.“ – „Und wie ging es weiter?“ – „Erst mal gar nicht,“ Barby fing sich langsam wieder und Patricia lies ihre Hand los„er ist danach nach Hause gefahren, weil ich ihn darum gebeten habe. Aber am nächsten Tag, also quasi vorgestern, da war ich in der Innenstadt. Und da bin ich Tom begegnet.“ – „Tom?“ Patricia war noch immer nicht gut auf Barbys Ex-Freund zu sprechen und runzelte skeptisch die Stirn „Was wollte der von dir?“
„Er hat mich um eine Aussprache gebeten und somit haben wir uns in ein Café gesetzt und geredet.“ – „Oh nein, bitte sag nicht, dass du wieder was von ihm willst?!“ Sie stöhnte und stützte die Stirn auf ihre Hände. „Nein!“ kam es bestimmt von Barby zurück „Nein, ganz sicher nicht. Er hat mich zu sehr verletzt, als dass ich noch was für ihn empfinden könnte. Aber ich habe ihm verziehen.“
Patricia wirkte erleichtert „Schön, und wie ging es dann weiter? Du sagtest, da wäre so viel passiert?“ – „Ja, also. Nach meinem Treffen mit Tom bin ich Martin begegnet und wir haben uns bei ihm eine DVD angesehen, es war so schön, so vertraut.“ Barby begann wieder zu weinen „Und... Und dann.... Ist es...“
Patricia ahnte was nun folgen würde. Umständlich stand sie vom Stuhl auf und hockte sich neben Barby. „Sag nicht du hast mit ihm geschlafen.“ Ihre jüngere Schwester nickte nur „Doch. Und jetzt weiß ich nicht, wie ich das Ricardo beibringen soll. Beziehungsweise ich weiß nicht mal mehr wie ich zu ihm stehe. Ich bin so verwirrt. Was soll ich tun, Patricia?“
Patricia streichelte ihr über den Rücken „Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Liebst du Ricardo denn? Oder Martin?“
„Ich liebe Ricardo. Für Martin empfinde ich rein gar nichts. Er ist doch mein Therapeut.“ Verzweifelt sah sie ihre Schwester an, die bereits so viel für sie getan hatte und nun trotzdem immer wieder für sie da war. „Hab ich dir eigentlich mal gesagt, dass ich froh bin dich zur Schwester zu haben?“ schniefte Barby und nahm Patricia in den Arm. „Danke für alles.“ – „Das klingt irgendwie nach Abschied“ Patricia sah ihre Schwester entsetzt an „Barby, du machst doch heute keinen Unsinn, oder?“ – „Nein, glaub mir. Ich will mich jetzt nur von dir verabschieden, damit ich Ricardo anrufen kann. Ich muss das mit ihm klären. Und zwar sofort.“ Ihre Aussage klang ehrlich und Patricia glaubte ihr „Okay, dann viel Glück. Ich gehe wohl gleich schlafen.“
So trennten sich die Wege der Schwestern für diesen Abend.

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Kommentare: 4
  • #1

    melli (Samstag, 09 Oktober 2010 12:08)

    HAH.Genau den gleichen Gedanken hatte ich nämlich auch das Ricarso der Verräter ist!
    Arme Barby :(
    Ich hoffe es gibt noch ein Happy End für Barby

  • #2

    strangersworld (Samstag, 09 Oktober 2010 16:44)

    Danke für dein Feedback.
    Mal gucken wie es mit ihr weiter geht, das hier ist wirklich keine leichte Situation.

  • #3

    Die Micha (Dienstag, 12 Oktober 2010 20:14)

    da war ich mir auch von vornherein sicher!!! :-)

    Echt arme Barby, ich hoffe sie findet bald Mister Perfect!!!

  • #4

    strangersworld (Dienstag, 12 Oktober 2010 22:44)

    Das wäre ihr wirklich zu wünschen :-)