25. Nach dem Konzert

Es war schon spät, als der Bus das Hotel wieder erreichte. Die Jungs waren noch total aufgekratzt von diesem hervorragendem Konzert. Nur Kira war müde und wollte ins Bett gehen, daher verabschiedete sie sich sofort und verschwand in ihrem Zimmer. Die Männer beschlossen indes, sich ein wenig zu betrinken und die Nacht zum Tag zu machen, also zog Angelo mit Jens los und besorgte schnell einige Flaschen mit hochprozentigem Inhalt.  

Paddy zückte derweil sein Handy und rief Tessa an „Hallo?“ fragte Tessa in den Hörer. Sie klang ebenfalls aufgekratzt. „Hey Süße, kommt doch mal in mein Zimmer. Wir glühen hier vor und danach wollen wir weiterziehen auf die Reeperbahn. „Oh ja. Gib uns ein paar Minuten. Linda und ich machen uns frisch und dann kommen wir runter. Bis gleich.“ Sie legte wieder auf und Paddy lächelte zufrieden. Nur wenige Minuten später waren sie alle in Paddys Zimmer versammelt und hatten sich überall verteilt. Nur Tessa und Linda fehlten noch.  

„Hey, wer von euch will ein Bier?“ Angelo öffnete fachmännisch die schmalen Bierflaschen und drückte jedem eins in die Hand. „Prost“ er erhob sein Bier „auf einen lustigen feuchtfröhlichen Abend“, die Jungs setzten ihre Flaschen an die Lippen und ließen die kühle Flüssigkeit ihren Rachen hinablaufen. „Boah, das tut gut“ stöhnte Paddy und klopfte sich mit der freien Hand auf den Bauch. „Ich habe lange kein Konzert mehr erlebt, dass so gut war wie dieses. Angelo, du hast dich wirklich ganz schön gemacht, so im Vergleich zu früher. Ich bin stolz auf dich.“ Angelo verzog den Mund als hätte er auf eine Zitrone gebissen „Danke, großer Bruder.“ Sie stießen erneut ihre Bierflaschen aneinander und tranken dann große Schlucke. 

Dann klopfte es an der Tür und Florian, der Drummer sprang auf um die Mädels hereinzulassen. Tessa und Linda hatten sich ein wenig herausgeputzt, beide trugen kurze Röcke und Stiefel und hatten sich ihre Haare hoch gesteckt. 

Die Männer bekamen die Münder nicht mehr zu und Tessa fürchtete, dass ihnen der Sabber aus dem Mund tropfen würde. „Wow“ entfuhr es Paddy, er saß im Schneidersitz auf seinem Bett und starrte Tessa mit offenem Mund an. So hatte er sie noch nie gesehen. Sofort spürte er wie ihr Anblick sie erregte, aber er kämpfte dagegen an, es wäre ja doch etwas peinlich, wenn er nun vor all diesen Leuten eine Erektion bekäme, schließlich war er keine 15 mehr, sondern ein gestandener Mann.

„Wenn ihr genug gestarrt habt, bekommen wir dann auch etwas zu trinken?“ Linda war noch nie auf den Mund gefallen, daher fiel es ihr auch in dieser Situation leicht einen passenden Kommentar zu finden. Angelo und Jens sprangen gleichzeitig auf und wollten Getränke besorgen, dabei stießen sie mit den Köpfen schmerzhaft aneinander, aber da sie sich ihre Männlichkeit bewahren wollten ließen sie sich nichts anmerken und taten so als hätte das überhaupt nicht weh getan. Nachdem sie sich endlich geeinigt hatten wer was trinken wollte und wer die Getränke dann besorgte setzten die Mädchen sich zu Paddy und Angelo auf das Bett und tranken gemütlich ihre Getränke aus. 

Tessa stand kurz darauf auf und schaltete den Fernseher ein, sie wählte einen Musiksender, wo gerade ein ruhigeres Lied lief und begann sich langsam zu der Musik zu bewegen. Linda schnappte sich noch zwei Bierflaschen, hielt eine Tessa hin und dann begannen sie gemeinsam zu tanzen. Danach folgte ein etwas schwungvolleres und übermütig begannen die Mädchen ihre Hüften zu schwingen und sich im Kreis zu drehen. Angelo gesellte sich zu den Mädels und versuchte deren Bewegungen zu imitieren, was bei ihm ziemlich lustig aussah. Die anderen Jungs lagen vor Lachen beinahe auf dem Boden und hielten sich die Bäuche. 

Unauffällig stibitzte Paddy sich Tessas Digitalkamera aus ihrer Handtasche und drehte ein Video von dem Trio, jedoch gelang es ihm kaum seine Hände ruhig zu halten, da er selbst so sehr lachen musste. „Ihr erinnert mich irgendwie an Die 3 kleinen Schweinchen“ lachte Paddy, gut auf dem Video hörbar „na ja, zumindest Angelo erinnert mich daran.“ Er lachte sich über seinen eigenen Witz tot und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Angelo nahm Anlauf und schmiss sich mit voller Wucht auf Paddy. Das Bett ächzte bedenklich, hielt dem Gewicht aber stand. Die Kamera lief nach wie vor und nahm nun aber nur noch verzerrte Bilder auf. „Schluss jetzt“ griff Tessa ein, die anscheinend schon etwas mehr als zwei Bier getrunken hatte, sie war offensichtlich leicht angetrunken „wenn sich hier jemand auf Paddy schmeißen darf, dann bin ich das. Also runter da, Angelo.“ Sie piekste ihm auffordernd auf die Schulter. Angelo sah sie aber nur von unten an „Hmm... Nö. Ich lieg hier eigentlich ganz gut auf meinem Lieblings-Bruder.“ - „Du dickes Schweinchen, geh runter von mir“ es klang vielleicht nicht nett, aber unter den beiden Brüdern war das nahezu so etwas wie eine Liebeserklärung. „Ich gehe nirgendwo hin. Du kannst auch mit mir knutschen wenn du willst.“ Angelo spitzte die Lippen und kam Paddys Gesicht immer näher. „Bäh, hau ab. Los, Angie. Runter jetzt.“ Mit einer letzten Kraftanstrengung schubste er Angelo von sich runter und hielt die Arme für Tessa auf „Komm her, Honey. Komm zum lieben Paddy.“ Doch Tessa ließ sich davon nicht beeindrucken und setzte sich einfach seitlich auf seinen Bauch, ihre Beine hingen von der Bettkante. Paddy spürte ihren wohl geformten Hintern in dieser kaum vorhandenen Hülle und er wusste, er musste sie von sich schieben, sonst würde er sich nicht mehr beherrschen können, also sah er die anderen an „Wie sieht’s eigentlich aus? Wollen wir mal los? Angie, ruf uns doch mal ein oder zwei Taxis.“ – „Jo, geht klar, Chef.“ Angelo rollte sich vom Bett, trank noch mal einen Schluck aus seiner Flasche und rief dann ein Taxi. 

„Die sind schon in zehn Minuten hier“ brüllte er euphorisch, tanzte wie ein Indianer durch das Zimmer und sang „Wir fahren auf die Reeperbahn, wir fahren auf die Reeperbahn.“ Tessa sprang von Paddys Bauch herunter, sie hatte den Wink verstanden, und gesellte sich zu Angelo, gemeinsam tanzten sie wie die Bekloppten durch die Gegend, bis Jens und Florian die beiden am Kragen packten. „So, geht nun los. Zieht eure Jacken an, wir gehen jetzt runter.“ Tessa hakte sich bei Linda ein und gemeinsam stöckelten sie auf ihren hohen Absätzen voran. 

Auf der Reeperbahn angekommen, verschwanden alle Jungs erst einmal in einem der berühmten Sex-Shops und kamen einige Zeit später, jeder mit einer Tüte in der Hand, wieder heraus. „Ich will gar nicht wissen, was ihr gekauft hab“ lachte Tessa, die inzwischen noch etwas getrunken hatte und nun schon ordentlich angeheitert war. Paddy antwortete nichts, zog sie einfach zu sich, nahm sie in den Arm und küsste sie mitten auf den Mund. Leidenschaftlich spielten ihre Zungen miteinander und seine Finger gruben sich in ihre Haare, während ihre Hüfte sich an seine drückte. 

„Hm Hm“ räusperte Linda sich neben ihnen „könnt ihr das nicht vielleicht im Hotel machen?“ Doch die Beiden ließen sich gar nicht stören und so schloss Linda sich Jens und Flo an, die in McDonalds einfielen; Angelo durfte da ebenfalls nicht fehlen, und so sprintete auch er hinterher. Paddy küsste Tessa noch ein wenig weiter und sah ihr dann tief in die Augen, seine Hand ruhte dabei auf ihrer Wange und sein Daumen streichelte sanft ihre Haut. Hinter ihnen sammelten sich langsam einige besoffene Jugendliche, die sangen „Aaaauf deeer Reeeeperbaaaahn naaaachts uuuuum haaaaalb eeeeeeins, oooob du’n Määäädel haaaast oooooder ob keeeeeins.“ Sie schunkelten zu ihrem ziemlich schief gesungenen Lied und klatschten, als Paddy Tessa erneut einen Kuss auf den Mund gab. Doch schnell wurde es den besoffenen Jugendlichen zu langweilig und sie zogen weiter. Paddy und Tessa hatten diese ganze Szenerie überhaupt nicht mitbekommen und waren immer noch in den Augen des Anderen versunken. Doch lange konnten sie die Stimmung nicht genießen, da sie unsanft von Angelo auseinander gerissen wurden.  

„Es reicht jetzt“ er stand unmittelbar neben die Beiden und sah von einem zum Anderen, die Brille saß schon bedenklich schief auf seiner Nase und hätten Paddy und Tessa nicht ohnehin selbst schon einiges getrunken, wären sie jetzt sicherlich von Angelos Bieratem betrunken geworden. Das Pärchen fügte sich ihrem Schicksal und schob sich auseinander „Na gut“ stöhnte Paddy gespielt genervt. Er umfasste Tessas Hand und als gesamte Gruppe liefen sie den Kiez weiter hinunter.  

Weit kamen sie allerdings nicht, da Tessa und Linda ein dringendes Bedürfnis verspürten und die nächstbeste Kneipe aufsuchten. Während die Mädels den Sanitäranlagen einen Besuch abstatteten, standen die Jungs an der Bar und bestellten sich Hochprozentiges; lässig standen sie an der Bar und unterhielten sich. „Hey Paddy, guck mal“ rief Angelo plötzlich aus und man hörte, dass seine Zunge ihm nicht mehr ganz gehorchte. „Was denn, Angelo?“ Paddy war gerade mitten in einer Unterhaltung mit Jens und war nicht mehr in der Lage schnell zu denken. Angelo zeigte mit dem Glas in der Hand auf eine kleine Bühne in der Ecke „Da, eine Bühne. Die haben bestimmt eine Gitarre hier. Lass uns was singen und Stimmung machen.“ Paddy war sofort Feuer und Flamme „Oh ja. Ich frag mal.“ Er sprintete los und kam tatsächlich kurze Zeit später mit zwei Gitarren wieder. „Die sind angeblich sogar gestimmt“ er hielt Angelo eine hin und dann stellten sie sich, mit wackeligen Beinen, auf die kleine Bühne. „Was singen wir eigentlich?“ fiel Angelo ein, doch Paddy zuckte nur mit den Schultern „irgendetwas lustiges, schwungvolles, würde ich mal sagen.“ Beide zerbrachen sich den Kopf und einigten sich schließlich auf „Country Roads“. Zum Glück konnten beide auch im betrunken Zustand Gitarre spielen und die Noten abrufen, denn der Gesang klang gruselig. Irgendwann stürmten auch Jens und Flo die Bühne und sangen lauthals mit, doch dadurch wurde es alles andere als besser. Die Gäste des Lokals waren, typisch norddeutsch, erst einmal sehr zurückhaltend und sahen sich das ungewöhnliche Quartett einfach nur an. 

Als Tessa und Linda kurze Zeit später das WC verließen hörten sie schon von weitem den schiefen Gesang und natürlich erkannten sie auch sofort die Stimmen von Angelo und Paddy. „Oh nein“ stöhnte Tessa „was machen die da nun schon wieder? Kann man die nicht mal fünf Minuten alleine lassen, ohne dass sie Unsinn bauen?“ So schnell es eben in dem Mini und den Pfennigabsätzen möglich war flitzte Tessa zur Bühne und sah die 4 kopfschüttelnd an. Man merkte ihnen die Bühnenerfahrung an, denn sonst könnten sie in diesem Zustand nie und nimmer so sicher musizieren. Linda holte unverzüglich ihre Digitalkamera aus der Handtasche und drehte einen Film, das würde ihr sonst wirklich niemand glauben. Nach „Country Roads“ spielten sie noch weitere fetzige Lieder und wurden mit der Zeit auch immer besser, so dass der Funke zu den anderen Gästen doch noch über sprang, zwar begannen erst vereinzelt ein paar zu tanzen, doch schnell gesellten sich noch ein paar andere hinzu, so dass die Tanzfläche bald gut gefüllt war.  Nach einer guten halben Stunde hatten die vier aber keine Lust mehr und verabschiedeten sich vom Publikum, wofür sie ein kleines Pfeifkonzert ernteten. 

Doch es war nun wirklich genug, die Kehlen waren ausgetrocknet und schrieen nach einer neuen Dosis Alkohol. So versammelten sie sich wieder um die Bar herum und der Barkeeper gab allen einen Drink aus. „Prost“ nuschelten alle Münder und schon floss der Alkohol die Speiseröhre hinunter. „So, nun will ich aber weiter“ meckerte Tessa „Ich will doch noch auf die große Freiheit.“ Die anderen fügten sich und folgten Tessa weiter über die Reeperbahn. Einige Meter und viele Minuten später auf der Großen Freiheit angekommen, wurden ihnen sofort diverse Gutscheine für Diskotheken und Kneipen in die Hand gedrückt und sie hatten quasi freie Auswahl. Sie entschieden sich für eine kleine abgeschiedene Rockkneipe und verbrachten dort die nächsten Stunden mit Tanzen, Saufen und Reden. Um fünf Uhr morgens, Tessa und Linda kamen gerade von der Tanzfläche zurück, machte Paddy dann den Vorschlag, ins Hotel zu fahren und sich noch ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen und alle waren damit einverstanden, da sie inzwischen ziemlich müde waren.  

Sie liefen die Große Freiheit wieder zurück und suchten sie sich ein freies Taxi. Umständlich einigten sie sich schließlich darauf wer vorne, wer in der Mitte und wer hinten sitzen durfte. Tessa saß schon hinten drin und Linda wollte gerade einsteigen, als plötzlich jemand Angelo von hinten auf die Schulter tippte. „Hä?“ Angelo wollte sich umdrehen, doch verlor er dabei leider das Gleichgewicht, so dass er auf Lindas Schoß stürzte. In diesem Moment blitzten die Blitzlichter einer Kamera und die anderen Jungs konnten gar nicht schnell genug reagieren, so dass der Fotograf genug Zeit hatte Fotos von Angelo zu machen, wie er besoffen auf Lindas Schoß lag und Schwierigkeiten hatte sich wieder aufzurichten. Jens hielt schließlich geistesgegenwärtig die Hand vor die Linse der Kamera, so dass der Fotograf keine weiteren Fotos machen konnte. Als alle saßen sprang Jens als Letzter ins Taxi, dann fuhr der Fahrer auch schon los. 

„Oh Mann. So was ätzendes, wie erklär ich Kira bloß die Fotos?“ Angelo saß auf der Rücksitzbank und sah aus wie ein Häufchen Elend, er wollte sich aus Gewohnheit mit den Fingern durch die Haare fahren. Die Anderen wussten auch keinen Rat, so saßen sie nur schweigend im Taxi, die gelöste Stimmung von vorhin war schlagartig verschwunden. „Aber eigentlich sahst du ganz lustig aus“ kicherte Paddy „wie ein Fisch auf dem Trockenen. Der Fotograf hat bestimmt gute Bilder von deinem Hintern machen können.“ Tessa und Linda fielen in sein Lachen ein, doch Angelo fand das ganz und gar nicht witzig, nicht mal ein Schmunzeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Toll,“ höhnte er „und morgen kann wahrscheinlich der Rest der Welt meinen Hintern in der Zeitung begutachten. Sehr witzig.“ Er fühlte sich schlagartig nüchtern und zermarterte sich das Gehirn, wie er Kira diese Geschichte am Schonendsten beibringen konnte. 

„Vielleicht tauchen diese Fotos ja gar nicht in der Presse auf“ Hoffnung schwang in seiner Stimme mit, doch eigentlich glaubte er da selbst nicht dran. „Daran würde ich mich nicht allzu sehr klammern“ machte Tessa jeden Rest Hoffnung zunichte „Selbst wenn dies kein richtiger Journalist, sondern nur ein Fan war, dann spricht sich das schnell unter herum. Dank des Internets können wir Fans gut untereinander kommunizieren.“ – „Ja schon, aber ich weiß trotzdem nicht... Vielleicht ist es besser, wenn ich Kira davon gar nichts erzähle? Ich muss ja nicht vorher schon die Pferde wild machen, oder?“ Tessa und auch Paddy schüttelten den Kopf „Das halte ich für keine gute Idee. Das wäre für sie ziemlich demütigend, wenn es dann heraus käme und sie nichts davon wüsste.“ Angelo seufzte „Ihr habt ja Recht. So ein Mist.“ Der Rest der Fahrt verlief schweigend und auch im Hotel riefen sie sich nur ein Gute-Nacht zu und verschwanden alle in ihren Zimmern. 

Der Rest der Zeit in Hamburg verging, ohne dass Angelo die Möglichkeit hatte Kira die Geschichte unter 4 Augen zu erklären und so verschob er das Ganze auf den Abend und hoffte, dass er da mehr Zeit haben würde.  Erst mal verabschiedeten sich alle gegen Mittag voneinander und Paddy fuhr dann mit Tessa und Linda nach Köln zurück. Für Angelo und Co. ging es heute weiter nach Berlin, daher fiel die Abschiedszeremonie entsprechend dürftig aus, schließlich mussten seine Sachen auch noch gepackt werden.

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Kommentare: 1
  • #1

    Die Micha (Dienstag, 12 Oktober 2010 19:54)

    Oh je, wie doof mit Angelo