33. Die Ruhe vor dem Konzert

Bereits eine halbe Stunde vor der eigentlichen Treffzeit stand Patricia vor dem Studio und genoss die Sonne, die groß und hell am Himmel stand. Es würde wieder ein sehr warmer Tag werden, doch noch war es angenehm und so lehnte sie sich an die Wand. Sie legte die Hand auf ihren Bauch, der nun bald beginnen würde zu wachsen und fühlte eine innere Ruhe. Sie ließ sich nicht von der Hektik und Nervosität anstecken, die ihre Geschwister befallen hatte.
Sie freute sich darauf, mal wieder mit Jimmy und Angelo auf einer Bühne zu stehen, auch wenn beide ausgesprochene Hitzköpfe waren und sich leicht in den (inzwischen nicht mehr so langen) Haaren hatten. Aber sie waren alle ausgesprochene Familienmenschen und waren glücklich, wenn sie alle beisammen waren. Hinzu kam ja auch noch, dass Paddy und Barby die Familie begleiten würden. Sie waren zwar nicht auf der Bühne dabei, aber immerhin waren sie da und das reichte Patricia fürs erste. Sie hatte akzeptiert, dass Barby und auch Paddy nie wieder mit ihnen auf der Bühne stehen würden.
In diesem Moment fuhr ein schicker BMW vor und parkte neben Patricias Kleinwagen.
Barby und Ricardo stiegen aus dem Auto aus und kamen auf Patricia zu. „Hey Trisha,“ Barby kam mit offenen Armen auf sie zu „du bist ja auch schon hier. Und wir dachten schon wir wären die ersten.“ Sie hielten sich fest im Arm und Patricia freute sich wieder wie gut es Barby ging seit sie wieder mit Ricardo zusammen war. Sie löste sich wieder von ihrer Schwester und begrüßte gerade den Freund ihrer Schwester, als schon das nächste Auto vorfuhr. Da das ein Mietwagen war konnten das entweder nur Maite oder John sein.
Und sie hatte Recht, und beide gleichzeitig stiegen aus dem Auto aus. Stürmisch wurde sie von Maite begrüßt und auch John nahm seine jüngere Schwester in den Arm. Dann begrüßten sie auch alle anderen.
Langsam füllte sich der Platz, denn nun traf auch noch Joey ein und sogar Jimmy, der sonst gerne mal zu spät kam, stand nun schon am Treffpunkt bereit. Es dauerte nicht mehr lange, als auch Kathy zu ihren Geschwistern stieß.
„Typisch. Es fehlen mal wieder nur noch unsere Könige Angelo und Paddy“ grummelte Jimmy. „Stimmt gar nicht“ korrigierte Joey seinen Bruder „König Paddy kommt gerade um die Ecke. Und er hat seine Königin dabei.“ Sie lachten sich über Joeys Witz schlapp und Paddy wunderte sich über die merkwürdige Begrüßung, dachte sich aber nichts weiter dabei.
 
In der Zwischenzeit waren auch die Helfer angekommen und alle waren schon fleißig dabei die Instrumente und ihre ganzen Sachen in den Laster zu tragen. Sie waren gerade fertig damit, als auch endlich Angelos kleine Schrottkiste in einem Affenzahn in die Straße einbog und wild zwischen den anderen Autos parkte.
Erstaunt sahen alle sein strahlendes Gesicht als er aus dem Auto stieg und als dann Kira ebenfalls aus dem Auto stieg und Angelos Hand griff wussten sie auch warum er so glücklich aussah.
Patricia liefen auch gleich ein paar Tränen über die Wange, sie war zurzeit ohnehin sehr nah am Wasser gebaut. Sie lief auf die Beiden zu und umarmte sie „Ihr seid also wieder zusammen“ schniefte sie vor lauter Freude.
Angelo und Kira grinsten nur und nickten. Nun konnten sich auch Angelos andere Geschwister nicht mehr halten und umarmten die Beiden stürmisch. Alle freuten sich für die Zwei, vor allem weil sie noch gut in Erinnerung hatten wie unausstehlich Angelo ohne seine bessere Hälfte war.
„Aber wir haben nun leider keine Zeit mehr, wir müssen los“ drängelte Kathy. „Angelo kann uns später die ganze Geschichte erzählen.“
So begannen alle in den bereitgestellten Bus zu steigen und setzten sich hin. Als auch der letzte Kelly Platz genommen hatte fuhr der Busfahrer los und von allen Plätzen war aufgeregtes Reden zu vernehmen.
„Hey Angelo“ brüllte Paddy, obwohl er nur zwei Reihen hinter ihm saß. „Ja“ grölte Angelo nicht weniger leise zurück. „Hattet ihr eine schöne letzte Nacht? Wir haben ja gar nichts mehr von euch gehört.“
Das konnte keiner überhören und das hatte zur Folge, dass alle Augenpaare auf Angelo und Kira gerichtet waren. Kira lief sofort tomatenrot an, doch Angelo ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen „Ja, es war ganz toll. Willst du Einzelheiten wissen?“ Paddy lachte laut „Nein, danke. Ich kann es mir auch so gut vorstellen.“
Angelo zuckte nur mit den Schultern und drehte sich zu Kira, um ihr demonstrativ einen Kuss auf den Mund zu geben.
Paddy machte es ihm nach und drehte sich zu seiner Freundin um. „Schön, dass du mitgekommen bist.“ – „Ich muss mich wohl eher dafür bedanken, dass ich mitkommen darf. Ich freu mich schon so wahnsinnig.“
Paddy gab ihr einen Kuss auf die Stirn „Das wird bestimmt ganz lustig. Wir werden unseren Spaß haben.“ – „Ich glaube auch. Ich hab so was ja noch nie erlebt. Aber irgendwie bin ich auch ein bisschen nervös. Ich weiß ja so gar nicht was da auf mich zukommen wird“ sie lächelte unsicher.
„Das packst du schon. Halt dich immer an mich, dann kann dir auch nichts passieren.“
„Könnt ihr mal aufhören da rumzuturteln?“ brüllte Angelo dazwischen und grinste unschuldig.
„Wir turteln nicht“ Paddy warf eine leere Plastikflasche zu seinem Bruder, die diesen prompt am Kopf traf.
„Au“ brüllte Angelo und warf die Flasche zurück, doch Paddy hatte damit gerechnet und fing sie auf.
„Ätsch. Hast mich nicht getroffen.“ – „Pass mal auf“ drohte Angelo ihm scherzhaft „nachher, wenn du es nicht erwartest, dann treff ich dich. Aber gewaltig.“
Sie konnten diese äußerst gehaltvolle Diskussion leider nicht fortführen, da der Busfahrer verkündete, dass sie ihr Ziel erreicht hatten und so bewegte sich der Clan aus dem Bus und sofort begannen alle beim Auspacken und aufbauen zu helfen. Kathy nahm, wie immer, alles in die Hand und Paddy war ihr dabei behilflich. Schnell fiel die Familie in alte Verhaltensmuster zurück, nur Tessa stand ein wenig abseits und wusste nicht so genau was sie tun sollte. Paddy hatte ihr zwar gesagt, sie solle sich an ihn halten, aber sie hatte das Gefühl im Weg zu stehen, wenn sie sich an seine Fersen heftete. Ihr Blick suchte Kira, aber selbst diese wusste was sie zu tun hatte und außerdem scherzte sie gerade mit Maite, so dass sie sich dort auch nicht zwischen drängeln mochte.
Was blieb ihr also? Sie entschied sich dafür, sich die Gegend anzusehen, sie hatte ja ihr Handy dabei. Sie glaubte zwar nicht, dass es irgendjemandem auffallen würde, dass sie fehlte, aber man wusste ja nie.
Sie sah noch einmal in ihrer Tasche nach ob sie auch tatsächlich den Backstage-Ausweis dabei hatte, nicht dass sie nachher nicht rein kam, das wäre dann doch sehr ärgerlich. Aber der Ausweis war genau dort wo sie ihn abgelegt hatte, also konnte es losgehen.
 
Sie hatte schon ein ganzes Stückchen zurück gelegt, als ihr jemand von hinten auf die Schulter tippte, sie drehte sich also um und sah in die Gesichter von 3 jungen blonden Frauen.
Tessa wusste sofort, dass das Trio ihr nicht wohlgesonnen war und machte unwillkürlich ein paar Schritte zurück, doch die Mädchen ließen keinen Abstand zu und gingen ihrerseits einen Schritt nach vorn.
„Was wollt ihr von mir?“ Sie verfluchte sich, dass sie nicht doch bei der Familie geblieben war, dort wäre ihr das hier wohl nicht passiert. Ihre Hand griff nach ihrer Handtasche, doch das eine Mädchen hielt ihre Hand fest.
„Wir haben gesehen, wie du Paddy geküsst hast.“ – „Na und?“ – „Das gefällt uns nicht. Du kannst ihn uns nicht wegnehmen.“ – „Genau“ pflichtete ihr ihre Freundin bei „und gib es bloß zu, du bist doch bestimmt auch diese mysteriöse Person, der Paddy in Hamburg dieses Lied gewidmet hat.“
Tessa bekam es mit der Angst zu tun, die Augen dieser Mädchen waren so voller Hass und immer noch hielt das etwas dickliche Mädchen ihre Hand fest und langsam begann es zu schmerzen. An Flucht war also nicht zu denken, aber was sollte sie tun? Sie konnte doch nun nicht anfangen zu schreien? Was also dann? Mensch Tessa, sprach sie sich selbst Mut zu, du wirst doch wohl mit diesen 3 Halbstarken fertig werden, oder?
„Mädels. Es reicht nun.“ Sie spürte eine unbändige Wut in sich „Paddy gehört euch nicht und ihr habt nicht das Recht ihn oder mich dafür zu verurteilen. Patrick kann küssen wen er will und ihr müsst das akzeptieren. Kapiert?“ Sie redete sich immer weiter in Rage „Oder geht das nicht in eure kleinen Gehirne rein? Wenn ihr Paddy doch sooo toll findet, warum macht ihr ihm dann das Leben zur Hölle? Warum soll er nicht das Recht haben sich eine Freundin zu suchen, die er liebt und die ihn so nimmt wie er ist? Vielleicht solltet ihr euch einfach mal reale Freunde suchen, dann lernt ihr vielleicht auch mal, dass andere Menschen ebenfalls ihre Bedürfnisse haben und dass ihr nicht das Recht habt jemanden als euer Eigentum anzusehen. Verstanden?“ Die letzten Worte brüllte sie fast und riss sich aus der Umklammerung des Mädchens los, das perplex dastand und nicht wusste wie sie darauf reagieren sollte.
Wütend stapfte sie davon und sie musste sich wirklich wundern, denn keines der Mädchen folgte ihr und sie konnte ihren Weg unbeschadet fortsetzen. Aber kaum war sie aus dem Blickfeld der Mädchen verschwunden, musste sie sich erst einmal auf eine Bank setzen, denn ihre Hände und Knie begannen zu zittern, so dass das Gehen unmöglich wurde. Ihr wurde bewusst, dass diese Situation auch ganz anders hätte ausgehen können. Diese Mädchen hätten sie nach ihrer Ansprache auch auslachen können und sie weiter traktieren können, wie gut, dass sie das nicht getan hatten. Tessa wusste nicht, was sie sonst hätte tun sollen.
Sie fühlte sich immer noch nicht in der Lage weiter zu gehen und so zückte sie ihr Handy. Mal sehen, vielleicht ist Paddy ja erreichbar, überlegte sie. So wählte sie seinen Namen im Telefonbuch und lauschte gespannt dem Tuten, sie wollte gerade wieder auflegen, als er dann doch noch ranging. „Hallo Tessa?“ er klang entnervt.
„Hey“ sie spürte wie ihr die Tränen kamen, doch sie versuchte sie herunter zu schlucken „stör ich gerade?“ – „Was für eine Frage? Du störst nie. Aber wo bist du eigentlich? Solltest du nicht bei mir sein?“ – „Ich… „ sie brach ab, weil die Emotionen sie nun überrannten und die Tränen zu fließen begannen. Dieser Tag sollte eigentlich so schön werden und nun begann er wie in einem Albtraum.
Paddy wurde nun hellhörig „Süße, was ist los? Wo bist du? Was ist passiert?“
Tessa gab ihm durch wo er hinkommen sollte und so stand er auch schon kurze Zeit später neben ihr.
Schon von weitem sah er, dass sie total verzweifelt war und weinte. „Tessa, was ist passiert?“ Er nahm sie in den Arm und wiegte sie hin und her bis sie sich langsam beruhigte.
Sie erzählte ihm von ihrem Erlebnis und er war geschockt, er hatte verdrängt, dass es solche Fans gab und dass er Tessa vielleicht hätte darauf vorbereiten sollen. „Oh, meine Maus. Das tut mir so leid, ich hab überhaupt nicht gemerkt, dass du weggegangen bist. Ich hätte dich doch sonst gewarnt.“ – „Das muss dir nicht leid tun. Ich bin doch kein Kind mehr, schließlich hätte ich damit rechnen müssen. Ich weiß auch nicht, warum mich das überhaupt so mit nimmt.“
Sie wühlte in ihrer Tasche und zog ein Taschentuch heraus, damit putzte sie sich die Nase. „Lass uns nun hier verschwinden, ich will nicht, dass mich jemand so sieht. Außerdem würde ich mich gerne ein wenig frisch machen.“
Paddy griff nach ihrem Arm und half ihr von der Bank hoch. Als sie schließlich neben ihm stand legte er liebevoll den Arm um sie und ging mit ihr los in Richtung Waschräume, damit sie sich die verräterischen Spuren aus dem Gesicht waschen konnte.
 
Unverzüglich danach ging Paddy zu seiner Familie, die sich bereit für den Soundcheck machte, und suchte Kathy. „Ich brauche mal dringend deine Hilfe.“ Er zog sie mit zur Seite und gab ihr nun weiter, was Tessa gerade passiert war. Kathy war nicht weniger geschockt als Paddy selbst.
„Und was willst du nun machen?“ wollte Kathy von ihrem Bruder wissen. „Das weiß ich leider auch nicht. Ich dachte dadurch, dass ich im Kloster war und dadurch, dass ich auch schon lange nicht mehr auftrete, hätte sich diese Paddy-Mania“ die letzten Worte sprach er beinahe abfällig „gelegt, aber anscheinend ja doch nicht. Kathy, was soll ich deiner Meinung nach tun?“ – „Vielleicht solltest du erst einmal verheimlichen, dass du eine Freundin hast?“ – „Aber genau das will ich doch eben nicht. Ich liebe Tessa und will offiziell mit ihr zusammen sein. Ich möchte sie nicht verheimlichen müssen.“ Kathy runzelte die Stirn „Aber dann gehst du immer die Gefahr ein, dass Tessa auf diese Art und Weise bedrängt wird.“
Paddy grübelte „Und was hältst du von – Angriff ist die beste Verteidigung-?“ – „Was meinst du damit?“ – „Naja, was wäre, wenn ich öffentlich mit ihr an meiner Seite auftrete? Dann ist das vielleicht kurz ein Schock, aber sie werden sich vielleicht schneller dran gewöhnen.“
„Ich weiß nicht.“ Kathy sah unsicher drein, doch Paddy wurde sich seiner Sache immer sicherer.
„Doch, ich glaube so muss ich es machen. Mal sehen. Danke jedenfalls für deine Hilfe.“
Er wollte sich gerade von Kathy abwenden, als er aus den Augenwinkeln Maite angelaufen kommen sah „Oh Gott…. Oh nein“ Als Maite neben Paddy und Kathy zum Stehen kam musste sie erst einmal wieder zu Atem kommen bevor sie weitersprechen konnte.
„Was ist passiert?“ Kathy spürte, dass Maite keine guten Nachrichten überbringen würde.
„Jimmy…“ sie schnaufte immer noch „… er…“
Paddy wurde langsam ungeduldig „Ja, was ist nun mit Jimmy?“ Auch ihn beschlich das Gefühl, dass irgendetwas Schlimmeres passiert sein musste.
„Jimmy musste ins Krankenhaus. Meike hat angerufen, es geht Aimée sehr schlecht und nun kann er höchstwahrscheinlich nicht mit auftreten.“
Kathy setzte sich einfach auf den Boden „Oh nein“ Sie vergrub den Kopf in den Händen „Ich hatte es im Gefühl, dass irgendetwas schief laufen würde. Was machen wir nun?“
Paddy versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren „Vielleicht ist das mit Aimée ja gar nichts schlimmes und er schafft es trotzdem rechtzeitig.“ – „Ach, hör doch auf. Das glaubst du doch selbst nicht.“
Kathy hatte es sich so schön vorgestellt, sie würden ein paar Lieder singen und alles wäre für ein paar Minuten okay, doch nun löste sich das alles in Schall und Rauch auf. Wie sollten sie nun so schnell alles wieder umschmeißen können?
„Kathy, beruhig dich. Noch ist nicht aller Tage Abend. Ihr bringt jetzt erst einmal den Soundcheck hinter euch und wer weiß, vielleicht sieht die Welt danach schon wieder ganz anders aus.“ Sie nickte „Du hast Recht. Ich kann mich jetzt nicht so gehen lassen. Das klappt schon irgendwie, wir sind ja flexibel“ sie versuchte zu lächeln, was ihr allerdings relativ schwer fiel.
 
Die Familie brachte den Soundcheck trotz der Tatsache, dass Jimmy nicht dabei sein konnte, gut hinter sich. Kathy hatte kurzfristig einen Schlachtplan entworfen wie die Instrumente nun verteilt werden mussten und es klappte auch ziemlich gut. Sie waren eben doch Vollprofis und waren auch nach so langer Zeit noch in der Lage sich gegenseitig zu vertreten.
Hinterher, als es für sie nichts mehr zu tun gab als den Beginn ihres Auftrittes abzuwarten saßen sie in ihrem Aufenthaltsraum in einer Runde und aßen Pizza.
„Hey Maite, da fällt mir ein, dass wir lange keine Pizza mehr von dir hatten, ich finde das könntest du ruhig mal wieder machen.“ Paddy grinste seine Lieblings-Schwester an und versuchte gleichzeitig von seiner Pizza abzubeißen, die leider nicht von Maite gemacht worden war, aber dennoch schmeckte.
„Gute Idee eigentlich“ pflichtete Patricia bei, schließlich war Maites Pizza weltberühmt.
Maite lachte „Von mir aus. Müssen wir aber in den nächsten Tagen machen, danach bin ich nämlich selbst unterwegs.“ – „Das lässt sich einrichten. Hunger haben wir schließlich immer“ gab Angelo lachend seinen Senf dazu.
Plötzlich begann Patricias Handy zu klingeln. „Oh Jimmy“ rief sie aus und nahm ab. Sie tauschte ein paar Worte mit ihm aus, legte dann wieder auf und wandte sich an ihre Geschwister „Also, Aimée hat nichts Schlimmes und Jimmy fährt sie nun wieder nach Hause. Danach kommt er direkt her, aber es wird sehr eng werden.“
„Hauptsache die Kleine hat nichts Schlimmeres“ murmelte Angelo und erntete zustimmendes Kopfnicken. „Alles andere werden wir ja dann sehen“ Kathy war inzwischen schon entspannter.
Paddy griff derweil nach seiner Gitarre „Was haltet ihr davon, wenn ihr euch schon mal ein bisschen warm singt?“ – „Sehr gute Idee, außerdem vergeht die Wartezeit dann schneller“ Singen war ihr Leben und natürlich hatte niemand etwas dagegen.
So stimmte Paddy „Let it be“ an und alle sangen mit. Sogar Tessa, Kira und Ricardo stimmten mit ein, es waren schließlich so viele Stimmen, da war es egal, falls sie mal einen Ton nicht trafen.
Als Paddy das Lied ausklingen ließ meldete sich Barby „Darf ich mir ein Lied wünschen? Bitte, bitte, lass uns „Peces“ singen.“
Da sie dieses Lied in letzter Zeit häufiger geübt hatten konnte Paddy die Noten noch gut spielen und so tat er seiner Schwester den Gefallen, die prompt anfing dazu zu tanzen. Patricia machte es ihr nach und Maite konnte ohnehin nie lange still sitzen und so wirbelten die 3 Kelly-Frauen durch den Raum und die anderen lauschten Paddys Stimme, wie er seinen Part des Liedes sang.
Hinterher waren alle ein wenig aus der Puste und mussten erst mal wieder zu Atem kommen. Maite setzte sich neben Paddy und legte den Arm um ihn, ihren Kopf legte sie auf seine Schulter. „Ich finde es so schade, dass du nicht mit uns auftrittst. Mit dir macht das alles gleich doppelt so viel Spaß.“
Paddy tätschelte ihren Arm und wusste nicht was er dazu sagen sollte, aber das brauchte er auch nicht, denn seine anderen Geschwister begannen ebenfalls damit ihr Bedauern auszudrücken. Jeder fände es schöner, wenn Paddy wieder mit auf der Bühne stünde.
„Oh Leute, wir haben da doch schon oft drüber gesprochen. Ich möchte nicht mehr auf die Bühne zurück, die Zeit ist vorbei.“ Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen meldete sich eine andere Stimme in seinem Kopf, die ihn fragte, warum er eigentlich nicht mehr auftreten wollte. Ihm machte das Singen und Performen doch so viel Spaß.
„Ich weiß“ meinte Maite mit Grabesstimme „aber lass mich doch ein bisschen trauern.“ Sie lachte um den Satz ein wenig zu entschärfen, dennoch konnte jeder sehen was für Gefühle dahinter steckten.
Paddy blickte in die Runde, in die bedauernden Gesichter seiner Geschwister und sah auch in Tessas Gesicht, die ihn allerdings verschmitzt anlächelte. „Was ist?“ rutschte ihm perplex heraus, doch sie lachte nur „Ich bin zwar eigentlich nicht so begabt im Gedankenlesen, aber das war gerade eindeutig. Nun mach schon.“ Alle Augenpaare waren augenblicklich auf das junge Paar gerichtet.
„Meinst du?“ – „Ja, mein ich. Was hindert dich denn daran, außer dein eigener Stolz?“ – „Nichts.“ – „Siehst du. Also, worauf wartest du?“
Paddy kratzte sich am Kopf und musste schmunzeln, weil seine Familie natürlich genau wusste was nun kommen würde, dementsprechend leuchteten ihre Augen.
„Okay, Leute, ich trete heute mit euch auf. Aber das wird eine Ausnahme bleiben.“
Danach konnte Paddy leider nichts mehr sagen, weil sich alle auf ihn warfen und ihn fast erdrückten, er sah lediglich zu die Gitarre aus der Gefahrenzone zu bekommen. Maite quietschte dazu in einer ohrenbetäubenden Lautstärke und Patricia weinte mal wieder. Der einzige der sich zurück hielt war Angelo, und erst als alle wieder von Paddy heruntergeklettert waren kam Angelo mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Paddy stand auch auf und schon lagen sich beide Brüder in den Armen. Lange Zeit sagte keiner ein Wort, Angelo ergriff schließlich als erster das Wort „Ich hätte früher nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber heute ist es tatsächlich soweit: Ich freue mich. Ich freue mich wahnsinnig, dass wir Beide wieder auf einer Bühne stehen und zwar im Guten. Ich bin so froh, dass wir unsere Probleme aus der Welt schaffen konnten und nun wieder als Team auf der Bühne stehen können.“ Paddy entließ Angelo aus der Umarmung und sah ihm dann in die Augen „Danke, ich freue mich auch tierisch. Wir werden das Haus rocken, sag ich dir.“ – „Yeah, das werden wir.“ Beide lachten befreit und setzten sich dann wieder auf ihre Plätze.
„Oh Mann… Wieviel doch in den letzten Wochen passiert ist“ wurde Patricia nostalgisch und rieb sich die Augen. Ihr Blick fiel zuerst auf Barby „Was hast du doch alles mitgemacht? Vor etwas mehr als einem halben Jahr hat Tom dich auf übelste Art und Weise verlassen, dann hast du so ein Pech mit deinem Therapeuten gehabt und bist dann am Ende doch in den Armen des richtigen Mannes gelandet.“ Sie sah Ricardo dankbar an, dann wandte sie sich an Angelo „Und du? Du hast dich endlich mit Paddy ausgesprochen, auch wenn dafür erst ein Autounfall nötig war, dann hat Kira sich von dir getrennt und nun seid ihr doch wieder zusammen. Außerdem bist du mit Paddy aufgetreten und deine Solotouren laufen wie geschmiert.“ Dann drehte sie sich zu Paddy „Du hast wohl am meisten von allen durchlebt, oder? Du bist wie aus dem Nichts wieder aus dem Kloster aufgetaucht, dann versöhnst du dich wieder mit Angelo und nun versteht ihr euch besser als zuvor. Dann lernst du deine reizende kleine Tessa kennen, aber erkennst einfach nicht, dass du bis über beide Ohren in sie verliebt bist. Wir hatten alle solches Mitleid mit ihr. Als du es dann doch endlich geschafft hast hätte ich am liebsten die Korken knallen lassen. Tja, aber das war ja nicht möglich, denn wie ihr alle inzwischen wisst hab ich keinen Tumor, sondern bekomme ein kleines entzückendes Baby. Man sieht sogar schon eine leichte Wölbung und bald werde ich wieder fast platzen.“ Sie holte einmal tief Luft „Tja, und nun sitzen wir alle hier im Backstagebereich und werden gleich fast komplett auftreten. Wer hätte das gedacht? Ich sicher nicht, aber ich bin in diesem Moment so glücklich wie lange nicht mehr.“ Ihr begannen wieder die Tränen zu laufen „Hab ich euch eigentlich schon mal gesagt, wie sehr ich euch liebe und wie glücklich ich bin, dass ich eine Familie wie euch habe?“ Sie stoppte ihren Monolog und putzte sich die Nase während Barby auf sie zugelaufen kam „Wir lieben dich auch, Patricia. Danke für alles.“ Sie umarmte sie fest und auch die anderen begannen Patricia in den Arm zu nehmen.
„Jetzt reicht es aber für heute mit dieser Rührseligkeit“ lachte Paddy schließlich und holte wieder die Gitarre hervor. „Wir singen jetzt wieder etwas“ gesagt getan und schon sangen alle zu Ares Qui.

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Kommentare: 2
  • #1

    melli (Samstag, 09 Oktober 2010 18:02)

    Mir kommen jetzt schon die Tränen!
    SCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN!!!
    Jetzt das letzte Kapitel :(
    Aber geht ja dann weiter mit den anderen Geschichten ;)

  • #2

    Die Micha (Mittwoch, 13 Oktober 2010 22:18)

    Ohhhhhhhhhhh wie schöööööööööön!