Paddys erstes Date

Barby saß – zwar todmüde, aber glücklich - mit Patricia im Wohnzimmer und grinste von einem Ohr zum anderen, sie war gerade dabei, Patricia von der letzten Nacht zu erzählen. „Und er war soooo zärtlich, das glaubst du gar nicht. Er hat so viel Rücksicht auf mich genommen und mich total verwöhnt. Trisha, das ist der Mann meiner Träume. Mit Ricardo will ich alt werden.“ Ihre Augen glänzten und trotz der Müdigkeit sah Barby total frisch aus. „Ich freu mich so für dich, Süße. Aber lass dir Zeit. Überstürz es bitte nicht.“ – „Och Mann... Ich wusste, dass du meine Beziehung mit Ricardo schlecht machen würdest. Ich liebe ihn und das weiß ich. Dafür muss ich nicht schon jahrelang mit ihm zusammen sein.“ Sie setzte sich neben Patricia und wandte sich ihr zu, dann nahm sie behutsam die Hand ihrer Schwester „Glaub mir. Ich bin mir sicher. Ich weiß es. Und er liebt mich auch.“ Patricia stöhnte. Ihr war nach wie vor ständig schlecht und sie fühlte sich schlapp. Außerdem machte sie sich immer noch Gedanken ob sie nun schwanger war oder ob es doch ein Tumor sein könnte. Diese Gedanken belasteten sie, aber sie wollte auch ihre Schwester nicht damit belasten. Die war gerade so glücklich. „Ist doch okay, Barby. Ich mache mir einfach nur Sorgen um dich.“ Sie sprang auf, weil sie merkte, dass ihr Magen wieder verrückt spielte. „Entschuldige mich kurz.“ So schnell sie konnte rannte sie zur Toilette. Während Barby auf Patricias Rückkehr wartete, begann plötzlich ihr Handy zu klingeln. In Großbuchstaben stand „Martin Heins“ auf dem Display.

 „Hallo Martin“ begrüßte sie ihren Therapeuten. „Hallo Barby. Ich hab leider eine schlechte Nachricht. Ich muss unsere Sitzung für heute Abend absagen. Mich hat der Magen-Darm-Virus erwischt. Tut mir wirklich leid, meine Liebe. Aber ich komme nicht aus dem Bett. Ich hoffe, dass das kein Problem für dich darstellt.“ – „Nein, Martin. Gar kein Problem. Erhol dich gut und schick mir den neuen Termin einfach per SMS.“ – „Das mach ich. Bis dann.“ Sie verabschiedete sich auch und legte das Handy wieder zur Seite.
 
 

Tessa war den Rest des Tages hypernervös, so dass ihre Kolleginnen Mitleid mit ihr hatten und sie schon zwei Stunden früher nach Hause schickten. „Aber wir wollen morgen alle Einzelheiten wissen“ zwinkerte ihre „Lieblings-Kollegin“. Doch Tessa war gedanklich schon wieder ganz woanders und hörte diese Bemerkung gar nicht. Tausend Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Was ziehe ich bloß an? Wird er überhaupt anrufen? Mach dir bloß nicht zu viele Hoffnungen. Er steht auf tolle Frauen und nicht auf dich. Schaffe ich es vorher noch kurz einkaufen zu gehen? Sie entschloss sich dazu, noch schnell in ihrer Lieblings-Boutique vorbeizugehen und sich ein paar neue Kleidungsstücke zuzulegen. Glücklicherweise hatte recht wohlhabende Eltern, die ihr großzügig monatlich Geld überwiesen. Meist nutzte sie dies gar nicht, sondern sparte das Geld lieber, aber heute wollte sie sich ein vernünftiges Outfit zulegen. Heute war nun endlich einer dieser besonderen Tage, für die sie ihr Geld aufsparte.  

Tessas größtes Problem war seit jeher, dass sie einfach viel zu schüchtern war. Schon auf dem Gymnasium war sie immer die Außenseiterin, sie war mollig, trug lange eine hässliche Zahnspange und hatte nie die gleichen Interessen wie ihre Mitschüler. Schon damals war sie ein großer Fan der Kelly Family, das bot natürlich eine herrliche Angriffsfläche für ihre Mitschüler. Dies nutzen diese auch ausgiebig und zogen sie unentwegt damit auf, manchmal hatte sie sogar Flyer für Flohmärkte oder für Altkleidersammlungen auf dem Tisch liegen gehabt.  Vieles hatte sich in den letzten Jahren stark verändert: Die Zahnspange war weg und einige Kilo mussten weichen, inzwischen starrten ihr die Männer hinterher, manche pfiffen sogar wenn sie ihre blondierte Mähne über die Schultern warf, nur Kelly Fan war sie immer noch. Aber ihre Schüchternheit stand ihr einfach immer noch sehr im Weg. 

Doch an die Vergangenheit wollte sie heute nicht denken, sie wollte sich auf ihr erstes richtiges Date vorbereiten. Natürlich hatte es in ihrer Vergangenheit schon ein paar vereinzelte Treffen mit Jungen, bzw. Männern gegeben, aber nie wurde daraus etwas Ernstes. Und nun sollte es direkt der Mann ihrer Träume sein, sie konnte es immer noch nicht glauben. Jahrelang schwärmte sie für ihn, hatte seine Poster an der Wand hängen, sah sich Fernsehauftritte und Konzerte an und nun hatte sie heute eine Verabredung mit ihm. Ihre Nervosität war ihr deutlich anzusehen, als sie die Tür der Boutique aufstieß. Vielleicht rannten auch deswegen gleich 3 Verkäuferinnen auf sie zu um sie zu fragen wonach sie denn suche. Sie teilte den Damen ihr Dilemma mit und sofort stürmten sie los um ihr einige Modelle zu zeigen.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, aber schlussendlich entschied sie sich für eine enge schwarze Hose, einen marineblauen Pullover, der ihre Figur betonte und für ein Paar flacher, schwarzer Halbschuhe. Zufrieden stand sie schließlich an der Kasse und während sie wartete, warf sie einen Blick in den Spiegel, der ihr gegenüber an der Wand hing. „Oh Gott“ entfuhr es ihr unbeabsichtigt. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ die stark geschminkte Verkäuferin sah sie entsetzt an. „Allerdings“ starrte sie weiterhin erschrocken in den Spiegel „ich kann doch nicht mit DER Frisur zum Treffen gehen.“ Erleichtert wandte sich die Verkäuferin wieder dem Einscannen der Ware zu „Nebenan ist ein Friseur, der kann Ihnen bestimmt weiterhelfen.“ Sie nickte nur, bezahlte eilig die Ware und ging schnellen Schrittes zum Friseur, damit der noch einmal Ordnung in ihr Haar bringen konnte. Zwei Stunden vor dem Treffen stand sie frisch frisiert vor ihrer Wohnungstür, schloss diese auf und ging hinein. Achtlos warf sie die Post, die sie aus dem Briefkasten geholt hatte, auf den Tisch. Sie legte eine CD der Kellys ein und begann sich auszuziehen. 

Zu Ares Qui tanzte sie ausgelassen durch die Wohnung, stellte sich unter die Dusche, passte allerdings auf, dass ihre Frisur nicht ruiniert wurde. Sie genoss das warme Wasser auf ihren Schultern, stieg dann jedoch schnell wieder aus der Duschkabine und trocknete sich ab. Sie bürstete ihre Haare noch einmal, so dass sie ihr weich über die nackten Schultern fielen. Sie legte ein dezentes Make-up auf und zog sich dann ihre gerade erstandenen Klamotten über. Zum Schluss sprühte sie sich noch mit ihrem Lieblingsparfüm ein und betrachtete sich dann zufrieden im Spiegel. Fertig.

Aber er hatte sich immer noch nicht gemeldet. Er hatte doch gesagt er würde sie anrufen. Zu ihrer Nervosität gesellte sich nun unliebsam die Angst, dass er sie nur verarscht hatte und sich hinter ihrem Rücken über sie lustig machte. Jedoch begann in diesem Moment ihr Handy laut und aufdringlich zu klingeln. Ein unbekannter Anrufer. Das musste er doch sein. „Hallo“ meldete sie sich mit zittriger Stimme. 

„Hey, hier ist Patrick“ – „Oh, hallo“ sie hatte zwar geahnt, dass er es war, aber ihn tatsächlich am anderen Ende der Leitung zu hören war nun doch etwas anderes. Ihr Hals war plötzlich ganz trocken. „Ich würde dich gerne in einer halben Stunde abholen, du musst mir nur deine Adresse geben. Also, wenn das okay ist“ lachte er und sie fiel verkrampft in sein Lachen ein. „Ja, gerne. Ich bin dann fertig.“ Sie gab ihm ihre Adresse und schon war das Telefonat auch wieder beendet. Hektisch begann sie nun oberflächlich aufzuräumen, falls er auf die Idee kommen würde ihre Wohnung sehen zu wollen.

 Paddy war aufgeregt. Wie würde der Abend wohl werden? Hoffentlich passierte ihm nichts Peinliches. Sein letztes Date lag nun schon einige Zeit zurück und er hatte Angst etwas falsch zu machen, außerdem war er als ausgesprochener Tollpatsch bekannt und dies zeigte sich leider immer in den unpassendsten Situationen am deutlichsten. Er dachte an eins seiner letzten Dates zurück, als er dem Mädchen einen KiBa über den weißen Pullover gekippt hatte, weil er gestolpert war. Dann war da noch das andere Date vor etwas längerer Zeit, als ihm beim Weihnachtsmarktbummel die Hose runter gefallen war weil er nicht gemerkt hatte, dass der Knopf der Hose sich gelöst hatte. Er schauderte und schob die unliebsamen Gedanken beiseite. Er wollte jetzt nicht an die Vergangenheit und an Ex-Freundinnen denken. Heute war er mit Tessa verabredet.  

Paddy stand in Angelos Schlafzimmer vor dem hohen Spiegel und betrachtete sich prüfend. Er trug eine schwarze Anzughose mit einem blütenreinen weißen Hemd. Die Haare hatte er mit der Hilfe eines Klecks Haargel ein wenig zerwuschelt. Er war zufrieden mit sich und nickte seinem Spiegelbild zu, dann ging er durch den Flur ins Bad. Es herrschte eine beinah gespenstische Stille, da sich sein Bruder und seine Schwägerin ja seit heute auf Tour befanden. Aber er genoss die Ruhe. Im Kloster hatte er sich sehr an die Stille gewöhnt und nun störte ihn das ganze Chaos manchmal, so dass er sich heimlich sogar ab und zu dorthin zurück sehnte. Im Bad nebelte er sich noch mit Angelos Parfüm ein und bekam prompt einen Hustenanfall. Als der Hustenreiz nach einigen Sekunden nachließ, machte er sich endlich auf dem Weg nach draußen. Joey war so nett gewesen und hatte ihm für diesen Abend sein Auto überlassen, schließlich wollte Paddy Tessa nicht mit dem Taxi abholen und außerdem hatte Joey mit Abstand das bequemste Auto.

 Er stieg also in das Gefährt ein, warf die Tür hinter sich zu, schnallte sich an und warf dann noch einen prüfenden Blick auf den Beifahrersitz, wo er die Blume für Tessa bereitgelegt hatte. Er hoffte, dass ihr die Rose gefiel. Nervös stellte er sich das Auto so ein, dass er alles gut sehen konnte, legte den ersten Gang ein und fuhr mit anfänglicher Unsicherheit vom Hof. Schnell gewöhnte er sich aber an das Auto und es machte ihm sogar Spaß, mal wieder Auto zu fahren. Er stellte einen Musiksender im Radio ein, der seinem Geschmack entsprach und sang dann begeistert einen alten Song von Bruce Springsteen mit. Seine Gedanken wanderten zu Angelos Angebot, mit ihm einen Song zu singen. Er hatte sich immer noch nicht zu einer Antwort entschließen können, das Konzert in Hamburg war aber bereits in 4 Wochen und so langsam wurde Angelo ungeduldig. Zu Recht, wie Paddy sich selbst eingestehen musste. Aber die Wunden von damals waren noch so tief. Eigentlich hatte er sich im Kloster geschworen, nie wieder auf einer Bühne zu stehen, aber andererseits kribbelte es in seinen Fingern wieder die alten Lieder zu spielen und mit Angelo vielleicht ein Duett zu singen. In diesem Moment bog er aber in die Straße ein, wo Tessa wohnte und konnte seinen inneren Kampf nicht mehr fortführen, da sich die Ameisen in seinem Bauch wieder in Bewegung gesetzt hatten. Flüssig stellte er das große Auto in die Luxus-Parklücke und nahm die Rose vom Beifahrersitz. Mit zittrigen Fingern löste er das Papier, holte noch einmal tief Luft und stieg dann aus dem Auto aus. 

Er ging zur Haustür mit der leuchtenden 47 über der Eingangstür und suchte die Klingelschilder nach ihrem Nachnamen ab. Er brauchte dafür gar nicht auf den Zettel gucken, auf dem er sich extra ihren Namen notiert hatte. Zu oft hatte er auf den Zettel gestarrt, inzwischen kannte er ihren Namen und ihre Adresse auswendig. Er holte noch einmal tief Luft und klingelte dann einmal lang; Und als hätte sie neben der Tür gestanden, ertönte der Summer und er konnte ins Treppenhaus eintreten. Sie erwartete ihn bereits in der Haustür und er war überwältigt wie hübsch sie war. Sie trug ihre Haare nun offen und nicht streng nach hinten gebunden wie im Krankenhaus, die schlichte Kleidung und der dezente Schmuck unterstrichen ihre natürliche Schönheit und ihm war bisher auch nicht ihre tolle Figur aufgefallen. Seine Nervosität nahm nun noch mehr zu. „Hallo“ begrüßte sie ihn schüchtern. Er ging auf sie zu, gab ihr zwei Begrüßungsküsse rechts und links und hielt ihr dann strahlend die Rose vor die Nase. „Für dich. Ich hoffe sie gefällt dir.“ Seine Wangen nahmen eine dunkelrote Farbe an und ihre standen dem in nichts nach. 

Schweigend sahen sie sich an und wussten nicht wie es weiter gehen soll. Mist, schimpfte er mit sich selbst, hab ich denn alles vergessen? Wie flirtet man noch mal. Was waren noch mal die No-go’s beim ersten Date? Aber ihm fiel beim besten Willen nichts mehr ein. „Ähm, vielleicht kann ich kurz mit reinkommen?“ – „Äh, ja, natürlich.“ Sie trat einen Schritt beiseite um ihn hereinzulassen, so trat er in ihren kleinen Flur und konnte direkt in ihr kleines, aber gemütliches Wohnzimmer gucken. Links von ihm schien das Schlafzimmer zu sein und rechts das Badezimmer. „Hübsch hast du es hier.“ Er folgte ihr in die Küche, die neben dem Badezimmer lag. Sie goss gerade Wasser in eine Vase und stellte dann liebevoll die Pflanze hinein.  „Danke. Ich fühle mich hier auch sehr wohl.“ - „Ich bin auch gerade auf der Suche nach einer Wohnung. Ungefähr so wie deine sollte sie aussehen. Du hast wirklich Talent zum Einrichten.“ Wieder errötete sie, freute sich aber über das Kompliment. „Wenn ich irgendwann mal eine eigene Wohnung hab,“ fuhr er fort „dann musst du mir beim Einrichten helfen. Ich brauche alles neu, habe keine eigenen Möbelstücke.“

„Das würde ich gerne tun. Möchtest du eigentlich etwas trinken?“ – „Nein danke, muss immer so oft pinkeln gehen, wenn ich nervös bin und dann etwas trinke.“ Er schlug sich die Hand vor den Mund. Hab ich das wirklich gerade gesagt? Mist. Was denkt sie jetzt von mir. Aber sie lachte nur „Das Problem kenn ich.“ Er versuchte schnell das Thema zu wechseln, also stellte er sich vor ihre Fotowand und besah sich die Bilder. Er deutete auf ein unscharfes Bild, auf dem sie offenbar im Urlaub zu sehen war. „Oh, bist du das hier? Da hattest du deine Haare aber nicht so schön wie jetzt.“  Sie sah ihm über die Schulter „Das bin ich nicht. Das ist mein Vater.“ Er hätte sich auf die Zunge beißen mögen „Oh nein...“ mehr fiel ihm dazu nicht ein. „Kein Problem“ hauchte sie an seiner Schulter und er spürte ein Knistern zwischen ihnen. Vorsichtig, um sie nicht zu verschrecken, drehte er sich um und sah ihr dabei in die Augen. 

Dabei verlor er jedoch das Gleichgewicht und stolperte geradewegs in ihre Arme. „Na du bist aber stürmisch“ lachte sie ihn aus, stöhnte aber unter seinem Gewicht. „Hups, sorry. Du bist eben so anziehend“ lachte er über sich selbst. Sie war ihm beim Aufrichten behilflich und plötzlich standen sie sich direkt gegenüber, Nase an Nase. Sie roch sein Parfüm und er nahm ihres wahr. Ihre Gesichter näherten sich und dann küssten sie sich. Wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander und küssten sich wild. Mitten in ihrer halb beleuchteten Küche standen sie und knutschten, als würde danach die Welt untergehen. Ihre Gedanken hatten sie ausgeschaltet, sie spürten nur noch ihre Münder und ihre Zungen, die leidenschaftlich die Mundhöhle des anderen erkundeten. „Oh Paddy“ stöhnte Tessa in einer winzigen Kuss-Pause. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und genoss seine Lippen, die sanft ihren Hals liebkosten.  Dann klingelte das Telefon und sie fuhren erschrocken auseinander.

Zurück in der Gegenwart sortierten beide blitzschnell ihre Kleidung und Tessa eilte zum Telefon. Atemlos meldete sie sich mit einem knappen „Ja?“ Paddy begab sich in der Zwischenzeit in ihr Badezimmer und setzte sich auf den Toilettendeckel. Was war da eben passiert? Sie kannten sich doch gar nicht. Er wusste außer ihren Basisdaten nichts von ihr und trotzdem war da in der Küche gerade etwas passiert, dass er nicht benennen konnte.  Eine Leidenschaft, die sie nicht zu stoppen vermochten hatte Besitz von ihnen ergriffen und er wusste nicht wie weit sie gegangen wären.  Aber es hatte ihm gefallen, es hatte ihm sogar sehr gefallen. Und er hatte gespürt, dass sie sich dabei auch sehr wohl gefühlt hatte.  Nichtsdestotrotz nahm er sich aber vor, dass das heute nicht mehr vorkommen durfte, er wollte doch mit ihr essen gehen. Schließlich wollte er ihr nicht das Gefühl geben, nur ein Abenteuer für ihn zu sein. Er hörte undeutlich wie Tessa das Telefonat beendete und verließ das Badezimmer wieder. „Was hältst du davon, wenn wir uns auf den Weg machen? Ich hab tierischen Hunger.“ Ganz offensichtlich erleichtert nickte sie und zog sich ihre neu erstandenen Schuhe an. 

Der Abend beim Chinesen verging viel zu schnell. Sie amüsierten sich beide prächtig und stellten schnell fest, dass sie einen ähnlichen Humor hatten und über viele unsinnige Dinge lachen konnten. Tessa war zwar immer noch ziemlich unsicher, aber ihre Hemmungen hatten deutlich nachgelassen. „Entschuldigung“ der asiatische Kellner stand neben ihrem Tisch „ich wollte Sie fragen ob Sie noch etwas wünschen? Unsere Küche schließt jetzt.“ - „Nein, danke,“ antwortete Paddy für sie beide „bitte bringen Sie mir dann auch die Rechnung.“ - "Gerne“ damit verschwand der Kellner wieder. „Schade,“ fand Tessa „warum sind schöne Abende immer so schnell vorbei?“ - „Sie müssen ja noch nicht vorbei sein“ grinste er sie schelmisch an, woraufhin sie wieder rot anlief. „Wir können doch noch einen Cocktail trinken gehen.“ – „Gute Idee. Aber du bist mit dem Auto unterwegs.“ - „Ich weiß. Ich glaub ich bringe das Auto einfach schon einmal nach Hause und dann können wir ja mit dem Taxi fahren.“ - „Du kannst das Auto sonst auch bei mir vor die Haustür stellen. Zwei Minuten von mir entfernt ist eine nette kleine Cocktail Bar.“ – „Das klingt doch gut“ nickte er „also machen wir es so.“ Er zahlte die Rechnung und dann stellten sie das Auto in Tessas Straße ab. Gemeinsam gingen sie zur Cocktail Bar und Paddy umfasste währenddessen Tessas Hand. 

Sie genoss die Berührung seiner Hand und schwebte wie auf Wolken, aber wie heißt es immer so schön: viel zu schnell erreichten sie ihr Ziel. „Warte!“ Paddy ließ ihre Hand los und hielt ihr die Tür auf. „Danke“ sie grinste von einem Ohr zum anderen und trat überglücklich ein, sie steuerte automatisch auf ihren Lieblingstisch zu, der glücklicherweise unbesetzt war. „Warte, ich helfe dir aus der Jacke“ er eilte zu ihr und stellte sich hinter sie. Wieder sog er ihren Duft ein, als er ihre Haare beiseite schob um ihr die Jacke auszuziehen. Sorgfältig hängte er die Jacke über einen Stuhl und setzte sich dann unmittelbar neben sie auf die Lederbank. „Kannst du mir etwas empfehlen?“ fragte er sie, ohne jedoch auch nur einen Blick in die Karte zu werfen. „Ja, mich“ zwinkerte sie ihm zu. „Hmm... Weiß aber gar nicht ob du mir schmeckst, das muss ich erst mal testen.“ Er beugte sich blitzartig zu ihr rüber, schob ihre Haare weg und knabberte sanft an ihrem Hals, der nun schutzlos vor ihm lag. Ein wohliger Schauer überkam sie und sie genoss seine zärtlichen Bisse, die sich langsam in Küsse wandelten. Er beschränkte sich nun nicht mehr auf ihren Hals, sondern erforschte auch ihr Ohrläppchen und ihre Schläfe. „Darf es schon was sein?“ wurden sie mal wieder unterbrochen. 

„Ja, bitte zwei mal Sex on the beach“ bestellte Tessa keck zwei Cocktails. „Dann seid ihr hier aber falsch“ lachte die Kellnerin und verschwand eilig hinter dem Tresen. Tessa wunderte sich über sich selbst. Vorhin hatte sie sich kaum getraut ihn anzusehen und nun bestellte sie so ein Getränk, es musste an ihm liegen. Er machte sie wahnsinnig. „Sex on the beach klingt gut.“ – „Klingt nicht nur gut, sondern ist es auch.“ - „Du hättest mir aber auch geschmeckt.“ – „Ja? Tja, nun ist es zu spät. Jetzt bekommst du einen Coktail“ – „Auch gut. Das Beste nimmt man ja eh immer zuletzt, oder?“ Nun wurde ihr das Gespräch langsam unangenehm und er spürte das, so schwenkte er das Gespräch auf etwas unverfänglicheres und als sie ihre Cocktails erhielten prostete er ihr mit dem Longdrink Glas zu. „Prost, Therese. Auf unseren Abend.“ – „Prost.“ Sie bekam eine Gänsehaut. Therese. Nicht Tessa. Niemand sonst nannte sie so, aber bei ihm klang das so gut, dass sie beschloss ihm diese Freiheit zu lassen. Sie nahm einen tiefen Schluck von ihrem Getränk und stellte das Glas dann wieder auf den Tisch. „Lecker“ murmelte er und nahm noch einen weiteren Schluck. – „Sag ich doch.“

Der Abend verging wie im Flug, die Nacht war bereits hereingebrochen und beide hatten schon mehrere Cocktails intus. „Ich glaube ich muss langsam mal nach Hause“ merkte Tessa mit schwerer Zunge an. „Gute Idee, sag mal, kann ich bei dir auf deinem Sofa schlafen? Bin bei Angelo so allein. Der ist nicht da.“ Auch Paddy hatte seine Zunge nicht mehr hundertprozentig im Griff und hatte auch schon seine Schwierigkeiten damit sie direkt anzusehen. „Klar“ lallte sie leicht zurück „Kissen und Decken sind genug da“ - „Das ist doch gut.“ Er winkte die Kellnerin heran und ließ sich die Rechnung geben, die er auch dieses Mal allein zahlte. Dann machten sie sich schwankend auf den Weg zu Tessas Wohnung. Mit viel Mühe schaffte Tessa es, den Schlüssel in das dafür vorgesehene Loch zu stecken. 

„Puh, ich bin so müde“ wie zur Bestätigung gähnte sie, hielt aber dabei die Hand dezent vor den Mund. „Ich auch“ gähnte Paddy, aber ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. „Lass mich nur kurz ins Bad gehen, dann mach ich dir danach das Sofa fertig und du kannst währenddessen dann ins Bad, okay?“ Sie schwankte ins Badezimmer und Paddy begann erneut sich ihre Wohnung anzusehen. Sein Blick fiel auf ihren Schreibtisch im Wohnzimmer, auf dem ein PC stand. Darüber hing eine Pinnwand mit Fotos, Konzertkarten und Terminerinnerungen. Da Paddy von Natur aus neugierig war und grundsätzlich keine Hemmungen hatte sich Dinge anzusehen, die andere Menschen öffentlich aushingen, ging er zur Pinnwand und besah sich zuerst die Fotos. Sie waren allesamt von irgendwelchen Freundinnen und Familienmitgliedern, auch eine selbstgebastelte Geburtstagskarte war dabei. Er öffnete die Karte und sofort sprang ihm die Wörter „Kelly Family“ entgegen.  Sie war ein Fan? Er wusste zwar, dass sie ihn kannte und dachte sich schon, dass sie mal ein Fan war. Aber er war überrascht, dass sie es immer noch zu sein schien. Er las sich ungeniert den Text durch, den offensichtlich ihre Freundinnen aus einzelnen Liedzeilen erstellt hatten. Es war totaler Schwachsinn, aber äußerst lustig, so dass er anfing laut zu lachen, so lange bis ihm die Tränen kamen. Tessa war ganz offensichtlich ein riesiger Fan von ihm.  

Als er mit der Karte fertig war hängte er sie wieder zurück und besah sich die Konzertkarten. Sie schien also auch auf die Musik seines jüngeren Bruders zu stehen, zumindest hatte sie Konzertkarten von ihm hängen, einige Konzerte waren bereits vorbei, aber es war auch eine dabei, wo das Konzert erst in ein paar Wochen stattfand. Versteckt hinter ein paar Briefen entdeckte er dann noch ein altes Foto von sich selbst. Er hatte lange Haare und lachte in die Kamera. Oh Gott, dachte er, was hab ich da bitte für komische Klamotten an. Er nahm das Foto ab und watschelte Richtung Badezimmer. Ohne nach zu denken betätigte er den Türgriff und stand dann mitten im Bad. Tessa, die sich offensichtlich gerade umziehen wollte, stand nur mit einem Slip bekleidet vor ihm und sah ihn erschrocken an. 

„Ich hab ne Frage hierzu“ als wäre es das Normalste der Welt stand er vor ihr und hielt das Foto von sich selbst hoch. Sie wusste nicht was sie als erstes erledigen sollte. Sollte sie zuerst ihren Oberkörper bedecken oder ihm lieber erst das Foto entreißen? Der Alkohol hatte ihre Sinne so sehr benebelt, dass es einige Sekunden dauerte ehe sie überhaupt reagieren konnte, ihn schien das gar nicht zu stören, er betrachtete sie eingehend von oben nach unten. „Statt mich so anzuglotzen könntest du mir mal das Handtuch geben, das direkt hinter dir hängt. Oder noch besser, gib mir das Nachthemd, das links neben dir liegt“ pampte sie ihn beleidigt an und hielt schützend ihre Hände vor ihre Blöße. Er nahm das Nachthemd in die Hand „Hübsch“ -  „Ich weiß. Nun gib es her.“ Sie grabschte mit einer Hand danach, doch er zog es ihr spielerisch immer wieder weg. „Was bekomme ich dafür, wenn ich es dir gebe?“ Er versteckte ihr Nachthemd hinter seinem Rücken und sah sie herausfordernd an. „Ich trete dir in die Kronjuwelen, wenn du mir nicht sofort mein Nachthemd gibst.“ – „Dann hol es dir.“ 

„Michael Patrick. Gib es mir. SOFORT!!!!“ – „Ach weißt du... So ohne jeden Anreiz macht es ja gar keinen Spaß, dir das Nachthemd zu geben.“ - „Was willst du von mir?“ – „Nimm die Hände da weg.“ – „Was?“ – „Du hast mich schon verstanden.“ Unsicher sah sie ihn an und dachte nach. Er reagierte nicht weiter, sondern wartete ab. Das Nachthemd hielt er immer noch hinter seinem Rücken. „Nein“ antwortete sie störrisch „die Hände bleiben wo sie sind.“ - „Dann musst du da leider so stehen bleiben.“ Er lehnte sich demonstrativ lässig gegen die Wand, seine Finger spielten mit dem weichen Stoff ihres Nachthemdes.  

Nach einiger Zeit, trat er einen Schritt auf sie zu und stand nun wieder unmittelbar vor ihr. Sein Körper berührte ihre Hände, die unverändert auf ihrem Brustkorb ruhten. Achtlos ließ er ihr Nachthemd und auch das Foto von sich auf den Boden fallen und entfernte vorsichtig ihre Hände. Es lag wohl am Alkohol, aber Tessa leistete keinen Widerstand. Prüfend betrachtete er ihren nackten Oberkörper und berührte mit seinen Fingerspitzen sanft ihre Brüste. Sein Mund suchte erneut nach dem ihrem und wieder verloren sie sich in einem innigen Kuss. Dabei erkundeten seine Hände ihren nackten Oberkörper und ertasteten ihren Hintern, er spürte wie eine feine Gänsehaut ihren Körper überzog. Seine Hände wanderten weiter auf und ab und wurden immer fordernder. Als er ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger nahm konnte sie ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken und genoss die sanften, aber forschen Berührungen seiner Finger. Nun konnte Tessa der Versuchung auch nicht mehr widerstehen und knöpfte sein Hemd auf, Knopf für Knopf öffnete sich der Stoff und gab den Blick frei auf seine muskulöse Brust. Beinahe ehrfürchtig befummelte sie seinen Oberkörper und konnte gar nicht genug davon bekommen. Sie musste alles anfassen, seinen Bauch, seinen Hals, seine Hüften. Immer weiter verlor sie ihre Hemmungen und streifte ihm nun sein Hemd von den Schultern, selbiges landete auf dem Boden neben ihrem Nachthemd. Nun konnten ihre Hände auch seine strammen Oberarme ertasten. 

Paddy spürte die Wärme ihres Körpers an seinem. Es erregte ihn, dass sie so schüchtern nur seinen Oberkörper ertastete, sie war nun schon Ende zwanzig, aber er hatte mehr das Gefühl, dass ihm eine 18jährige gegenüberstand. „Ist sie wirklich schon 27 oder hat sie mich angeschwindelt“ überlegte er. Sie schreckte zurück „Wie bitte?“ - „Was?“ Er war verwirrt, seit wann konnte sie seine Gedanken lesen? Verdammt, hab ich das etwa laut gesagt, überlegte er. Anscheinend schon. 

„Sorry, Süße. Ich wusste nicht, dass ich das laut ausgesprochen hatte.“ - „Ich glaube du bist besoffen.“ Beleidigt schnappte sie sich ihr Nachthemd vom Boden und rannte aus dem Bad. „Süße, warte, bitte. Das war doch nicht so gemeint.“ Sie stoppte an ihrer Jackentasche und holte ihren Personalausweis heraus. Diesen schmiss sie ihm vor die Füße. „Hier, vielleicht glaubst du mir ja jetzt. Ich sehe zwar jung aus, aber ich bin es nicht. Ich hab keine Lügen nötig.“ Mit diesen Worten verschwand sie in ihrem Schlafzimmer und warf die Tür hinter sich zu. Paddy hob ihren Personalausweis auf und warf einen Blick drauf. So gut es ging versuchte er ihr Alter nachzurechnen. Es dauerte, aber letztendlich kam er darauf, dass sie exakt 27 Jahre alt war. 

„Therese, es tut mir leid“ brüllte er durch die Tür. Als nach einiger Zeit keine Reaktion von ihr kam öffnete er vorsichtig die Tür und erwartete ein Kissen oder ähnliches gegen den Kopf zu bekommen, aber nichts passierte. So setzte er vorsichtig einen Fuß hinein und blickte dann auf ihr Bett. Da lag sie auf der Bettdecke, ihren Plüschhasen im Arm und schlief seelenruhig.  

Er ging zum Bett, zog ihre Bettdecke unter ihr hervor und deckte sie damit zu. Dann schnappte er sich eine weitere Decke, die neben ihrem Bett lag und legte sich zu ihr ins Bett. Fest an sie gekuschelt schlief er schließlich ein.

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Kommentare: 2
  • #1

    mandy (Montag, 23 Januar 2012 01:45)

    Insgesammt war es ein tolles date mit einigen ausnahmen, dass paddy humorvoll, gentelmenlike, und charme hatte war zu erwarten, auch die anspielungen in der cocktailbar von paddy fand ich interessant, nur was beide daraus machten fand ich ein wenig zu volgär und übertrieben, anscheind hat die angeblich so schüchterne tessa ihre hemmungen verloren, nicht sehr ladylike für dass ersten date. auch am ende wäre es schöner gewesen wenn paddy sich anständig zurück auf dem sofa begeben hätte! die sind doch noch kein altes ehe paar! naja an sich war es eine überaus interessante geschichte, bin trotzdem gespannt wie es mit die zwei weiter geht! (man kann ja seine phantasie freien lauf lassen , nichts für ungut!)

  • #2

    girlykueken (Sonntag, 19 November 2017 01:22)

    Der Phantasie entsprungen... Wie wahr!
    "muskulöse Brust"... ? Das ist der "kleine, zierliche" Paddy der da beschrieben wird. Passt das?

    Ansonsten sehr schöne Geschichte. Liest sich prima!
    Brav kann jeder, ich mag's auch lieber mit Pfeffer!